Ähnlich wie am Aktienmarkt lohnt es sich auch bei den Kryptos nach Digitalwährungen mit relativer Stärke zu suchen. Für eine grobe Auswertung reicht bereits der Blick auf Performance-Listen über verschiedene Zeiträume. Antizykliker schauen auf Coins, die zuletzt besonders kräftig unter die Räder kamen. Aber auch eine gegenteilige Strategie kann sehr erfolgsversprechend sein.
Im frühen Geschäft am Donnerstag bleibt die Stimmung am Krypto-Markt durchwachsen. Von der wieder größeren Risikobereitschaft am Aktienmarkt mit Rekorden bei den amerikanischen Small- und Mid-Caps sowie den Technologieindizes können die meisten Digitalwährungen noch nicht profitieren. Auf Sicht von 24 Stunden weist unter den Top 10 Stellar mit gut drei Prozent den größten Zuwachs auf, ansonsten pendeln die Kurse seitwärts.
Das kurzfristige Hin und Her ist aber höchstens für ambitionierte Trader interessant. Anleger, die sich über mehrere Tage oder Wochen positionieren wollen, sollten den Blick auf längere Performance-Auswertungen richten. Hier zeigt sich besonders deutlich, welche Münzen in der seit Monaten laufenden Konsolidierungsphase relative Stärke zeigten.
Über einen Zeitraum von 90 Tagen trennt sich besonders deutlich die Spreu vom Weizen. Unter den Top 10 weisen nur vier Coins – BitcoinCash, EOS, IOTA und Tron – eine positive Rendite auf. Über 180 Tage gesehen bleiben aus dem Quartett nur noch EOS und Tron übrig. Alternativ könnte auch die Performance über 30 Tage ausgewertet werden. Hier weisen EOS und IOTA mit rund 25 Prozent die geringsten Verluste auf. Zwischenfazit: EOS zeigt über verschiedene Zeiträume die mit Abstand besten Performance-Werte. Hier lohnt sich ein Blick auf den Kursverlauf.
Der Tageschart zeigt wenig überraschend einen mittelfristig intakten Aufwärtstrend (grüne Linie). Die Gerade wurde in den vergangenen Wochen mehrfach von oben angelaufen und hat bisher gehalten. Auch die deutlich darunter verlaufende 200-Tage-Linie ist Richtung Norden gerichtet und signalisiert eine Übermacht der Käuferseite. Weiter steigende Kurse sind somit wahrscheinlicher als eine Korrektur. Also alles in Butter?
Aus taktischer Sicht liegt zumindest keine überhitzte Lage vor, wie der Abstand zur 21-Tage-Linie unter dem Chart zeigt. Alle Rally-Phasen der vergangenen Monate und damit Übertreibungen endeten ab einer Differenz von rund 80 bis 110 Prozent zum Monatsdurchschnitt. Aktuell steht EOS nur unwesentlich über der Signallinie, erst im Bereich um 23 Dollar würde es wieder gefährlich. Charttechnisch steht zuvor noch die Verkaufszone um 15,80/16,20 Dollar zur Disposition. Erst darüber wäre der nächste Schub zu erwarten. Auf der Unterseite sorgen der Aufwärtstrend um 12,90 Dollar und eine zuletzt bewährte Zone um 10/10,70 Dollar für Sicherheit.
Fundamental sorgte der am Freitag abgeschlossene Token Sale für gute Laune. Nach einem Jahr wurden rund vier Mrd. Dollar eingesammelt – Rekord. EOS läuft jetzt nicht mehr über die Ethereum-Blockchain, sondern über ein unabhängiges Projekt. Mit dem Software-Entwickler Block.one im Rücken können nun neue Projekte in Angriff genommen werden. Doch eigene Plattformen wie eosio können langfristig nur überlegen, wenn es viele Anwendungen gibt, die auch genutzt werden. Hier wartet noch viel Arbeit, während im Kurs schon einiges an Vorschusslorbeeren eingepreist sein dürfte.
“Buy the rumour sell the fact” droht daher auch bei EOS, sofern nicht schon bald neue Meldungen frische Fantasie entfachen. Solange der Trend noch intakt ist, können risikobereite Anleger ein paar Stücke einsammeln. Bei deutlichen Schwächesignalen gilt es dann aber auch, schnell die Reißleine zu ziehen.