Bei der Veranstaltung “Die Zukunft des Finanzplatzes Deutschland” am 4.9 in Frankfurt musste man den Eindruck haben, dass viel nachzuholen ist. Die Veranstaltung, ausgetragen von der Deutschen Börse (DE:DB1Gn), war eine bittere Enttäuschung. Nichtssagende Reden von Ministerpräsident Bouffier, uninspirierte Floskeln von Börsenchef Weimer – die anwesenden Chefs von Banken aber auch FinTechs hätten sich vielleicht mehr versprochen. In einer Woche, in der mit Wirecard (DE:WDIG) ein Tech-Unternehmen im DAX die Commerzbank (DE:CBKG) ablöst, zeigte sich niemand kreativ oder gar kämpferisch um die Pfründe, die Briten womöglich liegen lassen.Wer sich im Finanzsektor umhört, bekommt den Eindruck, dass Konzerne wie Wirecard womöglich eine Ausnahme bleiben. Technologie oder auch das Clearing hätte man gern in Frankfurt, die Reden spiegelten aber ein “alles kann nichts muss” wieder. Kanzlerin Merkel glänzte immerhin mit Charme, Börsenchef Weimer und MP Bouffier eher mit Frankfurter Provinzialität. Frankfurt mag Banken haben – sexyer für internationale Konzerne ist dann wohl doch Berlin. Als Argument brachte man Flughafen, einen Datenknoten und internationale Schulen. Na Mahlzeit.
So trafen in Frankfurt interessanterweise in der ersten Septemberwoche mit Angela Merkel und dem Börsenneuling Wirecard irgendwie zwei Welten aufeinander. Dort die Kanzlerin, die zu Banken und Frankfurter doch eine gehörige Portion Distanz wahrt. Auf der anderen Seite auf der DAX-Tafel bald Wirecard statt Commerzbank. Christian Sewing in der ersten Reihe ein paar Reihen vor uns konnte wohl froh sein, dass wenigstens seine Bank noch im DAX verbleibt.
Dass sich die Veranstaltung am Ende sehr schnell auflöste war wohl kein Wunder. Denn die Deutsche Börse als Ausrichter hatte nun wirklich nichts in den Ring geworfen, was zur Diskussion angeregt hätte. Die Journalisten diskutierten Wirecard. Auch nichts Neues, aber wenigstens ein Thema.