FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach den jüngsten Kursgewinnen gehen die Meinungen zur weiteren Richtung des Dax (DAX) auseinander. Im Fokus bleibt der Einfluss der großen Notenbanken. Optimisten erwarten von einer noch expansiveren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) im Dezember einen zusätzlichen Schub für den deutschen Leitindex. Vorsichtigere Beobachter warnten allerdings wegen der schon hohen Aktienkurse vor zu großen Erwartungen.
"Als Blaupause für die nächsten Wochen könnte die Entwicklung der Aktienmärkte der Eurozone im Frühjahr gelten", hieß es in einer Einschätzung der WGZ-Bank. Damals hätten die erweiterten Anleihekäufe der EZB für deutliche Kursgewinne gesorgt.
Der noch vor Jahresende recht wahrscheinlichen, ersten US-Zinserhöhung seit der Finanzkrise räumen die WGZ-Experten wenig Störpotenzial ein. Die Aussicht auf steigende Zinsen würde inzwischen "weniger als Bedrohung denn als Ausdruck einer sich einigermaßen robust erholenden US-Wirtschaft gesehen". Für diese Interpretation spreche, dass zuletzt sogar die Wall Street positiv auf die zunehmenden Signale der US-Notenbank Fed für die lange erwartete Zinswende reagiert habe.
Auch gehe es hier "nicht um den Beginn eines dynamischen Zinserhöhungszyklus, sondern vielmehr um den Ausstieg aus der Nullzinspolitik", assistierte Analyst Daniel Schär von der Weberbank. Wie die meisten Ökonomen erwartet er, dass die amerikanischen Währungshüter danach nur behutsam an der Zinsschraube drehen werden. Durch steigende Zinsen verlieren Aktien gegenüber festverzinslichen Wertpapieren an Attraktivität.
Andere Beobachter stören sich hingegen an den bereits anspruchsvollen Börsenbewertungen und warnen vor zu großen Erwartungen für weitere Kurssteigerungen. Von den Zwischentiefs im August und September aus hat sich der Dax inzwischen um knapp 20 Prozent erholt. Wie die meisten wichtigen Indizes erscheine er damit aus historischer Sicht wieder überbewertet, schreiben die Kapitalmarktspezialisten der DZ Bank.
"Insgesamt stützt der Mix aus etwas freundlicheren Konjunkturdaten sowie einer expansiven Geldpolitik die Kapitalmärkte", räumte Analyst Christian Apelt von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) ein. "Allerdings wurden bereits einige Vorschusslorbeeren verteilt." Daher wäre er nicht überrascht, wenn die wichtigsten Aktienindizes erst einmal eine Atempause einlegen würden. Zudem sei keineswegs gewiss, dass politische Ereignisse wie die Terroranschläge in Paris auch künftig keinen Einfluss auf die Märkte hätten.
Unternehmensnachrichten sind in der neuen Woche vor allem aus der zweiten und dritten Börsenliga zu erwarten. Ausnahmen sind eine Investorenveranstaltung des Versicherungskonzerns Allianz (XETRA:ALVG) (Dienstag) und der Bericht zum abgelaufenen Geschäftsjahr des Halbleiterkonzerns Infineon (XETRA:IFXGn) (Donnerstag).