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Yen fährt Achterbahn – „Abenomics“, ein gefährlicher Drahtseilakt

Veröffentlicht am 10.06.2013, 14:24
Aktualisiert 11.09.2019, 13:55
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Warum die japanische Währung langfristig weiter abwerten wird

Die Börse ist keine Einbahnstraße und der Japanische Yen kennt auch nicht nur die eine Richtung, die in die Abwertung. Das mussten viele Anleger in der vergangenen Woche schmerzhaft zur Kenntnis nehmen, als die Finanzmärkte ein wenig verkehrte Welt spielten. Die Investoren machten sich ernsthaft darüber Sorgen, was denn passieren würde, sollten die Notenbanken den Zufluss billigen Geldes langsam aber sicher etwas drosseln oder am Ende ganz einstellen.

Sie trennten sich in einer Art Testbetrieb für den Ernstfall schon einmal von ihren Aktien, und hier nicht nur von japanischen, auch wenn der Nikkei mit einem Minus von 20 Prozent vom zwischenzeitlich erreichten Hoch die Verliererliste mit Abstand anführte. Die Marktteilnehmer verkauften interessanterweise auch den Dollar auf breiter Front, obwohl dieser doch von einer möglichen Drosselung der Anleihekäufe durch die US-Notenbank und einem langfristig drohenden Ende der Nullzinspolitik am ehesten profitieren müsste.

Im Gegenzug wurde es für die erfolgsverwöhnten Teilnehmer am Yen-Abwertungslauf etwas ungemütlich, als die Rally, die den US-Dollar in der Spitze bis auf knapp 104 Yen führte, sich auf einmal in die andere Richtung beschleunigte und am vergangenen Freitag bei nur noch 95 zu zahlenden Yen für einen Greenback ihr vorläufiges Korrekturniveau erreichte. Auf einmal war der Yen wieder als sicherer Hafen für das Anlegergeld gefragt, was kurzfristig sicherlich Sinn machen könnte.

Langfristig aber könnte sich diese Strategie als ein großer Irrtum herausstellen. Denn mehren sich die Zweifel an der Nachhaltigkeit des Modells „Abenomics“, benannt nach Ministerpräsidenten Shinzo Abe, und führt dieses am Ende nicht zu einem signifikanten und vor allem stabilen Wachstum der japanischen Wirtschaft, sondern nur zu einer Aufblähung der Yen-Geldmenge, dürfte mehr und mehr das Vertrauen der Anleihegläubiger japanischer Staatspapiere schwinden. Das führt dazu, dass sie aufgrund der schon jetzt immens hohen Staatsverschuldung von mehr als dem Doppelten der Wirtschaftsleistung höhere Risikoaufschläge verlangen werden, was wiederum durch die dann steigenden Renditen die Wachstumsaussichten Japans eintrüben und als weitere Konsequenz den Yen schwächen würde.

Also auch wenn man jetzt das Gefühl hat, dass Regierung und Notenbank jetzt gleichermaßen versuchen, eine weitere starke Abwertung ihrer Währung zu verhindern - die Spirale, die sie in Gang gesetzt haben, wird sich weiter in die oben beschriebene gefährliche Richtung drehen, sollte das Ruder nicht in Richtung wirtschaftliche Belebung herumgerissen werden.

Auch nach der heutigen Veröffentlichung der nach oben revidierten Zahlen zum ersten Quartal überwiegen bei mir die Zweifel am langfristigen Erfolg. Zwar ist die japanische Wirtschaft in den ersten drei Monaten mit einem Prozent so stark gewachsen wie kein anderes Industrieland, was auf das Jahr hochgerechnet einer stattlichen Rate von 4,1 Prozent entspricht. Vieles davon geht aber auch auf das Konto des so genannten Basiseffekts. Sprich, in den letzten zwei Jahrzehnten hat ein immer weiter steigender Yen den Export des Landes quasi zum Erliegen gebracht, so dass Unternehmen wie Toyota jetzt förmlich aufatmen. Laut Berechnungen der UBS sorgt allein ein um ein Prozent fallender Yen bei den japanischen Exporteuren für fast zwei Prozent mehr Gewinn, Toyota verdient dann allein 340 Millionen Dollar mehr.

