Der schlimmste Alptraum der Anleger wird wahr: in den USA machen Nachrichten Schlagzeilen, dass es eine zweite Corona-Ansteckungswelle gibt. Laut Bloomberg meldete Florida die höchste Zahl an neuen Fällen in einer Woche und die Anzahl der Einweisungen ins Krankenhaus stieg um die Rekordzahl von 6,3%. In der Zwischenzeit warnte die WHO, dass der anhaltende Anstieg in Lateinamerika Grund zur Sorge biete.
Wenn die Anleger aus den Nachrichten schliessen sollten, dass eine zweite Welle zu neuen Einschränkungen und einem wirtschaftlichen Shutdown führen wird, würden die globalen Aktienmärkte von einem neuen starken Abverkauf getroffen. Dieses Mal könnte der Rücksetzer jedoch begrenzt ausfallen, da diejenigen, die bedauern, hinsichtlich der Fähigkeit der Federal Reserve (Fed), den Markt wiederzubeleben, zu skeptisch gewesen zu sein und die die jüngste Rallye verpasst haben, wahrscheinlich ohne gross zu zögern ihre zweite Chance nutzen würden, sich der Party anzuschliessen.
Diesbezüglich gab die Fed gestern bekannt, dass sie bis 2022 an den Zinsen um Null und an den Anleihekäufen festhalten wird. Für den Moment wird die Fed weiter 80 Mrd. USD an US-Staatsanleihen und 40 Mrd. USD an hypothekenbesicherten Wertpapieren pro Monat kaufen. Was die steuerliche Seite angeht, so sagte Steve Mnuchin, dass für den Einzelhandel, den Reise- und Freizeitsektor weitere Anreize erforderlich seien. Es besteht kein Zweifel, das Siegerteam aus steuerlichen und geldpolitischen Anreizen wird Trost spenden, sollte es zu einem erneuten Risikoabverkauf kommen.
Die Weltbank sagte, dass die globale Wirtschaft dieses Jahr um 6% fallen könnte, und um 7,6% im Falle einer neuen Ansteckungswelle.
Schlechte Nachrichten brachten die Aktien-Bullen zurück auf den Boden. Die US-Aktien fielen am Mittwoch; der Dow Jones (-1,26%) und der S&P 500 (-1,05%) handelten unter ihren Fünfzehnwochenhochs. Der NASDAQ (-0,55%) war weniger aggressiv im Angebot, da die Technologieaktien eine gute Absicherung währen, sollte sich der Marktabverkauf verstärken.
Die Aktivität der DAX- (-1,76%) und FTSE-Futures (-1,46%) deuten eine bärische Handelssitzung in Europa an. Die Energieaktien und Finanztitel könnten aufgrund der zunehmenden Sorge, dass die Erholung nach Covid nicht so nahtlos verlaufen könnte, wie erhofft, deutlich einbrechen, auch wenn die europäischen Anleger weiter hoffen, dass der alte Kontinent von einer zweiten Ansteckungswelle verschont bliebt.
Der US-Dollar-Index stieg in Asien, nachdem er die Unterstützung bei 96 erreicht hatte, da die 10-jährige US aufgrund des Ansturms auf sichere Titel auf 0,70% zurückging. Der USD/JPY fiel unter 107,00, da der Schweizer Franken auf seinem höchsten Wert seit März handelte, da die Anleger Kapital in als sicherer Hafen geltende Währungen umschichteten.
Gold blieb über 1700 USD pro Unze im Angebot, aber das Aufwärtspotenzial blieb begrenzt, da die Anleger mehr Belege für eine deutliche Marktunruhe fordern, um die Gold-Rallye in Richtung 1800 USD zu bringen.
Das WTI-Rohöl blieb unter 40 USD pro Barrel im Angebot, da die Sorgen zunehmen, dass die Covid-19-Fälle erneut steigen und da die US-Ölbestände in der letzten Woche unerwartet gestiegen sind.
Der EUR/USD stieg am Mittwoch auf 1,1422, aber eine deutliche Verschlechterung der globalen Risikostimmung könnte die USD-Nachfrage steigen lassen und die Euro-Rallye um 1,15 behindern. Das heutige Eurogroup-Meeting wird den europäischen Ländern die Möglichkeit bieten, ihre Meinung zum jüngsten Vorschlag des Europäischen Rats zu einem Sanierungsplan im Wert von 750 Mio. Euro auszudrücken. Auch wenn ein Oppositionsrisiko durch die «Frugal Five» besteht, so dürften die europäischen Politiker sich zu einem Rettungspaket im Wert von mindestens 500 Mrd. Euro, so wie vorher von Deutschland und Frankreich vorgeschlagen, einigen, um der abgeschlagenen europäischen Wirtschaft Auftrieb zu verleihen. Ist das der Fall, wird Europa einen Schritt weiter sein, um einen deutlichen steuerlichen Auftrieb umzusetzen, was die Hoffnungen anheben dürfte, dass die Rezession nach Covid schwächer ausfallen könnte, und auch die Stimmung zum Euro verbessern dürfte. Trifft der Vorschlag jedoch auf starken Widerstand, wird der Euro seine jüngsten Gewinne wohl wieder abgeben.
Der Anstieg des Pfund Sterlings über den gleitenden 200-Tagesdurchschnitt (1,2730) gegenüber dem Greenback hat den Top Sellern sicherlich eine Chance geboten, einfache Erträge zu machen. Der GBPUSD ging stark zurück, nachdem er die Schwelle bei 1,28 überschritten hatte. Wir gehen von einer starken Abwärtskorrektur in Richtung des gleitenden 100-Tagesdurchschnitts (1,2475) aus.