Seit dem 26. August läuft in der Wüste von Nevada eines der spektakulärsten Festivals der Welt. Deutsche Autohersteller wirken im Vergleich zu Tesla (NASDAQ:TSLA) wie Rock am Ring zum Burning Man – altbacken, traditionell aber womöglich langfristig beständiger.
Das Festival Burning Man findet alljährlich in der Wüste von Nevada statt und Höhepunkt ist am amerikanischen Labor Day das Verbrennen des Burning Man, einer sich von Jahr zu Jahr verändernden menschlichen Statue. Elon Musk sagte vor einiger Zeit, das Festival sei „wie das Silicon Valley“. Dass da etwas dran ist, erkennt man schon daran, dass die Teilnahme immer teurer wird und die hippen Jungs und Mädels aus Kalifornien die alten Fans des Festivals mitunter verdrängt haben. Die Preise sind immens und somit wurde Burning Man elitär – wie Silicon Valley eben.
Tesla und seine eigene Welt
Unglücklich wird es, wenn Firmenchefs wie Elon Musk glauben, eigenes elitäres Denken auf den Kapitalmarkt übertragen zu können und zudem jeden Kritiker ihrer Ideen als Feind zu identifizieren. Musk unterscheidet sich da kaum von Donald Trump – wer nicht für ihn ist, ist gegen ihn – ob Großinvestor, Short-Seller oder einfach kritische Analysten. Seinen Höhepunkt fand das Ganze Anfang August als Musk – mutmaßlich laut Medienberichten mit Substanzen gestärkt, die auch beim so beliebten Festival konsumiert werden sollen – über den Börsenrückzug von Tesla philosophierte ohne wirklich Fakten liefern zu können.
Etliche Klagen sind seither anhängig, bei Brokern wie CMC Markets wird die Aktie nach Aussage von Analyst Jochen Stanzl „seither rauf und runter gehandelt“. Tesla könnte in den kommenden Jahren jedoch erstmals wirklich unter Druck kommen. Auch auf dem Portal Gettex gehört Tesla schon seit Langem zu den mit beliebtesten Aktien und viele Anleger halten mit Short-Papieren wie dem Turbo CQ90AZ gegen das, was Elon Musk verspricht und glauben nicht an sein Rückzugsszenario von der Börse.
Musk hat übertrieben
Dabei hat er zunächst sogar Gutes bewirkt. Der scheinbare Erfolg von Tesla zwang die traditionellen Fahrzeughersteller wie Daimler (DE:DAIGn), BMW (DE:BMWG) und Volkswagen (DE:VOWG) verstärkt in den Bereich zu investieren. Laut einer Studie der Beratungsfirma KPMG steht das Thema Elektro ganz oben auf der Agenda des Managements der führenden Autohersteller und Zulieferer. „In der kommenden Dekade und danach durchläuft die Automobilindustrie weltweit den größten und tiefgreifendsten Wandel ihrer über 130 Jahre alten Geschichte“, sagte Elmar Degenhart, der Chef von Continental (DE:CONG), zuletzt.
„Wir gehen diesen Wandel frühzeitig und vorausschauend an“, so der Firmenlenker. Dazu wird die Antriebssparte zum Anfang des Jahres 2019 abgespalten, ein Teilbörsengang sei ab Mitte 2019 möglich. Sie enthält die Technik um Verbrennungsmotoren, aber auch Teile für die Elektroantriebe. „Conti zieht damit den Stecker beim Verbrennungsmotor“, sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research.
Die Analysten der Citigroup (NYSE:C) gehen in ihrem Basisszenario davon aus, dass im Jahr 2013 „reine“ Elektroautos weltweit einen Marktanteil von zehn Prozent der Neuwagenverkäufe haben werden, was 13 Mio. Fahrzeugen entsprechen würde. Der Absatz hänge vor allem von der staatlichen Förderung ab. 2017 lag er bei lediglich 0,8 Prozent.
Für den Erfolg von Elektroautos seien vor allem vier Faktoren entscheidend: wie groß die Reichweite des Fahrzeugs sei, wie viele Ladestationen es geben werde, die Lebensdauer der Batterie, und die Kosten des Betriebs eines Elektrofahrzeugs. Aktuell liegen letztere weit über denen eines Autos mit Verbrennungsmotor. Genau an diesen Themen, sprich vor allem der Batterie, arbeiten viele Hersteller fieberhaft. Daher gehen etliche Analysten davon aus, dass ab dem Jahr 2025 der Kauf und der Betrieb eines Elektrofahrzeugs ähnlich hohe Kosten verursachen werden, wie die eines mit Verbrennungsmotor. Und schlechte Nachrichten für Tesla – viele Experten aus dem Autosektor sehen beispielsweise den BMW i8 als überlegen an, zudem war auf der IAA 2017 zu hören, dass die deutschen Hersteller ab 2019 eine wahre Offensive im Elektrobereich hinlegen werden.
Für Anleger wären damit womöglich die alten Schlachtschiffe eine gute Wahl, zumal sie günstig bewertet sind. Mit der MF0MC7 und dem Turbo Long HY0G2Q setzen aktive Anleger auf die deutschen Autobauer. Eben auf Rock am Ring statt auf Burning Man. Wobei Rock am Ring zeitweise eine Auszeit vom Nürburgring nahm und viele alteingesessene Fans die Auftritte Jay-Z und Kollegen kritisch beäugen. Doch dieses Details wollen wir mal großzügig übersehen.