Berlin, 04. Sep (Reuters) - Drei Monate vor Ablauf einer einjährigen Verhandlungsfrist haben sich die gesetzlichen Krankenkassen und die US-Pharmafirma Gilead Sciences GILD.O auf einen Preis für das Hepatitis-Medikament Harvoni verständigt. Der Erstattungsbetrag solle rückwirkend ab dem 1. September gelten, teilte das Unternehmen in Martinsried am Freitag mit. Nach Angaben einer Sprecherin liegt der ausgehandelte Preis um zehn Prozent unter dem eigentlich von Gilead festgesetzten Betrag von 22.260 Euro für eine Monatspackung, den es in den ersten neun Monaten verlangen durfte.
Harvoni ist ebenso wie das Vorgängermedikament Sovaldi wegen des hohen Preises in die Schlagzeilen geraten. Nach Daten des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherung wurden 24.690 Packungen Harvoni von November 2014 bis Juli 2015 verkauft, was einem Umsatz von fast 550 Millionen Euro entspreche.
Der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Kassen und Kliniken hatte im Mai auf der Grundlage von Studien entschieden, dass Harvoni für Patienten mit speziellen Formen der Lebererkrankung Hepatitis C (Genotyp 1 und 4) einen Zusatznutzen im Vergleich zu herkömmlichen Therapien aufweist. Als ein Vorteil gilt, dass Harvoni nicht wie andere Mittel mit einem anderen Präparat kombiniert werden muss. Harvoni setzt sich zusammen aus einer Kombination der Wirkstoffe Ledipasvir/Sofosbuvir und wird über acht bis zwölf Wochen eingenommen.
Bei neuen innovativen Medikamenten muss innerhalb von zwölf Monaten ein Preis ausgehandelt werden. Bis dahin können die Hersteller einen beliebigen Betrag verlangen. Harvoni befindet sich seit dem 21. November in Deutschland auf dem Markt. Bei Sovaldi hatten sich Kassen und Gilead erst im Schiedsverfahren einigen können.