FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 10. Februar 2014. Seit Donnerstag steigen die Aktienmärkte zwar wieder - eine Rückkehr in die Hausse der zurückliegenden Monate ist das aus Sicht von Analysten aber noch nicht. Frische Impulse könnten von der laufenden Berichtssaison kommen.
Euphorie sieht anders aus: Zwar hat sich der DAX von seinem kräftigen Rücksetzer wieder etwas berappelt, unter dem Strich verbleibt für den deutschen Leitindex für die vergangene Woche aber ein Minus von 1,2 Prozent. Trotz des vergleichsweise positiv aufgenommenen US-Arbeitsmarktberichts vom Freitag scheinen die 10.000 Punkte im DAX aus Sicht vieler Analysten erst mal vertagt.
'Die Hoffnungen ruhen derzeit auf den USA: Solange das Wachstum der größten Volkswirtschaft der Welt anzieht, dürften die Probleme einzelner Schwellenländer begrenzt bleiben und nicht zu einem Flächenbrand führen. Gleichwohl werden die Emerging Markets auf absehbare Zeit keine Wachstumsimpulse für die Weltwirtschaft liefern, sondern bestenfalls versuchen, mit den Industrieländern Schritt zu halten'', erläutert Claudia Windt von der Helaba mit Blick auf die jüngsten Währungs- und Wirtschaftsturbulenzen vieler Schwellenländer.
Die Situation hat sich gedreht
Diese wurden nach der Finanzkrise 2008 mit günstigem Kapital überschwemmt, die Währungen standen unter Aufwertungsdruck. Spätestens mit der ersten Ankündigung der US-Notenbank im Mai 2013, ihr Anleiheankaufprogramm zu reduzieren, habe sich die Situation gedreht, kommentiert die Landesbank und fasst zusammen: 'Emerging Market-Währungen schwächeln, Leizinsen müssen angehoben werden und die strukturellen Schwächen einzelner Länder sind wieder in den Vordergrund getreten'
Windt geht daher davon aus, dass die Unsicherheit und die Volatilität an den Kapitalmärkten erst einmal hoch bleiben werden: 'Einen Befreiungsschlag wird es kaum geben: Zu viele Hoffnungen ruhen derzeit auf der Zugkraft der USA.'
Risiken für die Ergebnisentwicklung
Auch Berndt Fernow von der LBBW sieht weitere Risiken von Seiten der Emerging Markets: 'Der Aktienmarkt hat sich in den vergangenen Tagen zwar wieder etwas gefangen, die Schwellenländer-Probleme werden aber in Form sukzessiver Rücknahmen von Ertragsprognosen weiter wirken.' So spiegelten sich die teils massiven Währungsabwertungen bereits in den Unternehmenszahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres wider.
'Die niedrigere Basis dürfte die Analysten zu Rücknahmen ihrer Schätzungen für 2014 veranlassen. Da die Turbulenzen aber darüber hinaus auch die Konjunktur in zahlreichen wichtigen Schwellenländern beeinträchtigen, drohen bei den dort überproportional exponierten Unternehmen noch zusätzliche Abwärtsrevisionen in den kommenden Wochen', erwartet der Analyst. Zudem hätten zuletzt viele Trading-orientierte, institutionelle Anleger auf der Kaufseite gestanden, die ihre Gewinne schnell wieder mitnehmen dürften. 'Die Konsolidierung sollte daher anhalten', erwartet Fernow.
Am Montagmorgen startet der DAX mit einem leichten Plus von 0,33 Prozent bei 9.331 Punkten in den Handel, verglichen mit 9.300 Punkten vor einer Woche.
Zeit einplanen
Auch aus charttechnischer Sicht spricht weiterhin wenig für eine baldige Fortsetzung der Rallye der vergangenen Monate: 'Für die Rückkehr zu alter Stärke und eine Fortsetzung der Hausse wird es einiges an Zeit benötigen', meint zumindest Wieland Staud, technischer Analyst und Geschäftsführer von Staud Research. Kurzfristiges Ziel der jüngsten Erholungsbewegung sei der Bereich um 9.400 Zähler, dort drohe der Weg jedoch deutlich steiniger zu werden. Unterstützend wirke derzeit die Zone um 9.250 Punkte.
