Das lässt tief blicken: Die Financial Times berichtet in ihrer englischsprachigen Online-Ausgabe vom vergangenen Samstag darüber, dass der weltgrößte Automobilkonzern VW (DE:VOWG) (WKN 766400) bei dem Versuch gescheitert ist, sich langfristige Lieferungen mit Kobalt zu Fixpreisen sichern.
VW habe im vergangenen Monat eine Ausschreibung für einen Fünfjahresvertrag an Händler geschickt. Diese haben dem Unternehmen offenbar einen Korb gegeben. Die Konditionen seien zu weit von der Realität des aktuellen Marktes entfernt, zitierte die FT eine unbenannte Quelle aus Händlerkreisen. VW sei arrogant, weil es sich dies in der Vergangenheit leisten konnte, so die Quelle. Der Kobaltpreis ist in den zurückliegenden 12 Monaten um 80 Prozent gestiegen.
Arrogant oder nicht - das Problem für VW ist grundsätzlicher Art: Rund 60 Prozent des Kobalts stammt aus dem Kongo. Dort kontrollieren eine Handvoll Unternehmen die Produktion, insbesondere Glencore (LON:GLEN) (WKN A1JAGV) und China Molybdenum. Hinzu kommt, dass bei kleineren Produzenten aus dem Land immer wieder Kinderarbeit im Spiel ist. Was also tun? Einerseits hat VW das Ziel ausgegeben, bis 2030 Marktführer bei e-Mobilität zu werden. Anderseits fehlen sichere und nachhaltige Quellen für das wichtige Rohmaterial Kobalt, das vor allem in Lithium-Ionen-Batterien verwendet wird. VW ist nicht alleine. Im Prinzip konkurrieren alle Automobilunternehmen einschließlich Tesla (NASDAQ:TSLA) (WKN A1CX3T), BMW (DE:BMWG) (WKN 519000) und Daimler (DE:DAIGn) (WKN 710000) um das wenige verfügbare Kobalt.
Welche Dimension das Problem hat, wird aus einer Rechnung deutlich, die die FT aufmacht: Bis 2030 möchte die VW Gruppe 70 Milliarden Euro in die e-Mobilität investieren und 300 Modelle auf den Markt bringen. Der erste vollelektrische Wagen soll 2019 verfügbar sein und schon 2020 will VW der größte Anbieter von e-Autos sein. Um seine hochfliegenden Pläne zu verwirklichen, bräuchte VW wohl 80 bis 130.000 Tonnen Kobalt, schätzen Händler. Die gesamte Produktion von Kobalt liegt weltweit derzeit aber nur bei rund 100.000 Tonnen pro Jahr, meist als Beiprodukt aus der Kupferproduktion.
Man braucht kein Hellseher zu sein um zu erfassen, dass Kobalt in der Rohstoffindustrie „the next big thing“ werden wird. Die Machtverhältnisse kehren sich glatt um. Hier könnte die Rohstoffindustrie, die in einer von digitalen Mehrwerten getriebenen Automobilindustrie oft und gerne an den (schmutzigen) Rand gedrängt wird, zurückschlagen. Automobilkonzerne gerade in Deutschland könnten schmerzlich lernen, dass mangelnde Rohstoffkompetenz ihr Geschäft vielleicht nicht unerheblich gefährdet. Es reicht eben nicht, Rohstoffbeschaffung der zuständigen Abteilung zu überlassen. Dieses Thema sollte auf Vorstandsebene diskutiert werden – und wird es wohl auch, spätestens, wenn die bevorstehende Beschaffungskrise offenkundig wird.
Ob die Rohstoffindustrie die Angebotslücke schnell genug schließen kann, darf nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre stark bezweifelt werden. Minen lassen sich nicht anschalten wie Wasserhähne. Es wird riesiger Investitionen bedürfen, um neue Kobaltlagerstätten zu entwickeln. Während es für deutsche Automobilhersteller nur schwer vorstellbar ist, sich direkt an Rohstoffunternehmen, geschweige denn an riskanten Explorationsunternehmen zu beteiligen, kennen chinesische Staatsunternehmen offenkundig weniger Scheu. Hier sei nur eine Transaktion aus jüngster Zeit genannt: Es passt in das Konzept des chinesischen Staatkapitalismus, dass sich Ganfeng Lithium Co. Ltd., einer der größten Lithiumproduzenten, soeben mit 1 Mio. CAD bei der winzigen kanadischen Explorationsunternehmen Explorex Resources Ltd. (CSE: EX) beteiligt. Das Unternehmen hat in der Nachbarschaft der Stadt „Kobalt, Ontario“ (nomen es omen!) mehrere frühere Minen im historischen Kobaltgürtel von Ontario erworben. Die Minen wurden im ersten Drittel des vergangenen Jahrhunderts überwiegend wegen ihres Gold- und Silbervorkommen ausgebeutet. Allerdings wurden auch Kobaltvorkommen mit Gehalten von oft mehreren Prozent mitabgebaut. Die neue Situation auf dem Kobaltmarkt dürfte diese Projekte aus ihrem hundertjährigen Dornröschenschlaf wecken. Wir werden das Unternehmen auf Goldinvest.de demnächst im Detail vorstellen.
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