FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Montag seine Vormittagsgewinne in der zweiten Sitzungshälfte verteidigt. Beflügelt wurden die Kurse von Hoffnungen auf weiterhin billiges Geld in der Eurozone. Der Dax (DAX) notierte am Nachmittag 0,81 Prozent höher bei 11 385,62 Punkten - das war der höchste Stand seit rund dreieinhalb Monaten. In der Vorwoche hatte der Leitindex bereits um 1,6 Prozent zugelegt.
"Kommen von den Notenbanken und dem US-Arbeitsmarkt in der zweiten Wochenhälfte keine Störfeuer, dürfte sich der Aufwärtstrend des Marktes fortsetzen", prognostizierte Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar.
Der MDax (MDAX) kletterte am Montag zuletzt um 0,38 Prozent auf 21 503,43 Punkte nach oben und nähert sich damit seinem Rekordstand, den er im April erreicht hatte. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) gewann 0,80 Prozent auf 1858,60 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) rückte um 0,56 Prozent vor.
AUSSICHT AUF ANHALTENDE EZB-GELDFLUT
Die Aussicht auf eine weitere Flut von Billiggeld durch die EZB hatte dem Aktienmarkt zuletzt kräftig Rückenwind verliehen. Am Donnerstag nun muss EZB-Präsident Mario Draghi liefern. Zudem richten sich die Blicke bereits auf den am Freitag erwarteten monatlichen Arbeitsmarktbericht aus den USA. Er könnte der Startschuss sein, um jenseits des Atlantiks mit der Abkehr von der Nullzinspolitik zu beginnen.
Frische Impulse könnte an diesem Montag die Konjunkturseite liefern: So werden am Nachmittag die schwebenden US-Hausverkäufe für Oktober veröffentlicht. In Deutschland haben die Verbraucherpreise im November wie erwartet etwas angezogen. Das Preisniveau zum Vorjahr lag 0,4 Prozent höher, im Monatsvergleich legten die Verbraucherpreise um 0,1 Prozent zu. Die deutschen Einzelhandelsumsätze für Oktober waren derweil schwächer als von Experten erwartet ausgefallen. Auch das Weihnachtsgeschäft begann für die Branche schleppend.
LUFTHANSA PROFITIEREN VON TARIFEINIGUNG MIT BODENPERSONAL
Aus Unternehmenssicht stand am Montag die Immobilienbranche im Fokus: Nach der Übernahme eines Wohnungsportfolios stiegen die Aktien von Deutsche Wohnen (ETR:DWNI) um 0,85 Prozent. Die Immobiliengesellschaft kauft vom Konkurrenten Patrizia (XETRA:P1ZGn) rund 13 600 Wohnungen. Marktexperten sehen in der Transaktion auch eine Verteidigungsstrategie der Deutsche Wohnen gegen eine Übernahme durch Vonovia (XETRA:VNAn), die nun noch teurer werden dürfte. Vonovia-Titel weiteten ihre Verluste nach der Zustimmung der Aktionäre zur geplanten feindlichen Übernahme von Deutsche Wohnen auf knapp 2 Prozent aus.
Lufthansa-Papiere (XETRA:LHAG) profitierten mit plus 2,06 Prozent von einer Einigung im Tarifkonflikt mit dem Bodenpersonal. Damit schaffte die Fluggesellschaft einen ihrer diversen Streits mit den Arbeitnehmern aus der Welt. Ein Händler wertete das leicht positiv für die Aktien. Die eigentlichen Schauplätze seien aber die Auseinandersetzungen mit den Piloten und den Flugbegleitern. Vielleicht habe die Einigung mit dem Bodenpersonal aber eine Signalwirkung für diese Tarifauseinandersetzungen.
VW-ERHOLUNG GEHT WEITER
Die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW) (XETRA:VOW3) knüpften an ihren jüngsten Aufwärtstrend an und gewannen an der Dax-Spitze (DAX) 4,68 Prozent. Anleger zeigten sich erfreut darüber, das der Autobauer nach dem Abgas-Skandal nun auch mit seinen Umrüstungsplänen für die kleinen 1,2-Liter-Dieselmotoren mit zu hohem Stickoxidausstoß bei den Behörden auf Zustimmung gestoßen ist.
Die vom Markt optimistisch eingeschätzte Geschäftsentwicklung des Chipkonzerns Infineon (XETRA:IFXGn) hat die Aktien auf den höchsten Stand seit mehr als zehn Jahren getrieben. Sie verteuerten sich um 3,64 Prozent auf 14,095 Euro. Vergangenen Donnerstag hatten gute Zahlen für das abgelaufene Geschäftsquartal sowie ein starker Ausblick den Papieren neuen Schwung verliehen. Seither ging es um rund ein Fünftel nach oben. Zudem stützte am Montag die Kaufempfehlung für die Titel durch die US-Investmentbank Merrill Lynch.
KRONES SACKEN AB NACH ANALYSTENKOMMENTAR
Schlusslicht im Dax waren Linde-Aktien mit einem Minus von 1,69 Prozent. Die Titel des Industriegasekonzerns wurden Händlern zufolge von den Analysten der Citigroup von "Neutral" auf "Sell" abgestuft.
Die Krones-Aktionäre (XETRA:KRNG) machten nach einer Analystenstudie Kasse und ließen den Kurs um 2,47 Prozent absacken. Die Aktien von Adva Optical Networking (ETR:ADV) bauten ihre jüngsten Kursgewinne deutlich aus und waren mit einem Plus von mehr als 7 Prozent klarer Spitzenreiter im TecDax. Gleichzeitig erreichten sie mit 11,77 Euro den höchsten Stand seit 14 Jahren.