Die Aussage von US-Notenbankchef Powell, dass es angesichts der guten Wirtschaftslage keinen Grund zur Eile bei Zinssenkungen gebe, sorgt für einen verhaltenen Börsenstart in Europa. Nachdem sich der europäische Stoxx-600-Index tagelang über seinem 200-Tage-Durchschnitt gehalten hatte, dümpelt er nun unter diesem Indikator. Der gestrige Schwung durch gute Unternehmenszahlen ist bereits wieder verpufft. Auch für die USA erscheint eine Teilkorrektur der weit überdurchschnittlich positiven Performance nach den Präsidentschaftswahlen plausibel.
In den USA stützte die bestätigte Prognose der europäischen ASML (AS:ASML) den Halbleitersektor nur leicht. Anfangsgewinn bröckelten schnell wieder ab. Erfolge im Streaming-Geschäft bescherten Walt Disney (NYSE:DIS) gute Gewinne und ließen die Aktien um über sechs Prozent steigen. Zudem will Disney im kommenden Geschäftsjahr Aktien im Wert von 3 Milliarden Dollar zurückkaufen. Insgesamt überwog an der Börse jedoch die Vorsicht und die Äußerungen Powells waren sicherlich nicht geeignet, die Stimmung zu verbessern.
In China wird der übertriebene Optimismus, den die Ankündigung umfangreicher Konjunkturmaßnahmen Ende September ausgelöst hatte, weiter korrigiert. Immerhin hat sich die Stimmung der chinesischen Verbraucher deutlich aufgehellt. Die heute veröffentlichten Einzelhandelsumsätze stiegen im Oktober so stark wie seit acht Monaten nicht mehr. Damit wurden die Prognosen aller 29 von Bloomberg befragten Analysten übertroffen. Ein Haar in der chinesischen Suppe finden die Anleger derzeit immer. Die Industrieproduktion stieg etwas langsamer als im Vormonat, blieb aber über dem Niveau, das für das Erreichen des Wachstumsziels der Regierung von rund fünf Prozent bis 2024 entscheidend ist. Zusammen mit der Unsicherheit über die US-Außenhandelspolitik reichte dies für schwächere Kurse in China.
Auch in Japan erholte sich der Konsum weiter und wuchs um 0,9 Prozent. Allerdings hat sich das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal verlangsamt. Das reale Bruttoinlandsprodukt stieg um 0,2 Prozent, nach 0,5 Prozent im zweiten Quartal. Der robuste private Konsum dürfte die Bank of Japan ermutigen, die Zinsen auf ihrer nächsten Sitzung im Dezember anzuheben. Dies könnte auch ohne massive Verwerfungen beim Yen-Wechselkurs geschehen, wenn die Zinssenkungen in den USA zurückhaltender ausfallen.
Positive Signale von italienischen und spanischen Anleihen, die den negativen Einfluss der korrigierenden chinesischen Börse mehr als ausgleichen, lassen unseren apano Sentiment-Index APX um einen Punkt auf weiterhin neutrale 12 Punkte steigen.