FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 22. Februar 2012. Klettert der DAX im Bullenmodus weiter oder gibt es eine Verschnaufpause? Laut technischen Analysten geben die Charts keine eindeutige Antwort.
Lediglich eine Galgenfrist oder nachhaltige Chance für den Verbleib in der Währungsunion? Investoren tun sich schwer, in dem ausgehandelten Rettungspaket für Griechenland eine langfristige Lösung zu sehen und sorgen nach dem rasanten DAX-Aufstieg im Vorfeld des EU-Finanzministertreffen für Ernüchterung. Nun stellt sich die Frage, ob die jüngste Kehrtwende womöglich die ersten Schritte einer für die Helaba längst überfällige Zwischenkorrektur gewesen ist.
Bullen geben nicht so leicht auf
Die Antwort steht für Jana Meier noch aus. Mit dem Schließen der Abwärtslücke von Anfang August bei 6.938 bzw. 6.954 Punkten habe der DAX den ersten einer ganzen Reihe wichtiger Widerstände im Bereich von rund 7.000 Zählern zwar geknackt. 'Die jüngste Atempause hat allerdings auch deutlich gemacht, wie groß insgesamt der Respekt vor der angeführten 'runden Marke' ist', meint die technische Analystin der HSBC Trinkaus & Burkhardt. Das psychologische Hindernis würde von markanten Tiefs vom April, Juni und Juli 2011 bei 6.992 bzw. 6.996 Punkten untermauert. 'In diesem Bereich werden sich die Bären nicht allzu leicht geschlagen geben.' vermutet Meier und verweist auf den Stochastik auf Tagesbasis. Dieser sei auf dem besten Weg, ein neues Verkaufssignal auszuprägen.
Solange die angeführten Hürden nicht überwunden würden, bleibe ein neuer Aufwärtsimpuls für das deutsche Aktienbarometer voraussichtlich erst einmal aus. 'Deshalb scheint ein Wiedersehen mit der nächsten Anlaufmarke in Form des Hochs vom Juli 2011 bei 7.383 Punkten zunächst reine Zukunftsmusik.' Die 'weiße Flagge' würden die DAX-Bullen allerdings erst zeigen, wenn die Kurslücke vom 17. Februar an der unteren Gapkante bei 6.752 wieder geschlossen würde. Dann könnten die anschließenden beiden Verlaufstiefs bei 6.652 bzw. 6.650 Punkten nur eine Durchgangsstation auf dem weiteren Weg gen Süden darstellen.
Der Widerstand ist groß
Als eine bisher gesunde Korrektur bezeichnet Gregor Bauer den jüngsten Einbruch im DAX, der aus technischer Sicht im Bereich zwischen 6.800 und 6.650 Zählern die nächste kurzfristige Unterstützung finde. Nach der fulminanten Hausse, die den deutschen Leitindex seit Ende Dezember 2011 aus dem Bereich um 5.650 Punkte auf das bisherige, gestrige Verlaufshoch bei 6.971 Punkten gehoben habe, stoße der DAX nun an eine markante Widerstandszone. Diese lasse sich aus dem DAX-Verlauf von Mai bis August 2011 ableiten und befinde sich zwischen 6.900 und 7.050 Zählern.
'Nach der vermutlich nur vorläufigen Rettung Griechenlands nehmen viele Anleger zunächst die Gewinne der vergangenen Monate mit', meint Bauer. Dieser Verkaufsdruck habe bereits am gestrigen Dienstag eingesetzt, als der Index nach Bildung des Tageshoch doch noch im Minus schloss.
Derzeit setze sich der Abwärtsimpuls fort. 'Bricht der Index unter die Marke von 6.500 Punkten, ist Vorsicht angesagt', meint der unabhängige Analyst und empfiehlt Anlegern, in diesem Fall erst einmal auszusteigen. Denn die nächste wichtige Unterstützungszone verlaufe dann erst wieder bei etwa 6.200 Punkten.
