Ein Blick auf den Kurschart der US-Aktienindizes verrät den Auslöser des gestrigen Ausverkaufs. Bis 16:00h MEZ sah es nach einem soliden Handelstag aus, dann aber wurden die Juni-Werte für das Verbrauchervertrauen veröffentlicht. Während die aktuelle Lage mit 147,1 als rosig zu bezeichnen ist, fielen die Erwartungen auf einen verheerend niedrigen Stand von 66,4. Wegen der explodierenden Lebenshaltungskosten war dieser Wert bereits seit Jahresanfang recht niedrig (im Januar laut Conference Board 88,8) und fiel außer im April Monat für Monat weiter. Nicht nur der Wert an sich ist katastrophal, zudem hat sich das Abwärtstempo sogar beschleunigt! Ich sehe noch eine zweite Ursache für den Kollaps des Vertrauens: die immensen Kursverluste auf ihre Wertpapierdepots haben viele US-Verbraucher ärmer gemacht. Dieser Effekt war im Juni besonders ausgeprägt. Dass die Wachstumswerte gestern besonders unter Druck gerieten, kann mit einem zweiten Effekt zusammen hängen: Windowdressing vor dem Halbjahresultimo. Viele Fondsmanager dürften bestrebt sein, zum Jahresende keinen hohen Bestand an den Losern des ersten Halbjahres zu halten – aus der gleichen Motivation heraus wurden dagegen noch einige der Gewinner aus HJ 1 ins Depot gelegt, weshalb z.B. Ölwerte (NYSE:XLE) gegen den gestrigen Trend fester waren. Die 10y US-Treasuries waren mit fast schon wieder bedrohlichen 3,23% in den US-Handelstag gestartet, in Folge der durch die Schockdaten der US-Verbraucher erstarkten Rezessionsängste waren sie aber ab 16:00 gesucht, heute früh steht die Rendite bei 3,15%. Es wird extrem spanend, wie das zweite Halbjahr starten wird: werden die Gewinner und Verlierer aus HJ 1 dieselben Branchen sein oder wird es zu einem überraschenden Comeback des Nasdaq kommen? Immerhin sind dort viele Titel inzwischen so billig geworden, dass einige davon vom Indexanbieter Russell bereits als Value und nicht mehr als Growth gelistet werden. In Fernost trübt heute früh neben dem US-Kurseinbruch das Beige Book über die wirtschaftliche Entwicklung in China die Stimmung. Laut CNBC sprechen die meisten der 4300 in Q2 interviewten Teilnehmer von einer Verschlechterung der Auftragslage und einem Anschwellen der Lagerbestände. Besser sei die Situation bei PKWs, IT und Consumer Electronic. Der Nikkei verlor 2%, seitdem in den USA die Verbraucherdaten veröffentlicht wurden. Das ist zwar vergleichsweise moderat, trotzdem muss er damit die im apano-Stimmungsindex gerade erst gewonnenen sechs Punkte wieder abgeben. Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.