FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der DAX ist auf neue Rekordhochs geklettert und der Euro Stoxx 50 hat durch das Knacken eines hartnäckigen Widerstands das höchste Niveau seit dem Jahr 2007 erreicht. Trotzdem bleiben vor allem ETFs mit USA-Fokus das Lieblingsobjekt beim Anlegen.
1. August 2023. In einem selbst für die Sommermonate vergleichsweise ruhigen Geschäft zeigt sich beim Verhältnis zwischen Käufen und Verkäufen im Segment der Exchange Traded Funds (ETF) insgesamt ein nahezu ausgeglichenes Bild, wie Frank Mohr von der Société Générale (EPA:SOGN) zu berichten weiß. Die schon länger bestehende Unsicherheit bezüglich der zukünftigen Entwicklung von Konjunktur, Unternehmensgewinnen und Börsenkursen scheint viele Anleger*innen bei ihrer Investitionsbereitschaft zu bremsen.
Dazu beitragen dürfte auch der vermeintliche Widerspruch, dass die Aktienkurse trotz der weitestgehend pessimistischen Konjunkturprognosen immer weiter nach oben tendieren. Ganz extrem ist die Lage in Deutschland, wo in einem Umfeld steigender Zinsen (eigentlich auch eher schlecht für Aktienmärkte) eine drohende Rezession auf neue Rekordmarken beim Leitindex DAX trifft.
Deutsche und europäische Aktien werden verkauft
Vielleicht auch deshalb haben sich Anleger*innen in der abgelaufenen Woche mehrheitlich von ETFs mit deutschen und europäischen Aktien getrennt. Bei dem DAX-ETF von iShares (4:GDAXIEX) gibt es sogar "deutlich mehr Abgaben", wie Mohr erklärt. Ebenfalls vermehrt verkauft wird demnach der MSCI Europe-ETF von Amundi (9:EUSRI). Möglicherweise nutzen Anleger die steigenden Kurse hier für Gewinnmitnahmen", vermutet der Händler, der für zahlreiche ETF-Anbieter als Market Maker aktiv ist.
Bei USA-ETFs wird zugegriffen
Eine grundsätzliche Skepsis gegenüber Aktienanlagen lässt sich aber nicht konstatieren. Auf der anderen Seite stehen die global ausgerichteten ETFs sowie mehrere US-Tracker nämlich unverändert auf den Einkaufszetteln der am Markt aktiven Kundschaft. Anhaltend starke Käufe beobachtet Mohr zum Beispiel bei den S&P 500-ETFs von iShares (3:CSPX) und Vanguard (3:VUSA). Hier lag das verwaltete Fondsvermögen zum Halbjahr bei 55 Milliarden bzw. gut 29 Milliarden Euro.
Auch für den MSCI World-ETF (3:IWDA) erkennt Mohr wie schon so oft in den vergangenen Wochen und Monaten einen deutlichen Kaufüberhang. Bei Lang & Schwarz hingegen berichtet Leo Puschmann von einem relativ ruhigen Handel und einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen Käufen und Verkäufen.
IT-Aktien bleiben gefragt
Auf Branchenebene liegt der Fokus momentan stark auf den Bereichen Technologie und Gesundheit. Puschmann sieht vor allem für den iShares S&P 500 Information Technology (IT)-ETF (4:QDVE) "viele Käufe".
Bei der Société Générale fällt die Nachfrage nach diesem Wertpapier ebenfalls relativ hoch aus. Zudem wird laut Mohr der WisdomTree Artificial Intelligence-ETF (6:WTAI) verstärkt gekauft, während er bei dem MSCI World Health Care Sector-ETF (7:WHCS) von iShares etwas mehr Abgaben beobachtet. Im Rohstoff- und Krypto-Segment gibt laut Poschmann aktuell keine Auffälligkeiten.
Geldmarkt-ETFs als Tagesgeld-Alternative
Auch im Handel mit Anleihe-ETFs war in den vergangenen Tagen weniger los als üblich. Die Société Générale berichtet von einem Umsatzanteil dieses Segments von lediglich 20 Prozent, der sonst ungefähr ein Drittel ausmacht.
Wenn gekauft wird, dann vor allem risikoarme Geldmarktfonds wie der Xtrackers II EUR Overnight Rate Swap-ETF (4:XEON) oder der Lyxor Euro Overnight Return-ETF (9:LYXEUC). Die nach dem Comeback der Zinsen vor einigen Monaten wieder entdeckten Tracker verzeichnen jede Woche "sehr hohe Zuflüsse", wie Mohr berichtet.
von: Thomas Koch, 1. August 2023, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.