Teslas Absatzrückgang hängt nicht (nur) an der Moral

Veröffentlicht am 25.03.2025, 12:13

Das Bild zeigt den Blick auf eine geöffnete Bürotür mit einem Namensschild „Elon Musk“. Direkt darunter ist ein handgeschriebener Zettel befestigt: „Bin in Washington“. Durch die Tür hindurch ist ein Schreibtisch zu sehen, auf dem ein Monitor steht. Auf dem Bildschirm verläuft der Aktienchart von Tesla steil abwärts – rot eingefärbt. Die Szene symbolisiert die Abwesenheit von Elon Musk im operativen Geschäft und illustriert eine zentrale Aussage des Beitrags: Während sich Musk anderen Themen wie politischen Reformen widmet, bleibt Tesla ohne klare Führung – mit spürbaren Auswirkungen auf den Aktienkurs.




Ein dramatischer Absatzeinbruch bei Tesla sorgt derzeit für Gesprächsstoff. Im Nachgang zu unserem Live-Videostream vom vergangenen Dienstag habe ich, wie versprochen, die Situation näher untersucht.

Käufer halten sich zurück – Tesla trifft es besonders hart

Die Verunsicherung unter Konsumenten betrifft die gesamte Automobilbranche – auch Tesla ist davon nicht ausgenommen. In Deutschland gingen die Neuzulassungen im Februar im Vergleich zum Vorjahr um 76 % zurück. Als Hauptgrund wird in der Öffentlichkeit ein breiter Boykott gegenüber Elon Musk genannt. Doch dieser moralische Aspekt erklärt nur einen Teil der Entwicklung.

Tatsächlich zeigt sich, dass auch wirtschaftliche Unsicherheiten und veränderte Verbraucherprioritäten eine Rolle spielen. Viele Kunden verschieben größere Anschaffungen oder orientieren sich an neuen Marken, die bessere Preis-Leistungs-Verhältnisse versprechen.

Modellwechsel sorgt für Lieferengpässe in Europa

Ein konkreter Faktor ist die Umstellung der Produktion des Modells Y in Grünheide. Im Februar wurde die Fertigung gedrosselt, um auf eine überarbeitete Variante umzustellen. Das führt zwangsläufig zu Lieferengpässen.

Branchenexperten schätzen, dass dieser Effekt allein rund zehn Prozentpunkte des Absatzrückgangs erklären könnte. Kurzfristig mag das nachvollziehbar sein, doch die Kommunikation gegenüber den Kunden blieb verhalten. Wer kein konkretes Lieferdatum hat, wartet lieber ab.

China drückt aufs Tempo – Tesla verliert Technologievorsprung

Wettbewerber wie BYD (F:1211) gewinnen in der E-Mobilität schnell an Boden – sowohl beim Preis als auch bei der Technologie. Die Chinesen bieten Reichweiten von über 1.000 Kilometern und Ladezeiten von nur fünf Minuten für bis zu 600 Kilometer. Auch das Versprechen auf autonomes Fahren ist bei BYD bereits inbegriffen.

Tesla sieht sich zunehmend gezwungen, auf diese Entwicklungen zu reagieren. Doch bislang fehlt ein klarer Innovationsschub. In einem immer dichter besetzten Markt ist Stillstand gleichbedeutend mit Rückschritt.

Was wurde aus Teslas KI-Vorsprung?

Tesla war lange als Pionier im Bereich des autonomen Fahrens bekannt. Doch dieser Vorsprung schrumpft. Immer mehr Hersteller holen auf, und viele Kunden hinterfragen inzwischen die Alleinstellung des Unternehmens.

Ein Grund für die Zurückhaltung vieler potenzieller Käufer ist die Erwartung weiterer Preissenkungen. Wer glaubt, dass Tesla bald nachziehen muss, wartet mit dem Kauf. Die einstige Begeisterung für "Full Self-Driving" ist nicht verschwunden, aber sie wird kritischer hinterfragt.

Kamera vs. Lidar: Teslas Alleingang wird zum Risiko

Tesla setzt beim autonomen Fahren weiterhin ausschließlich auf kamerabasierte Systeme. Im Gegensatz dazu kombinieren viele Wettbewerber Kameras mit Lidar-Sensoren, die bei schlechten Sichtverhältnissen vorteilhaft sind, wenn auch teuer.
Diese technologische Grundsatzentscheidung wird zunehmend zur Belastung. Investoren und Kunden stellen sich die Frage, ob Tesla bei der Sicherheitsentwicklung noch ganz vorne mitspielt. In sicherheitsrelevanten Bereichen ist Vertrauen entscheidend.

Vandalismus, Trump & Polarisierung – Tesla im politischen Kreuzfeuer

In den USA kommt es derzeit zu zahlreichen Fällen von mutwilliger Beschädigung an Tesla-Fahrzeugen. Die Vorfälle haben landesweite Aufmerksamkeit erregt und selbst Donald Trump hat sich dazu geäußert. Die gesellschaftliche Polarisierung spiegelt sich auch in der Wahrnehmung der Marke wider.

Obwohl Tesla in vielen Bereichen Marktstandards gesetzt hat, wird das Unternehmen zunehmend zur Projektionsfläche für politische und gesellschaftliche Debatten. Das beeinflusst das Kaufverhalten und belastet indirekt auch den Aktienkurs.

Elon Musk im "DOGE-Ministerium" – und die Tesla-Aktie (NASDAQ:TSLA) leidet mit

Elon Musk ist das Gesicht von Tesla – und aktuell scheint dieses Gesicht sich anderen Themen zuzuwenden. Mit seinen Öffentlichkeitsauftritten rund um Dogecoin und sein augenzwinkerndes "DOGE-Ministerium" erzeugt er Schlagzeilen, die wenig mit dem operativen Tagesgeschäft zu tun haben.

Die Wahrnehmung, dass Musk sich nicht mit voller Kraft Tesla widmet, verunsichert viele Anleger. Dabei ist sein Einfluss auf die Aktie nach wie vor groß. Sollte er sich wieder sichtbar auf Tesla konzentrieren, könnte das neue Impulse geben und Vertrauen zurückbringen.

Tesla bleibt spannend – aber der Ausverkauf ist noch nicht vorbei

Die Tesla Aktie ist aktuell günstig bewertet, doch der Ausverkauf dürfte noch nicht abgeschlossen sein. Der frühere Hype könnte nun in eine überzogene Abwärtsbewegung münden.

Die strukturellen Probleme sind lösbar, doch es braucht sichtbare Fortschritte. Wer langfristig denkt, sollte die Tesla Aktie weiterhin genau beobachten – denn der nächste Aufschwung könnte kommen, sobald die richtigen Signale gesetzt werden.


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