Trotz der beginnenden Gegenbewegung sieht Bauer den DAX übergeordnet weiterhin in einer Hausse. 'Ein trendfolgendes Kaufsignal sehe ich dennoch erst wieder nach Zurückeroberung des Widerstands oberhalb von 7.100 Punkten.' Das nächste Kursziel sei dann zunächst die 7.600 Zähler, bevor sich das deutsche Aktienbarometer Richtung Allzeithoch aufmachen könne. 'Diese Szenarien sind derzeit aber noch nicht in Sichtweite.'
Ausbruch oder Fehlausbruch im S&P 500?
Dramatisch gehe es aktuell auch im S&P 500 zu. Nachdem der Index gerade erst eine wichtige Widerstandszone zwischen 1.350 und 1.340 Punkten nach oben durchbrochen habe, gelte eine kurze Seitwärts-Korrektur als abgeschlossen und ein neues, trendfolgendes Kaufsignal als generiert. 'Der US-Index befindet sich damit allerdings am oberen Rand eine längerfristigen Widerstandszone', erklärt Bauer. Diese erstrecke sich im Hoch bis 1.370 Punkte und lasse sich aus dem Kursverlauf ab Mai 2011 ableiten. 'Anleger sollten dies beachten, denn die Gefahr einer Korrektur im S&P 500 ist noch nicht gebannt.' Kurzfristige Fehlsignal könnten mit einem Einstieg erst zwei bis drei Tage nach Überschreiten der 1.370 Punktemarke im S&P 500 vermieden werden.
Anlegerstimmung im Keller
Pessimistisch geben sich die 300 von der Börse Frankfurt wöchentlich befragten aktiven Investoren. Mit einem Bull/Bear-Index von 40 gegenüber 46,7 Punkten in der Vorwoche rutscht die Stimmung für den DAX noch einmal nach unten. Die Bären rüsten auf und bekommen 6 Prozent hinzu, ebenso viele Anleger haben ihre Aktien verkauft. 47 Prozent der Befragten sind nun Short.
Bei den Technologiewerten ist die Stimmung ähnlich trüb. Mit einem Bull/Bear-Index von 42,1 von zuvor 50,7 Punkten wandert sie deutlich unterhalb die Marke von 50, die Optimisten und Pessimisten voneinander trennt. Die Gruppe derer, die nun Short gehen wächst um 10 Prozent gegenüber der Vorwoche.
Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
© 22. Februar 2012 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Lediglich eine Galgenfrist oder nachhaltige Chance für den Verbleib in der Währungsunion? Investoren tun sich schwer, in dem ausgehandelten Rettungspaket für Griechenland eine langfristige Lösung zu sehen und sorgen nach dem rasanten DAX-Aufstieg im Vorfeld des EU-Finanzministertreffen für Ernüchterung. Nun stellt sich die Frage, ob die jüngste Kehrtwende womöglich die ersten Schritte einer für die Helaba längst überfällige Zwischenkorrektur gewesen ist.
Bullen geben nicht so leicht auf
Die Antwort steht für Jana Meier noch aus. Mit dem Schließen der Abwärtslücke von Anfang August bei 6.938 bzw. 6.954 Punkten habe der DAX den ersten einer ganzen Reihe wichtiger Widerstände im Bereich von rund 7.000 Zählern zwar geknackt. 'Die jüngste Atempause hat allerdings auch deutlich gemacht, wie groß insgesamt der Respekt vor der angeführten 'runden Marke' ist', meint die technische Analystin der HSBC Trinkaus & Burkhardt. Das psychologische Hindernis würde von markanten Tiefs vom April, Juni und Juli 2011 bei 6.992 bzw. 6.996 Punkten untermauert. 'In diesem Bereich werden sich die Bären nicht allzu leicht geschlagen geben.' vermutet Meier und verweist auf den Stochastik auf Tagesbasis. Dieser sei auf dem besten Weg, ein neues Verkaufssignal auszuprägen.
Solange die angeführten Hürden nicht überwunden würden, bleibe ein neuer Aufwärtsimpuls für das deutsche Aktienbarometer voraussichtlich erst einmal aus. 'Deshalb scheint ein Wiedersehen mit der nächsten Anlaufmarke in Form des Hochs vom Juli 2011 bei 7.383 Punkten zunächst reine Zukunftsmusik.' Die 'weiße Flagge' würden die DAX-Bullen allerdings erst zeigen, wenn die Kurslücke vom 17. Februar an der unteren Gapkante bei 6.752 wieder geschlossen würde. Dann könnten die anschließenden beiden Verlaufstiefs bei 6.652 bzw. 6.650 Punkten nur eine Durchgangsstation auf dem weiteren Weg gen Süden darstellen.
