Frankfurt (Reuters) - Vom Sommerloch ist an den Börsen nichts zu spüren: Angetrieben von einem steigenden Konjunkturoptimismus setzte der Dax am Dienstag seinen Rekordlauf fort und marschiert in großen Schritten auf die Marke von 13.000 Punkten zu.
Der deutsche Leitindex stieg kurz nach Handelsstart um ein halbes Prozent auf 12.951,54 Punkte. Der EuroStoxx50 gewann 0,5 Prozent auf 3598 Zähler, das war der höchste Stand seit knapp drei Wochen. "Der wachsende Zusammenhalt Europas ausgedrückt durch die Frankreich-Wahlen schmeckt den Börsen", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets. In Asien und den USA waren die Aktienmärkte ebenfalls zu Höchstform aufgelaufen.
Angeheizt wurde die Feierlaune vor allem von Hoffnungen auf rasche Reformen in Frankreich, nachdem die Partei La Republique en Marche des Präsidenten Emmanuel Macron bei den französischen Parlamentswahlen am Wochenende die absolute Mehrheit errungen hat. Zudem waren Anleger erleichtert über Aussichten auf einen geordneten Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU). Am Montag hatten die Ausstiegs-Verhandlungen begonnen. Beide Seiten betonten, einen "fairen Deal" anzustreben. "Die politischen Risiken, die die Märkte länger belastet haben, liegen hinter uns und es besteht die Chance, dass Investoren den Optimismus in die Sommermonate mitnehmen", sagte Analyst Christian Lenk von der DZ Bank.
Für Zuversicht sorgte auch die erhöhte Konjunkturprognose des Münchener Ifo-Instituts. Die Wirtschaftsforscher rechnen damit, dass das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland in diesem Jahr um 1,8 Prozent steigt und 2018 noch einmal um 2,0 Prozent zulegen wird.
Einige Börsianer warnten aber vor einem Rückschlag. "Die Kehrseite dieser Medaille ist, dass somit ziemlich alle guten Nachrichten eingepreist sind", sagte Kapitalmarktstratege Martin Lück vom Vermögensverwalter BlackRock. Vor allem in den Brexit-Gesprächen stecken viele Ungewissheiten, fügte Altmann hinzu.
BRITISCHER NOTENBANKCHEF ERTEILT ZINSERHÖHUNG ABSAGE
Pfund-Anleger reagierten bereits enttäuscht auf Aussagen des britischen Notenbankchefs Mark Carney. Der Start der Brexit-Gespräche sei zwar positiv verlaufen, es werde aber schwieriger werden, sagte dieser. Bis klar sei, wohin die Reise für Großbritannien und die EU gehe, müssten sich die Briten auf mögliche Einkommens-Belastungen einstellen. Die britische Währung gab daraufhin deutlich nach, sie verbilligte sich um ein halbes Prozent auf 1,2670 Dollar. "Es sieht so aus, als ob Carney die Zügel in der Geldpolitik wegen der Unsicherheiten rund um den Brexit erst einmal locker lassen will", sagte David Madden vom Broker CMC Markets.
Bergauf ging es dagegen für den Dollar. Er profitierte von Spekulationen auf eine straffere Geldpolitik in den USA, nachdem sich der einflussreiche Währungshüter William Dudley schon am Montag positiv über die US-Konjunktur geäußert hat. Der Dollar-Index, der den Wert des "Greenback" zu anderen wichtigen Währungen misst, stieg um 0,1 Prozent auf ein Drei-Wochen-Hoch von 97,62 Punkten.
Bei den Einzelwerten rückten ProSiebenSat1-Aktien mit einem Kursplus von zwei Prozent ins Rampenlicht. Der Münchener Medienkonzern verkauft das Online-Reisebüro Etraveli an den Finanzinvestor CVC und will den Erlös daraus in die Digitalisierung stecken.