Cyber-Monday-Deal: Bis zu 60% Rabatt auf InvestingProJETZT ZUGREIFEN

Handelsstreit mit USA lässt es in Chinas Führung knirschen

Veröffentlicht am 10.08.2018, 09:09
Aktualisiert 10.08.2018, 09:10
© Reuters. Chinese President Xi Jinping applauds during the swearing in ceremony of the new Hong Kong government in Hong Kong

- von Ben Blanchard und Kevin Yao

Peking (Reuters) - Die Eskalation des Handelsstreits mit den USA löst offenbar Spannungen innerhalb der Führung in Peking aus.

Kritiker bemängelten, dass ein übermäßig nationalistisches Auftreten Chinas möglicherweise die Position der USA noch einmal verhärtet habe, erfuhr Reuters von mehreren Insidern aus dem Umfeld der Regierung in Peking. Präsident Xi Jinping halte die Zügel zwar weiter sicher in der Hand. Die ungewöhnliche Welle der Kritik an der Wirtschaftspolitik der Regierung offenbare jedoch rare Risse innerhalb der herrschenden Kommunistischen Partei (KP).

Die Konsequenzen könnten einen hochrangigen Regierungsvertreter treffen, sagen Insider: Xis Chefideologen und Strategen Wang Huning. Wang war der Architekt des chinesischen Traums, Xis Vision von China als einer starken und wohlhabenden Nation. Inzwischen habe der Präsident seinen Strategen allerdings gerügt, weil er ein übermäßig nationalistisches Image von China aufgebaut und die USA damit lediglich weiter provoziert habe, heißt es. "Er hat Ärger, weil er mit seiner Propaganda versagt und China zu sehr hochgejubelt hat", sagt einer der Insider. Die KP äußerte sich auf Anfrage nicht zu Wang beziehungsweise seinem Verhältnis zu Xi.

Ein Regierungsberater erklärt jedoch, in der chinesischen Regierung mache sich zunehmend das Gefühl breit, dass die Aussichten für das Land angesichts des Handelskrieges mit den USA inzwischen düster seien. "Die Entwicklung von einem Handelskonflikt zu einem Handelskrieg hat die Haltung vieler Leute geändert." Die Funktionäre sind mit dieser Einschätzung nicht allein. "Viele Wirtschaftsexperten und Intellektuelle sind irritiert über das Vorgehen Chinas im Handel", sagt ein Vertreter eines chinesischen Forschungsinstituts, der nicht namentlich genannt werden wollte. "Die vorherrschende Meinung ist, dass China einen zu harten Kurs eingeschlagen und die Führung die Lage ganz klar falsch eingeschätzt hat."

DELLEN IM WACHSENDEN SELBSTBEWUSSTSEIN PEKINGS

© Reuters. Chinese President Xi Jinping applauds during the swearing in ceremony of the new Hong Kong government in Hong Kong

Unter Xi hatte die Regierung immer selbstbewusster Chinas Anspruch auf einen Platz unter den Großmächten vertreten. Sie befreite sich damit von der lange geltenden Maxime des früheren Präsidenten Deng Xiaoping, der wie Xi eine ganze Epoche chinesischer Geschichte prägte und stets darauf beharrte, China müsse "auf den rechten Augenblick warten und seine wahre Stärke solange verbergen". Chinas neues Selbstbewusstsein zeigte sich zuletzt nicht nur in der Seidenstraßen-Initiative, die den Handel zwischen Ost und West im Sinne der Führung in Peking vorantreiben soll. Auch bei den Gebietsstreitigkeiten im Südchinesischen Meer und mit Blick auf Taiwan steuerte die chinesische Führung zuletzt einen harten Kurs.

Doch inzwischen hat sich die Lage geändert. Die Regierung in Peking muss nun darum kämpfen, die Folgen des Handelskrieges mit den USA abzufedern. Die Aktienmärkte und die Währung sind im Tiefflug, die Wirtschaft lahmt. Und obwohl die staatlichen Medien den Handelsstreit mit den USA in den vergangenen Tagen voller Trotz kommentierten, mehren sich die Anzeichen für einen Wandel in der Haltung Pekings. So hat die Führung damit begonnen, die Bedeutung der Industrie-Strategie "Made in China 2025" herunterzuspielen, die den USA wegen Chinas technologischer Ambitionen ein besonderer Dorn im Auge ist. Der englischsprachige Fernsehsender CGTN wiederum legt in seinen Sendungen inzwischen einen Schwerpunkt auf Berichte darüber, wie ein Preisanstieg von Konsumgütern aus China die Amerikaner treffen würde und welchen Schaden die höheren Zölle in der US-Wirtschaft anrichten dürften.

In chinesischen Regierungskreisen besteht jedoch die Befürchtung, dass der Schaden bereits angerichtet ist. Zugleich wird den Funktionären klar, dass das Ausland Chinas Propaganda heute viel stärker hinterfragt als in der Vergangenheit. Früher sei die chinesische Wirtschaft klein gewesen und habe im Ausland kaum Beachtung gefunden, sagt ein Insider. Nun werde man genau beobachtet. "Für China ist es unmöglich, 'auf den rechten Augenblick zu warten und seine wahre Stärke solange zu verbergen'", argumentiert er. "Aber zumindest können wir die Lautstärke unserer Propaganda kontrollieren und unsere Geschichte anständig erzählen."

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.