Der S&P 500 steht nach eine Serie von Ausverkaufstagen nun nur noch zwei Prozent über auf dem hier mehrfach avisierten Kursziel von 3600. Zur Erinnerung, wieso dieser Wert: wer im 10-Jahres-Chart des S&P 500 eine Linie zieht, die sich am Mittelwert orientiert, also quasi das Rückgrat darstellt, der stellt fest, dass dieser Wert aktuell ca. 3600 entspricht. Massive Ausreißer unter diese Trendlinie gab es seit 2012 nur zwei Mal: als die FED im 4. Quartal 2018 versuchte, den Börsen Liquidität zu entziehen und während der Anfangsphase der Covid-Pandemie.
Derzeit reizt die FED ihren Straffungsspielraum aus, was im Zusammenspiel mit den globalen Lieferproblemen und dem ausgeprägten Kaufkraftverlust der Konsumenten die Aktenmärkte natürlich enorm belastet. Ende Mai, bei einem Indexstand von 4100, betrug laut iShares das Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500 ca. 20. Bei 3600 wären es demnach für US-Verhältnisse attraktive 17,5. Die Notenbanken werden keine tiefe Rezession zulassen, zudem würde eine solche die aufgeheizten Preise wegen des damit verbundenen Nachfrageeinbruchs von sich aus auflösen.
Wenn die FED derzeit auch aggressiver als gedacht vorgeht, so schafft sie sich doch damit zugleich Spielraum, um erforderlichenfalls schnell die Zinsen wieder absenken zu können, sie legt sich derzeit also quasi Pfeile in den Köcher. Jerome Powell sagte ja am Mittwoch, dass sich die Notenbank derzeit im Sichtflug befindet und an den monatlichen Konjunkturdaten entlang hangelt.
Vielleicht wird der S&P auch ein paar Prozent unter die 3600 rutschen, aber viele aktive Fondsmanager wie wir sitzen auf prall gefüllten Kassen bzw. sind zumindest teilweise abgesichert. Wir warten alle „nur“ auf den perfekten antizyklischen Einstiegszeitpunkt. Heute ist großer Verfalltermin, da kann heute Abend u/o am Montag noch Einiges in Bewegung geraten.
In Asien zeigen sich die chinesischen Techwerte heute mit +2,5% kräftig erholt. Japans Notenbankgouverneur Kuroda hat sich erstmals gegen eine weitere exzessive Yen-Abwertung ausgesprochen, die BoJ behält aber ihren ultralockeren Zinskurs bei. Dass die EZB zur Vermeidung einer Spreadexplosion die fällig werdenden Anleihen aus PEPP nun in erster Linie in Staatsanleihen der kritischen Länder reinvestieren will, nimmt weiter Druck aus dem Kessel: 10y Italien heute 3,78% nach 4,10% am Dienstag.
Der Anstieg der Risikoindikatoren Gold und VDAX kosten den apano-Stimmungsindex 3 Punkte. Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.