Der Widerstand ist groß
Als eine bisher gesunde Korrektur bezeichnet Gregor Bauer den jüngsten Einbruch im DAX, der aus technischer Sicht im Bereich zwischen 6.800 und 6.650 Zählern die nächste kurzfristige Unterstützung finde. Nach der fulminanten Hausse, die den deutschen Leitindex seit Ende Dezember 2011 aus dem Bereich um 5.650 Punkte auf das bisherige, gestrige Verlaufshoch bei 6.971 Punkten gehoben habe, stoße der DAX nun an eine markante Widerstandszone. Diese lasse sich aus dem DAX-Verlauf von Mai bis August 2011 ableiten und befinde sich zwischen 6.900 und 7.050 Zählern.
'Nach der vermutlich nur vorläufigen Rettung Griechenlands nehmen viele Anleger zunächst die Gewinne der vergangenen Monate mit', meint Bauer. Dieser Verkaufsdruck habe bereits am gestrigen Dienstag eingesetzt, als der Index nach Bildung des Tageshoch doch noch im Minus schloss.
Derzeit setze sich der Abwärtsimpuls fort. 'Bricht der Index unter die Marke von 6.500 Punkten, ist Vorsicht angesagt', meint der unabhängige Analyst und empfiehlt Anlegern, in diesem Fall erst einmal auszusteigen. Denn die nächste wichtige Unterstützungszone verlaufe dann erst wieder bei etwa 6.200 Punkten.
Trotz der beginnenden Gegenbewegung sieht Bauer den DAX übergeordnet weiterhin in einer Hausse. 'Ein trendfolgendes Kaufsignal sehe ich dennoch erst wieder nach Zurückeroberung des Widerstands oberhalb von 7.100 Punkten.' Das nächste Kursziel sei dann zunächst die 7.600 Zähler, bevor sich das deutsche Aktienbarometer Richtung Allzeithoch aufmachen könne. 'Diese Szenarien sind derzeit aber noch nicht in Sichtweite.'
Ausbruch oder Fehlausbruch im S&P 500?
Dramatisch gehe es aktuell auch im S&P 500 zu. Nachdem der Index gerade erst eine wichtige Widerstandszone zwischen 1.350 und 1.340 Punkten nach oben durchbrochen habe, gelte eine kurze Seitwärts-Korrektur als abgeschlossen und ein neues, trendfolgendes Kaufsignal als generiert. 'Der US-Index befindet sich damit allerdings am oberen Rand eine längerfristigen Widerstandszone', erklärt Bauer. Diese erstrecke sich im Hoch bis 1.370 Punkte und lasse sich aus dem Kursverlauf ab Mai 2011 ableiten. 'Anleger sollten dies beachten, denn die Gefahr einer Korrektur im S&P 500 ist noch nicht gebannt.' Kurzfristige Fehlsignal könnten mit einem Einstieg erst zwei bis drei Tage nach Überschreiten der 1.370 Punktemarke im S&P 500 vermieden werden.
Anlegerstimmung im Keller
Pessimistisch geben sich die 300 von der Börse Frankfurt wöchentlich befragten aktiven Investoren. Mit einem Bull/Bear-Index von 40 gegenüber 46,7 Punkten in der Vorwoche rutscht die Stimmung für den DAX noch einmal nach unten. Die Bären rüsten auf und bekommen 6 Prozent hinzu, ebenso viele Anleger haben ihre Aktien verkauft. 47 Prozent der Befragten sind nun Short.
Bei den Technologiewerten ist die Stimmung ähnlich trüb. Mit einem Bull/Bear-Index von 42,1 von zuvor 50,7 Punkten wandert sie deutlich unterhalb die Marke von 50, die Optimisten und Pessimisten voneinander trennt. Die Gruppe derer, die nun Short gehen wächst um 10 Prozent gegenüber der Vorwoche.
Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
© 22. Februar 2012 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)