Investing.com - Die Entwicklung der Goldpreise ist und bleibt eines der Top Themen in diesen Tagen an den internationalen Finanzmärkten. Viele Kleinanleger sind ratlos, warum das gelbe Metall trotz der vielen Krisenherde auf der ganzen Welt nicht zulegen konnte. Schließlich gilt Gold als Krisenwährung und Anleger flüchten aller Regel nach scharenweisen in das Edelmetall, wenn es knallt. Die Gründe für die Underperformance von Gold sind vielschichtig, aber nicht undurchsichtig.
Zum einen steht der Goldpreis unter Druck, weil der US-Dollar wieder an Stärke gewonnen hat. Der Greenback profitierte zuletzt von seinem Status als Fluchtwährung, während die Aussicht auf höhere US-Leitzinsen für zusätzliche Kapitalflüsse in den Dollar-Raum sorgte. Für Nachfrager wird das Edelmetall teurer, wenn der Dollar-Kurs steigt. Dieser Effekt resultiert in einer sinkenden Nachfrage und lässt den Goldpreis fallen. Darüber hinaus wirft das Edelmetall keine Zinsen ab, während relativ sichere zehnjährige US-Staatsanleihen mittlerweile wieder knapp 3 Prozent versprechen.
Zum anderen weist der Goldpreis seit Mitte April eine sehr hohe Korrelation mit dem chinesischen Yuan auf. Wertet der Yuan ab, fällt auch Gold, so lautete das Credo in diesem Jahr. Begonnen hat alles mit der Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China. Um die Effekte der wechselseitigen Strafzölle zu lindern, wertete Peking seine Währung ab. Zuletzt konnte sich der USD/CNY aber wieder etwas stabilisieren und damit auch der Goldpreis. Eine Trendumkehr beim Goldpreis muss also auch einer Stabilisierung des chinesischen Yuan vorangehen.g
Nicht gerade förderlich für den Goldpreis ist außerdem die Tatsache, dass seit dem Hoch Mitte April Goldbestände im SPDR Gold Shares ETF (NYSE:GLD) im Umfang von 116 Tonnen aufgelöst wurden. Die Bestände des SPDR Gold Shares ETF sanken so auf dem tiefsten Stand seit zweieinhalb Jahren, was die negative Marktstimmung zu dem Edelmetall unterstreicht. Hoffnung bereitet aber die Smart Money, wo der Kapitalverwalter FIL Ltd. knapp 8,9 Mio. Anteile an dem ETF erworben haben soll. Die US-Großbank JP Morgan Chase soll beim quartalsmäßigen Update der SEC gut 2,7 Mio. Anteile gekauft haben, womit die Bank ihre Position um mehr als 200 Prozent auf 3,94 Mio. Anteile aufgestockt hat. Die Smart Money hat das Interesse an dem gelben Metall also noch nicht gänzlich aufgegeben.
Positiv zu interpretieren ist außerdem, dass die Commercials nach wie vor netto long positioniert (aber nur noch mit 13 Kontrakten) sind und das zum ersten Mal seit 2001, während die Spekulanten immer noch eine hohe Shortposition halten, die aber in der letzten Woche um 43 Prozent auf 7.590 Kontrakte zurückgegangen ist.
Sollte der Goldpreis tatsächlich zum Gegenschlag ausholen, wären die Spekulanten dazu gezwungen, die Shortpositionen umzudrehen und sich mit Gold einzudecken, was dem Edelmetall Rückenwind geben sollte.
Geschrieben von Robert Zach