Wichtige Konjunktur- und Unternehmensdaten
Während die abgelaufene Handelswoche im Zeichen zentraler Konjunkturdaten und der EZB-Ratssitzung stand, kommen in der neuen Woche weniger wichtige Daten. Größere Aufmerksamkeit verdienen die Zahlen zu den Einzelhandelsumsätzen und der Industrieproduktion in den USA. Aus Sicht von Fernow können sich Anleger somit wieder stärker der laufenden Berichtssaison widmen - die jedoch habe bisher kaum Anlass zu Freudensprüngen gegeben.
Montag, 10. Februar
Quartalszahlen: L'Oréal
Dienstag, 11. Februar
Quartalszahlen: Michelin, Metro, Bilfinger, Voestalpine, Thomas Cook, Barclays, Glencore, Sprint
USA: Rede von Janet Yellen vor dem Repräsentantenhaus. Aus Sicht der HSBC dürften die Märkte besonders darauf achten, wie und mit welchen Formulierungen die neue US-Notenbankchefin kommuniziert. Inhaltlich sei davon auszugehen, dass Yellen den Kurs ihres Vorgängers Ben Bernanke zunächst fortsetzen und betonen wird, dass die Rückführung der Anleihekäufe mehr oder weniger 'auf Autopilot' ist. 'Demnach sollte das Ankaufvolumen auf jeder der kommenden Sitzungen um weitere 10 Milliarden US-Dollar reduziert werden, bevor das Programm im vierten Quartal ausläuft - zumindest, solange die konjunkturelle Erholung nicht zu sehr ins Stocken gerät', erwarten die Analysten.
Mittwoch, 12. Februar
Quartalszahlen: Kuka, Fraport, Sociéte Générale, ING Groep, Tui, Total, Reckitt Benckiser, Cisco Systems
11.00 Uhr. Eurozone: Industrieproduktion, Dezember. Die Helaba erwartet im Einklang mit dem Konsens einen Rückgang um ein halbes Prozent gegenüber November.
Eurozone: Rede von EZB-Präsident Mario Draghi beim Außenministertreffen in Brüssel.
Donnerstag, 13. Februar
Quartalszahlen: ABB, Zurich Insurance, Commerzbank, Aurubis, Rio Tinto, Carl Zeiss Meditec, BNP Paribas, EDF, Nestlé, Gerresheimer, Gesco, Renault, Eni, Balda, Lloyds Banking Group, PepsiCo
14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsätze, Januar. Die zuletzt teilweise enttäuschend ausgefallenen Konjunkturdaten dürften der Konjunkturerholung in Übersee nach Einschätzung der HSBC noch keinen Strich durch die Rechnung machen - die Erlahmung sei bedingt durch das extrem kalte Winterwetter wohl nur temporärer Natur. 'Das gilt auch für die Einzelhandelsumsätze, die im Januar wohl aufgrund der schwierigen Witterungsverhältnisse zurückgegangen sind', erwartet das Institut.
USA: Rede von US-Notenbankpräsidentin Yellen vor dem Senat.
Freitag, 14. Februar
Quartalszahlen: ThyssenKrupp, MVV Energie, Anglo American
08.00 Uhr. Deutschland: BIP, viertes Quartal 2013. Die HSBC geht zwar davon aus, dass das Jahr 2013 für Deutschland nur mit einem kleinen BIP-Plus von 0,3 Prozent ausgegangen ist. Die weiteren Aussichten sind aus Sicht der Bank aber gut: 'Mit Blick auf die gute Stimmung unter Unternehmen und Haushalten sowie der soliden Auftragslage sind die Weichen für eine Erholung gestellt. Sowohl steigende Investitionen als auch höhere Konsumausgaben dürften das BIP-Wachstum beflügeln', argumentieren die Analysten und rechnen für das Gesamtjahr 2014 mit einem Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent.
11.00 Uhr. Eurozone: BIP, viertes Quartal 2013. Für die gesamte Eurozone sollte nach Ansicht der HSBC mit Blick auf das erwartete Quartalsplus der beiden Schwergewichte Deutschland und Frankreich ebenfalls ein positives Wachstum im vierten Quartal zu konstatieren sein. 'Erstmals seit 2011 konnten dabei wohl wieder alle großen Länder der Währungsunion ihre Wirtschaftsaktivität steigern', erklären die Analysten und rechnen mit einem Plus von 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal.
15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion, Januar. Die Analysten der Helaba rechnen mit einer leichten Wachstumsabschwächung auf plus 0,2 gegenüber Dezember. Im Vormonat lag der Zuwachs bei 0,3 Prozent.
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von Karoline Kopp, Deutsche Börse AG
© 10. Februar 2014
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)