von Peter Nurse
Investing.com - Die Ölmärkte gaben am Dienstag nach, und die Anleger konzentrierten sich nicht mehr auf die am Wochenende vereinbarte Produktionskürzung, sondern auf das zugrundeliegende Problem eines massiven Nachfragerückgangs.
Um 15:45 MEZ wurden US-Rohöl-Futures um 4,5% tiefer zu 21,41 USD das Fass gehandelt, während der internationale Benchmark Brent um 2,3% auf 31,02 USD fiel.
Auf dem Dringlichkeitstreffen der Organisation der erdölexportierenden Länder und ihrer Verbündeten, vor allem Russland, war am Sonntag eine Reduzierung der Tagesproduktion um 9,7 Millionen beschlossen wurden, die größte in der Geschichte des Kartells.
Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass diese Senkung einen großen Einfluss auf die Preise haben wird, da die weltweite Nachfrage aufgrund der weitgehenden Stilllegung ganzer Volkswirtschaften zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie viel stärker zurückgegangen ist. Indien, einer der größten Importeure der Welt, verlängerte seine Sperrmaßnahmen am Dienstag um weitere zwei Wochen, während Frankreich, Deutschland und Großbritannien ihre Maßnahmen in den nächsten Tagen voraussichtlich um mindestens weitere drei Wochen verlängern werden.
Analysten von Goldman Sachs (NYSE:GS) prognostizierten, dass die fortgeschrittenen Volkswirtschaften in diesem Quartal gegenüber den vorangegangenen drei Monaten um rund 35% schrumpfen werden, viermal so stark wie der vorherige Rekord von 2008 während der Finanzkrise.
„Obwohl diese Kürzungen erheblich sind, können sie den Markt im zweiten Quartal 2020 noch nicht ins Gleichgewicht bringen. Der Vorratsüberhang in diesem Quartal dürfte immer noch zu niedrigeren Kursen führen als wir sie derzeit haben“, so die Analysten von ING in einem Forschungspapier.
Ein Beispiel für den Marktdruck auf den Preis des physischen Produkts waren die offiziellen Verkaufspreise von Saudi-Arabien, der De-facto-Führungsnation der OPEC+, vom Anfang dieser Woche.
Aramco (SE:2222) senkte den offiziellen Verkaufspreis seiner Hauptsorte Arab Light Rohöl an asiatische Kunden im Mai gegenüber dem Vormonat um 4,20 USD das Fass und damit stärker als die Schätzungen auf eine Reduzierung um 3,63 USD. Der offizielle Verkaufspreis wurde jedoch für alle Produktklassen angehoben, die in die USA exportiert werden.
Die Aufmerksamkeit richtet sich nun auf das American Petroleum Institute, das nach Ende des regulären Handels seine Schätzung zu den US-Rohölvorräten veröffentlichen wird, was den Händlern einen Einblick in das Ausmaß der Nachfragezerstörung geben dürfte. Im vergangenen Monat meldete die API einen Anstieg der Rohölvorräte um fast 12 Millionen Fass.
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