Lockere Geldpolitik hat gefährliche Nebenwirkungen
Aber der fallende Yen hat auch seine Schattenseiten. So verteuern sich auf dem Weltmarkt einzukaufende Rohstoffe wie Energie, die das Land deshalb so dringend braucht, weil es nach Fukushima fast alle Atomkraftwerke abgeschaltet hat. Die Kosten für die Energieimporte sind in den letzten zwei Jahren allein deshalb um 50 Prozent gestiegen.

Die Abwertung des Yen seit November vergangenen Jahres wird hier für weitere Kostenexplosionen sorgen. Da stellt sich die Frage, ob sowohl Unternehmen als auch Konsumenten am Ende noch genug Geld bleibt, welches sie ausgeben können, um die Wirtschaft weiter so zu beleben, wie sie es im abgelaufenen Quartal getan haben.

Gefährlich wird es dann, wenn sie dafür Geld locker machen müssen, welches sie jetzt noch in 90 Prozent der japanischen Staatsanleihen investiert haben, wo zunehmend die Gefahr besteht, dass es an Wert verliert. Gerade in den vergangenen Wochen sind die Anleihekurse so stark gefallen, dass sich die Renditen von knapp einem halben Prozent auf jetzt wieder ein Prozent verdoppelt haben. Auch an dieser Front muss die Bank of Japan also weiter gegensteuern, um die gefährlichen Nebenwirkungen ihrer Geldpolitik zu bekämpfen.

Und womit kann sie gegensteuern? Mit noch mehr Geld, welches sie in noch schnellerem Tempo in weitere Anleihekäufe steckt. Sie gehört jetzt schon zu den fast einzigen Käufern an diesem Markt, was auch ausländische Investoren zunehmend verunsichert. Diese braucht Japan aber, wenn die Inländer dem Markt den Rücken kehren, was sie bei drohenden Inflationsgefahren auch machen werden. Denn dann sollen sie ja das Geld auch lieber ausgeben und der Wirtschaft auf die Beine helfen, so ein wichtiger Stützpfeiler in der Philosophie der „Abenomics“. Wie man es also dreht und wendet, Japan braucht schnell stabile wirtschaftliche Erfolge, um nicht das Vertrauen am Kapitalmarkt zu verspielen.

Abwertung des Yen wird in langsamerem Tempo weitergehen
Diese Wette der Notenbank auf Inflation, die zu einem deutlichen Wirtschaftswachstum führen soll, ist hochriskant und ich will mich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht festlegen, wie hoch das Risiko des Scheiterns und die möglichen Auswirkungen am Ende sein werden. Aber allein die Unsicherheit darüber begrenzt das Aufwertungspotenzial des Yen und bildet damit eine gute Grundlage für weitere Short-Engagements in der japanischen Währung.

Da das meiste Pulver der Notenbanker in Japan aber erst einmal verschossen ist, weitere Ankündigungen zu neuen Programmen eher ausbleiben werden, im Gegenteil nun aus oben beschriebenen Gründen erste vorsichtigere Töne in Sachen Yen-Abwertung angeschlagen werden, sollte das Tempo sich nach dem rasanten Verfall der Währung erst einmal verlangsamen. Aber mit Sicht auf sechs bis zwölf Monaten spricht vieles für einen eher schwächeren Yen, solche in der Vorwoche erlebten Kurskorrekturen stellen in meinen Augen gute Einstiegszeitpunkte dar. Im Auge behalten sollte man dabei auch immer, was die Gegenseite macht. Und im Währungspaar USD/JPY spricht vieles dafür, dass der Dollar von einer zu erwartenden eher restriktiveren (nicht restriktiven, wohlgemerkt!) Geldpolitik der US-Notenbank profitieren sollte. Ich bleibe bei meinem langfristigen Kursziel von 120 USD/JPY.
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