* Portugal verkauft Anleihen zu deutlich höherem Zins
* Uneinigkeit in Deutschland gilt als Bürde für EU-Gipfel
(neu: Moody's zu Spanien, Anleihen aus Portugal)
Frankfurt, 15. Dez (Reuters) - Die Aussicht auf eine weitere
Herabstufung der Kreditwürdigkeit Spaniens hat den Euro
"Die Ankündigung von Moody's war nicht wirklich eine Überraschung, und alles, was sie zur Begründung anführen, sollte vom Markt längst eingepreist sein", sagte Zinsstratege Peter Chatwell von Credit Agricole. "Allerdings versetzt es den Markt schon in eine Art erhöhte Alarmbereitschaft, wenn sich eine Ratingagentur bewegt, weil sie vermutet, dass noch mehr schlechte Nachrichten kommen werden."
Der Mittelmeerstaat wird derzeit von keiner der drei
wichtigen Ratingagenturen - zu denen außerdem S&P und Fitch
zählen - mehr mit der Topnote AAA bewertet. Moody's stuft
Spanien derzeit mit "Aa1" ein. Bewertet eine Ratingagentur die
Bonität eines Staates schlechter, erhöhen sich für diesen in der
Regel die Refinanzierungskosten. Der von Investoren geforderte
Risikoaufschlag für zehnjährige spanische Anleihen
Händlern zufolge wurde die Warnung von Moody's besonders sensibel aufgenommen, da sie nur einen Tag vor dem Gipfeltreffen der europäischen Staats- und Regierungschefs ausgesprochen wurde. "Der Markt stellt sich auf den EU-Gipfel ein, und die große Frage ist, ob es zu einer Einigung kommt", sagte ein Händler. Vor allem die immer noch weit auseinanderdriftenden Meinungen darüber, wie in Finanznöte geratene Euroländer dauerhaft durch die Gemeinschaft gestützt werden sollen, verunsicherten Investoren. "In Anbetracht der mannigfachen Ansichten dürfte ein Kompromiss nur schwer zu finden sein", hieß es in einem Marktkommentar des Bankhauses Metzler. Die Ankündigung von Moody's verdeutliche aber einen akuten Handlungsbedarf.
PORTUGAL MUSS FÜR NEUE ANLEIHEN TIEF IN DIE TASCHE GREIFEN
Auch die langfristige Zahlungsfähigkeit Portugals wurde von
Investoren wieder stärker in Zweifel gezogen. Die Rendite der
zehnjährigen portugiesischen Papiere
Nach Einschätzung der Analysten der Commerzbank könnte jetzt
auch wieder Belgien verstärkt in den Fokus rücken. "In Belgien
fehlt eine handlungsfähige Regierung, so dass es dort schwierig
werden wird, notwendige Einsparungen durchzusetzen", hieß es in
einem Marktkommentar. Die zuletzt ebenfalls stark gestiegenen
Renditen zehnjähriger belgischer Anleihen
Als ein Hemmnis für langfristig tragfähige Lösungen zur Unterstützung schwächerer Euro-Länder kritisierten Analysten die Uneinigkeit der deutschen Politik. Während sich mit SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier und Ex-Finanzminister Peer Steinbrück in einem Gastbeitrag für die "Financial Times" für die Einführung gemeinsamer Anleihen in der Eurozone aussprachen, bekräftigte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ihre Ablehnung. "Wir dürfen nicht den Fehler machen, die Vergemeinschaftung des Risikos als Lösung erscheinen zu lassen", sagte Merkel in einer Regierungserklärung.
"Statt gegenläufige Positionen zu beziehen, würde es mehr Sinn machen zu schweigen und hinter den Kulissen an einer tragfähigen gemeinsamen Lösung zu arbeiten", schrieben die Metzler-Analysten.
(Reporter: Kirsti Knolle; redigiert von Jörn Poltz)