LONDON (dpa-AFX) - In Großbritannien ist die Inflation trotz des starken Wirtschaftswachstums wieder auf dem Rückzug. Nach Zahlen des Statistikamts ONS vom Dienstag fiel die Inflationsrate im Mai deutlich um 0,3 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent. Das ist der tiefste Stand seit Oktober 2009, also seit etwa viereinhalb Jahren. Bankvolkswirte wurden vom Ausmaß des Rücksetzers überrascht, sie hatten im Schnitt mit einer Rate von 1,7 Prozent gerechnet. Im Monatsvergleich gaben die Verbraucherpreise um 0,1 Prozent nach, unter anderem wegen geringerer Preise für Nahrungsmittel.
Das britische Pfund reagierte mit deutlichen Kursverlusten zu Euro und Dollar. Ausschlaggebend sind die möglichen Auswirkungen auf die Geldpolitik der Bank of England, denn ein geringerer Preisauftrieb gibt ihr grundsätzlich Spielraum für einen anhaltend lockeren Kurs. Allerdings hatte Notenbankchef Mark Carney in der vergangenen Woche durchblicken lassen, dass die Leitzinsen auf der Insel früher steigen könnten, als derzeit an den Finanzmärkten erwartet.
Nicht wenige Beobachter rechnen deswegen mit einer ersten Zinsanhebung nach der Finanzkrise schon in diesem Jahr. In der Folge hatte das Pfund deutlich aufgewertet und war zum Dollar auf den höchsten Stand seit knapp fünf Jahren gestiegen. Einen kleinen Teil dieser Gewinne büßte das Pfund am Dienstag wieder ein.