Investoren haben in diesem Monat einen unersättlichen Appetit auf US-Dollars, so dass der Dollar Index auf den höchsten Stand seit vier Monaten geklettert ist. Am Wochenende verabschiedete der Senat das 1,9 Billionen Dollar schwere Konjunkturprogramm, das voraussichtlich heute schon das Repräsentantenhaus passieren und noch vor Ende der Woche von Präsident Joe Biden unterzeichnet werden dürfte. Die Verabschiedung dieser Gesetzesvorlage wurde mit Spannung erwartet, und nachdem sie nun so gut wie beschlossene Sache ist, machen sich die Anleger allmählich Gedanken darüber, wofür die Stimulus-Schecks letztendlich ausgegeben werden sollen.
Die 600-Dollar-Schecks, die Ende letzten Jahres verteilt wurden, retteten die Einzelhandelsumsätze im Januar. Diesmal erhalten qualifizierte Einzelpersonen und Familien einen einmaligen Scheck in Höhe von 1.400 Dollar - mehr als das Doppelte des vorherigen Betrags. Die Vergabekriterien wurden zwar eingegrenzt, aber nach Angaben des Weißen Hauses werden etwa 98% der Personen, die zuvor einen Scheck erhielten, auch diesmal den neuen Scheck erhalten. Hinzu kommen das erweiterte Arbeitslosengeld und die höheren Kinderfreibeträge. All die aufgestaute Nachfrage zusammen mit der zunehmenden Impfstoffverteilung und der Aussage des CDC, dass es für geimpfte Menschen unbedenklich ist, sich in geschlossenen Räumen aufzuhalten, könnte der Wirtschaft durch dieses Konjunkturprogramm einen noch stärkeren Schub geben.
Als Reaktion darauf schossen die US-Aktienmärkte und der US-Dollar in die Höhe. Für den Dow Jones Industrial Average ging es um mehr als 300 Punkte nach oben. Die zehnjährigen Treasury-Renditen stiegen im Tagesverlauf ebenfalls über die Schwelle von 1,6%. Dieses Renditeniveau ist unserer Meinung nach vereinbar mit einem USD/JPY-Kurs über 109. Der US-Dollar sollte seine Gewinne im Vorfeld der Verbraucherpreise, die am Mittwoch veröffentlicht werden, behaupten können. Die Renditen sind in diesem Jahr aufgrund von Sorgen über einen steigenden Preisdruck in die Höhe geschossen. Da die Öl- und Gaspreise im Februar stark gestiegen sind, könnten die Verbraucherpreise die Marktprognose von 0,3% sogar übertreffen. Sollte das der Fall sein, könnte der US-Dollar auf neue Zwischenhochs klettern.
In Anbetracht dieser Entwicklung bleibt der EUR/USD extrem anfällig in dieser Woche. Ungeachtet der anhaltenden Nachfrage nach US-Dollars könnte die dovishe Haltung der Europäischen Zentralbank das Paar auf neue Viermonatstiefs treiben. Zu Wochenbeginn erlebte der EUR/USD einen weiteren Schwächeanfall und gab den sechsten von sieben Handelstagen nach. Ein unerwarteter Rückgang der deutschen Industrieproduktion spielte dabei sicherlich eine Rolle, aber es waren die übergeordneten Faktoren, die den Rückgang des Währungspaares noch weiter vergrößerten. Zwischen der langsamen Verteilung der Impfstoffe, den langwierigen Lockdowns und den steigenden Renditen hat die EZB reichlich Grund zur Sorge. Zum jetzigen Zeitpunkt besteht kein Zweifel daran, dass die Eurozone der US-Erholung hinterherlaufen wird, insbesondere angesichts der allgemeinen Stärke der Währung. Mit einer weiteren Schwäche im EUR/USD ist zu rechnen - die nächsten wichtigen Unterstützungen liegen bei 1,18, gefolgt von 1,16.
Obwohl das Pfund Sterling ebenfalls unter der Dollar-Stärke zu leiden hatte, waren dessen Verluste im Vergleich moderat. Marktbewegende Daten aus Großbritannien gibt es in dieser Woche kaum, sodass sich das Pfund Sterling wohl eher an der Kursentwicklung des US-Dollars und des Euros orientieren wird. Das Gleiche gilt für den australischen und neuseeländischen Dollar.
Der kanadische Dollar hingegen macht dem Greenback in Sachen Attraktivität weiterhin Konkurrenz. Trotz eines 2-prozentigen Rückgangs der Ölpreise und der anstehenden Zinsentscheidung, verzeichnete der USD/CAD nur bescheidene Verluste. Die Bank of Canada wird aller Voraussicht nach ihre Geldpolitik unverändert lassen, aber eine feste Währung in Kombination mit steigenden Renditen könnte ein Problem für die Zentralbank darstellen. Auch die Verteilung der Impfstoffe verläuft äußerst langsam, was die Erholung verzögert. Die Konjunkturdaten waren nicht schlecht - das BIP-Wachstum übertraf im vierten Quartal die Erwartungen und der Arbeitsmarktbericht vom Freitag dürfte eine robuste Beschäftigungsentwicklung zeigen, aber das könnte für die BoC nicht ausreichen, um Optimismus über Vorsicht zu stellen.