Nachdem Unilever (AS:ULVR) heute früh die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2023 veröffentlicht hat, ging es für die Aktie an den Börsen zunächst mehrere Prozentpunkte nach oben. Trotz wechselkursbedingter Einbußen bei Umsatz und Gewinn konnte der Konzern sein Ertragsniveau insgesamt stabil halten. Für das laufende Geschäftsjahr 2024 rechnet die Konzernleitung wieder mit moderaten Ertragszuwächsen. Diese Prognosen sind eine gute Voraussetzung für eine positive Aktienkursentwicklung in den kommenden Monaten.
Der britische Hersteller von Verbrauchsgütern mit Sitz in London deckt mit seinen rund 400 Marken ein breit diversifiziertes Produktsortiment aus verschiedenen Bereichen ab. Das Geschäft besteht aus den 5 Geschäftssegmenten Beauty & Wohlbefinden, Körperpflege, Hygieneprodukte, Ernährung und Eiscreme. Damit gehört die Aktie von Unilever (LON:ULVR) (ISIN: GB00B10RZP78) zu den klassischen defensiven Konsumgütertiteln, die sich durch eine geringe Volatilität und konstante Dividenden auszeichnen. Positiv fällt auf, dass Unilever im Jahr 2023 das starke Umsatzniveau des Vorjahres halten konnte. Während das Umsatzniveau in den Jahren 2013 bis 2021 im Schnitt rund 50 Mrd. EUR jährlich betrug, wurde 2022 das erste Mal die Marke von 60 Mrd. EUR geknackt. 2023 wurden trotz negativer Einflüsse durch Wechselkursschwankungen und hyperinflationärer Einflüsse (siehe Geschäftsbericht) in Schwellenländern erneut 59,6 Mrd. EUR erwirtschaftet (Vj: 60,08 Mrd.).
Für 2024 rechnet der Konzern wieder mit leichtem Umsatzwachstum von 3 bis 5 % und gibt sich zuversichtlich die bereinigte operative Marge von derzeit 16,7 % (Vj: 16,1 %) durch Produktivitätssteigerungen und rückläufige Einkaufspreise für Material erneut leicht steigern zu können. Neben den zuvor genannten Unwägbarkeiten drückten auch bei Unilever gestiegenen Einkaufspreise und allgemeine Kostensteigerungen den Gewinn. Nicht irritieren lassen sollten sich Anleger vom Rückgang des unbereinigten Nettoergebnisses je Aktie, das mit 2,56 EUR je Aktie 14,2 % unter dem Vorjahreswert lag. Das Nettoergebnis 2022 enthielt einen Ergebnisanteil von 2,3 Mrd. EUR aus dem Verkauf der Tee-Sparte. Das normalisierte Nettoergebnis von Unilever für 2023 beträgt 2,60 EUR je Aktie und liegt damit immerhin 1,4 % über dem Vorjahreswert. Bei konstanten Wechselkursen läge das Ergebnis mit 2,84 EUR je Aktie sogar deutlich über dem Vorjahr.
Bewertung auf Basis der Dividende
Da die Ergebnisentwicklung bei Unilever stark von Sondereffekten geprägt ist, die sich schwer prognostizieren lassen, legen wir für die Bewertung die zu erwartende Dividende für 2024 zu Grunde. Der Konzern verfolgt eine sehr zuverlässige Ausschüttungspolitik und Marktteilnehmer rechnen für 2024 mit einer Steigerung der Dividende um 4 % gegenüber 2023. Dies käme einer Ausschüttung von 1,78 EUR je Aktie gleich (Vj: 1,71). Auch bei Unilever ist erkennbar, dass die Dividendenrenditen bei konstanter Ausschüttungsquote seit 2020/2021 deutlich gestiegen sind. Die Relation zwischen jährlichem Höchstkurs und Dividende betrug zwischen 2021 und 2023 im Durchschnitt 3,4 %. In den Jahren 2013 bis 2020 betrug der Durchschnitt 2,9 %. Der jährliche Tiefstkurs notierte zwischen 2020 und 2023 im Mittel bei einer Dividendenrendite von 4,1 %, während er zwischen 2013 und 2019 im Schnitt bei 3,7 % lag. Bei der Ermittlung der voraussichtlichen Handelsspanne für 2024 gelangen wir auf Basis der prognostizierten Dividende je Aktie von 1,78 EUR und Dividendenrenditen von 4,1 und 3,4 % zu einem Einstiegskurs von 43,40 EUR und einem Kursziel von 52,40 EUR.
Charttechnik
Nachdem die Notierung in September 2019 ein Rekordhoch bei 60 EUR erklimmen konnte, verläuft diese in einer Kursspanne von 40 bis 55 EUR seitwärts. Zuletzt wurde ein kleiner Boden im Bereich von 43 EUR ausgebildet, von dem aus es wieder gen Norden ging. Mit der Veröffentlichung der heutigen Zahlen wurde nun die 200-Tage-Linie (46,28 EUR) überwunden und damit einhergehend ein Kreuzwiderstand gebrochen, bestehend aus den Trendlinien des seit April 2023 bestehenden mittelfristigen Abwärtstrends und einer langfristigen Trendlinie, die ihren Ausgangspunkt 2019 hat. Sollte das Kursniveau oberhalb der 200-Tage-Linie auf Schlusskursbasis gehalten werden können, wäre dies als Indiz für eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung zu werten. Ein erneuter Rückfall unter die 200-Tage-Linie könnte zu einem weiteren Test der Unterstützung bei 43 EUR führen. Darunter läge die nächste starke Unterstützung bei 40 EUR, wo die Notierung auch im Crash-Jahr 2020 ihren Boden gefunden hat. Für den Fall eines weiteren Kursanstiegs lägen die nächsten Widerstände bei 49 beziehungsweise 51 EUR.
Fazit
Überzeugend ist aus unserer Sicht, dass Unilever das Umsatzniveau des Vorjahres halten und die bereinigte operative Marge – trotz aller Unwägbarkeiten – sogar weiter steigern konnte. Aus dieser Perspektive sollte es keinen Grund für ein weiteres Absinken des KGV beziehungsweise Ansteigen der Dividendenrenditen geben. Wir halten es in Anbetracht der andauernden geopolitischen und wirtschaftlichen Risiken weltweit jedoch auch nicht für wahrscheinlich, dass diese sich wieder dem Niveau der Jahre vor 2020 angleichen. Wir erachten die Aktie auf dem aktuellen Kursniveau als fair bewertet. Bis zu unserem Kursziel bei 52,40 EUR sehen wir noch Aufwärtspotenzial von 11 %. Weiteres Aufwärtspotential sehen wir auf Basis der moderaten Wachstumsprognose von 3 bis 5 % Umsatzwachstum zunächst nicht. Die Aktie ist aus unserer Sicht ein Kauf aufgrund der klaren Aufwärtstendenz, die sich aus der Technischen Analyse ergibt. Wir warten für den Einstieg ab, ob die Aktie auf Schlusskursbasis über der 200-Tage-Linie schließt.
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