Dieser Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache am 11.1.2017 veröffentlicht.
Das Vertrauen in den im November beschlossenen OPEC-Deal über Produktionskürzungen verlieh den Ölmärkten bis zum Ende des Jahres 2016 Auftrieb. Seit Beginn des neuen Jahres scheint der Optimismus jedoch zu schwinden. Teil 1 des Artikels OPEC-Schwindler: Wer reduziert und wer nicht warf einen Blick darauf, wie realistisch die Einhaltung des Abkommens über Produktionskürzungen durch die Mitglieder des Kartells ist. Der zweite Teil beschäftigt sich mit unabhängigen Ölproduzenten sowie damit, ob sich die einzelnen Staaten an die Abmachung halten werden.
Produktionskürzungen unabhängiger Ölproduzenten spielen eine tragende Rolle bei der Reduzierung des globalen Überangebots an Rohöl. So war etwa die Zusage Russlands in letzter Minute, die eigene Produktion um 300.000 bpd zu senken, entscheidend für den Konsens-Deal der OPEC über Produktionskürzungen in Höhe von 1,2 Mio. bpd.
Am 10. Dezember trafen sich unabhängigen Ölproduzenten mit Vertretern der OPEC und vereinbarten eine Drosselung der Fördermenge um insgesamt 558.000 bpd. Zusammen mit den geplanten Kürzungen der OPEC würde sich eine Einsparung von 1,76 Mio. bpd ergeben. Es folgt eine Auflistung der Produktionskürzungen außerhalb der OPEC und die bisherige Einhaltung durch die einzelnen Länder. Man beachte jedoch, dass die Zielvorgaben ein Produktionsdurchschnitt über die ersten sechs Monate widerspiegeln.
Aserbaidschan: Das zentralasiatische Land sagte eine Kürzung der eigenen Produktion um 35.000 bpd zu. Angaben der russischen Nachrichtenagentur TASS zufolge begannAserbaidschan am 1. Januar mit der Implementierung der Produktionskürzungen.Im Gegensatz zu den anderen großen Ölproduzenten ging die Ölproduktion Aserbaidschans 2016 um 1,5 Prozent zurück. Die Produktionskürzungen könnten daher nur ein natürlicher Rückgang sein, der als Reduzierungen verkauft wird.
Bahrain: Die Nation am Persischen Golf produziert nur etwa 200.000 bpd und verpflichtete sich zu einer Reduzierung um 10.000 bpd. Weder die Regierung noch das nationale Ölunternehmen Bapco gaben bislang eine Stellungnahme zur Einhaltung ab.
Brunei: Das winzige Land produziert nur etwa 130.000 bpd, stimmte jedoch einer Kürzung der Produktion um 4.000 bpd zu. Das Sultanat von Brunei hat bislang keine Produktionskürzungen bekannt gegeben. Angesichts der angespannten Wirtschaftslage seit Beginn des Preisverfalls beim Öl könnte es dem Land schwerfallen, selbst auf diese geringe Menge zu verzichten.
Äquatorialguinea: Das zentralafrikanische Land verpflichtete sich zu einer Reduzierung der Ölproduktion um 12.000 bpd. Bislang gab Äquatorialguinea keine Reduzierungspläne bekannt. Im Mittelpunkt des öffentlichen Geschehens steht im Moment das neu anberaumte Korruptionsverfahren gegen den Sohn des derzeitigen Präsidenten (im Amt seit einem Putsch im Jahr 1979).
Kasachstan: Kasachstan produziert ca. 1,88 Mio. bpd und stimmte einer Kürzung um 20.000 bpd zu. Angaben des kasachischen Energieministeriums zufolge begann das Land am 1. Januar mit Drosselungen und die Produktion sei bereits um die erforderlichen 20.000 bpd reduziert worden. Der Plan des Landes sieht eine Reduzierung der Produktion auf den Feldern vor, bei denen bereits ein natürlicher Rückgang beobachtet wird.Gleichzeitig fährt Kasachstan mit Entwicklungsprojekten auf zwei seiner größten Ölfelder fort und plant eine Ausweitung der Produktion bis Ende 2017.
