Donald Trump wurde gestern um 12 Uhr mittags (US-Zeit) als 47. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt.
Mit dem erneuten Ablegen des Amtseids steht fest: Er übernimmt eine Wirtschaft, die sich in einem deutlich besseren Zustand befindet als vor vier Jahren, als er das Weiße Haus verließ.
Die schwer angeschlagene Wirtschaft zu Beginn der Covid-19-Pandemie im Januar 2020 gehört mittlerweile der Vergangenheit an. Auch wenn sich vieles im Vergleich zu damals verändert hat – und nicht alles zum Besseren – steht außer Frage, dass sich die USA in den letzten Jahren erheblich erholt haben. Im globalen Vergleich stehen sie sogar an der Spitze: Laut The Economist sind die USA heute "der Neid der Welt" unter den Industrienationen.
Die Diskussion darüber, ob diese Erholung der natürlichen wirtschaftlichen Dynamik oder den politischen Maßnahmen der Biden-Regierung zu verdanken ist, bleibt umstritten. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo in der Mitte – eine Mischung aus beiden Faktoren dürfte zum aktuellen wirtschaftlichen Aufschwung beigetragen haben.
Derzeit präsentieren sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in einem positiven Licht, gestützt auf mehrere Schlüsselindikatoren. Besonders hervorzuheben ist die robuste Erholung am Arbeitsmarkt. Die Anzahl der Beschäftigten ohne Landwirtschaft stieg im vergangenen Monat auf 159 Millionen und liegt damit über dem Höchststand vor der Pandemie. Auch die Arbeitslosenquote bleibt mit 4,1 % im Dezember auf einem niedrigen Niveau. Zwar ist sie leicht höher als die 3,5 % vor der Pandemie, doch historisch betrachtet befindet sie sich weiterhin nahe an einem Tiefpunkt.
Eine der Herausforderungen, die Biden seinem Nachfolger hinterlässt, sind die anhaltenden Folgen der Inflation. Zwar hat sich der Preisdruck nach dem sprunghaften Anstieg im Jahr 2022 etwas entspannt, doch bleibt das Risiko einer hartnäckigen Inflation bestehen. Die Fed arbeitet weiterhin daran, die Inflationsrate von aktuell rund 3 % auf ihr Ziel von 2 % zu senken – ein Vorhaben, das sich als anspruchsvoll erweist.
Die gute Nachricht: Das Risiko einer Rezession bleibt nach wie vor gering.
Laut der aktuellen Ausgabe des US Business Cycle Risk Report – einer Schwesterpublikation von CapitalSpectator.com – liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Wirtschaft nach den Kriterien des NBER bereits in eine Rezession eingetreten ist oder kurz davorsteht, derzeit bei unter 5 %.
Der bevorstehende Bericht zum BIP des 4. Quartals wird voraussichtlich bestätigen, dass die US-Wirtschaft weiterhin auf solidem Kurs ist. Das GDPNow-Modell der Atlanta Fed prognostiziert aktuell ein Wachstum von 3,0 % (Stand: 17. Januar) – ein Wert, der fast genau dem kräftigen Anstieg von 3,1 % im 3. Quartal entspricht.
Kurz gesagt: Die Trump-Administration übernimmt eine Wirtschaft mit starkem Rückenwind. Die eigentliche Unsicherheit liegt jedoch darin, wie die politischen Vorhaben des neuen Präsidenten – von Einwanderung und Handel bis hin zu Steuern, Regulierung und Außenpolitik – den übergeordneten wirtschaftlichen Trend beeinflussen werden. Trump hat zudem versprochen, der „verheerenden Inflationskrise“ ein Ende zu setzen.
Bereits wenige Stunden nach Amtsantritt hat er durch eine Vielzahl an Durchführungsverordnungen deutliche politische Weichenstellungen vorgenommen. Die große Frage ist nun, wie sich diese Maßnahmen auf das Wirtschaftswachstum auswirken werden.
Unter Ökonomen gibt es darüber keine einheitliche Meinung. Während einige Analysten optimistisch sind und ein beschleunigtes Wachstum erwarten, bleiben andere skeptisch.
„Es gibt derzeit keinen klaren Weg, wie all diese Ziele erreicht werden können, da sie in sich widersprüchlich sind“, meint Romina Boccia, Direktorin für Haushalts- und Sozialpolitik am Cato Institute.
Ein Hauptrisiko für die neue Regierung könnte die wachsende Staatsverschuldung sein.
Laut Politico wird die US-Staatsverschuldung, die bereits über 36 Billionen US-Dollar beträgt, in den kommenden zehn Jahren neue Rekordhöhen erreichen. Nach den aktuellen Prognosen des Congressional Budget Office (CBO) könnte sie bis 2035 auf 118 % der gesamten Wirtschaftsleistung ansteigen. Diese Projektionen dienen den Gesetzgebern als Grundlage für künftige Entscheidungen und Gesetzesvorhaben.
Trumps designierter Finanzminister, Scott Bessent, brachte das Problem kürzlich auf den Punkt: "Wir haben in den USA kein Einnahmeproblem. Wir haben ein Ausgabenproblem."
Die entscheidende Frage ist nun, ob Trump in seiner zweiten Amtszeit bereit sein wird, die unangenehmen, aber notwendigen Schritte zu unternehmen, um den US-Haushalt wieder auf einen nachhaltigen Kurs zu bringen. Kritiker argumentieren, dass die wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Biden-Regierung erhebliche Herausforderungen hinterlassen haben – und es nun an Trump liegt, diese zu bewältigen.
Doch es gibt berechtigte Bedenken: Trumps Absicht, die Steuersenkungen zu verlängern, könnte ohne entsprechende Einsparungen auf der Ausgabenseite den ohnehin schon angespannten Staatshaushalt weiter belasten. Ohne entschlossene Gegenmaßnahmen droht die Verschuldung weiter aus dem Ruder zu laufen.
Eines steht jedoch fest: Mit einer republikanischen Mehrheit sowohl im Kongress als auch im Weißen Haus wird Trump in seiner zweiten Amtszeit maßgeblich bestimmen, welchen Weg die USA in den nächsten vier Jahren einschlagen.