Malaysia:Malaysia, neben Brunei der einzige Ölproduzent östlich von Iran, will seine Produktion um 20.000 bpd kürzen.Kurz nach Unterzeichnung des Abkommens gab Petronas (KL:PGAS) entsprechende Produktionsdrosselungen ab dem 1. Januar bekannt.
Mexiko: Dieser wichtige Ölproduzent war der Dreh- und Angelpunkt früherer Abkommen zwischen OPEC-Ländern und Drittstaaten und weiß nur zu gut, wie wichtig die Einhaltung der Vorgaben für einen nachhaltigen Ölpreisanstieg ist. Mexiko verpflichtete sich zu Produktionskürzungen von 100.000 bpd. Allerdings sieht sich die Regierung des Landes mit Unruhen infolge der steigenden Benzinpreise konfrontiert. Höhere Rohölpreise dürften das Problem weiter verschärfen.Zusätzlich dazu ist die Regierung gegenwärtig dabei, die staatliche Ölindustrie zu privatisieren und verschob Auktionen für Bohrpachten im Golf von Mexiko, die sie für März geplant hatte. Trotz der Probleme bereitet das Land Produktionskürzungen vor. Unmittelbar nach der Unterzeichnung des Abkommens vermarktete Pemex die Kürzungen als natürlichen Rückgang der Feldausbeute.
Oman: Der Produzent am Persischen Golf verpflichtete sich im Dezember nur allzu bereitwillig zu einer Produktionskürzung von 45.000 bpd. (4,5 Prozent seiner Produktion von 1 Mio. bpd). Der Energieminister des Landes gab im Staatsfernsehen die Durchführung der Produktionskürzungen am 1. Januar bekannt.
Russland: Die Verpflichtung dieses Großproduzenten zu Produktionskürzungen in Höhe von 300.000 war der Leim, der den OPEC-Deal zusammengehalten hat. In der Vergangenheit sagte Russland mehrmals Produktionskürzungen zu, die es dann einfach nicht einhielt. Anfänglich schien es, als würde Russland die Produktionskürzungen erst im Frühling vollständig implementieren. OPEC-Mitglied Kuwait beeilte sich, zu bestätigen, dass dies im Rahmen des Abkommens zulässig sei. Russland gab zunächst an, die Produktion in den Wintermonaten um nur 50.000 bpd senken zu wollen. Vor Kurzem jedoch gab das Land an, dass seine Ölproduktion in der ersten Januarwoche um zusätzliche 130.000 bpd zurückgegangen ist. Es scheint also, dass die tatsächliche Produktionslage eine Reduzierung erzwingt, ungeachtet dessen, ob das Land diese durchführen möchte.
Sudan und Südsudan: Diese afrikanischen Nationen erklärten sich zu einer Reduzierung von 4.000 bzw. 8.000 bpd bereit. Bislang ließ keines der Länder die Absicht erkennen, die Kürzungen durchzuführen. Tatsächlich gab das vom Bürgerkrieg erschütterte Südsudan Pläne für eine möglichst zeitnahe Ausweitung der Ölproduktion bekannt. Südsudan produzierte rund 350.000 bpd, während des Krieges ging die Förderung auf unter 130.000 zurück. Die Aktivität an den Ölfeldern des Landes wird weiter von den Konflikten beeinträchtigt, es ist daher unklar, ob Südsudan in naher Zukunft seine Produktion wird erhöhen können.
Erinnern wir uns zum Schluss auch daran, dass etliche Großproduzenten an gar keinen Produktionsabkommen teilnehmen. Ölproduktion in den USA, Kanada, Brasilien und Norwegen dürfte sich erheblich auf die Preisentwicklung 2017 auswirken