(neu: Schlusskurse)
Frankfurt, 28. Okt (Reuters) - Der spektakuläre Höhenflug
der VW-Aktie hat dem Dax<.GDAXI> am Dienstag ein
deutliches Kursplus beschert. Der deutsche Leitindex schloss
11,3 Prozent oder 489 Zähler höher bei 4823,45 Punkten. Davon
gingen allein 647 Punkte auf das Konto der VW-Aktie - ohne sie
hätte der Index 3,7 Prozent im Minus geschlossen. "VW ist das
einzige Thema hier am Markt", berichtete ein Händler. "Aber was
soll man dazu sagen? Das ist nicht mehr normal und spottet jeder
Beschreibung. Die VW-Aktie hat nichts mehr im Dax verloren."
Die Volkswagen-Aktie kostete in der Spitze 1005 Euro und
ging am Abend bei 945 Euro aus dem Geschäft - fast 82 Prozent
höher als am Vorabend, als der Titel bereits um 150 Prozent
zugelegt hatte. Händler erklärten den Anstieg nach wie vor mit
der Eindeckung von Leerverkäufern: Marktteilnehmer, die auf
fallende Kurse gesetzt und geliehene Aktien verkauft hätten,
müssten angesichts des anhaltenden Anstiegs zurückkaufen - zu
jedem Preis. Außerdem seien Fonds, die den Dax abbilden,
gezwungen, wegen der stetig steigenden Gewichtung von VW
nachzukaufen. "Viele dürfte das Kopf und Kragen gekostet haben",
sagte ein Händler.
"FASZINIERTES ENTSETZEN"
"Den VW-Kurs beobachte ich nur noch mit fasziniertem
Entsetzen", stöhnte ein Fondsmanager. Einige Marktteilnehmer
forderten wegen der Kursbewegungen, dass VW aus dem Dax genommen
wird. "Es muss etwas passieren", sagte ein Börsianer. Andere
Titel würden von den Kurskapriolen bei VW in Mitleidenschaft
gezogen. Denn um bei VW mitzumischen, verkauften Anleger andere
Aktien, berichteten Händler. Zudem spiegele die Entwicklung des
Dax nicht mehr die deutsche Wirtschaftsentwicklung wider.
Allerdings wollen derzeit weder die Deutsche Börse noch die
Börsenaufsicht - das Hessische Wirtschaftsministerium -
eingreifen. "Da muss man den Markt gewähren lassen", sagte ein
Börsensprecher.
FINANZTITEL IM MINUS - SAP UND LUFTHANSA MIT ZAHLEN
Unter Druck gerieten vor allem Finanzwerte. Zu den größten
Verlierern zählten die Titel der Deutschen Bank und
der Commerzbank, die mehr als 13 Prozent einbüßten.
Auch in Europa waren viele Aktien von Banken und Versicherern
nicht gefragt: Die zehn größten Verlierer im Stoxx50<.STOXX50>
waren Finanztitel. Nach einer Herabstufung durch die
Ratingagentur Fitch geriet besonders die ING-Aktie unter
Druck. Sie führte mit einem Abschlag von 13,4 Prozent die Reihen
der Verlierer an.
Auch SAP standen am Abend mit einem Minus von 4,6
Prozent auf der Verliererseite, nachdem der Titel im Laufe des
Tages mehrmals die Richtung gewechselt hatte. Dabei waren die
vorgelegten Quartalszahlen Analysten zufolge etwas besser als
erwartet ausgefallen. Auch dass der Konzern seine Gewinnprognose
für 2008 senkte, sei keine Überraschung gewesen, sagten
Experten. Die Zahlen von Lufthansa wurden ebenfalls nicht mit
Kursgewinnen honoriert: Nach Veröffentlichung der Ergebnisse und
einer Gewinnwarnung für 2008 schloss der Titel der
Fluggesellschaft 8,7 Prozent niedriger.
Trotzdem standen einige Aktien auf der Gewinnerseite: Hypo
Real Estate stiegen um über elf Prozent, und Fresenius
Medical Care schlossen 4,4 Prozent höher. Im Rest von
Europa waren vor allem Rohstofftitel gefragt. Angesichts positiv
beurteilter Quartalszahlen zogen die BP-Aktien um 5,4
Prozent an; Total stiegen um über sechs Prozent. Dem
Stoxx50<.STOXX50> der größten börsennotierten Unternehmen aus
Europa verhalf das zu einem Plus von 0,2 Prozent auf 2062
Zähler. Doch in deutlich besserer Form zeigte sich der
EuroStoxx50<.STOXX50E>: Beflügelt von der VW-Aktie, die zwar im
EuroStoxx50, aber nicht im Stoxx50 enthalten ist, schloss der
Index der 50 größten Unternehmen der Euro-Zone 3,9 Prozent höher
bei 2382 Punkten. Auch in den USA waren Aktien gefragt: Zu
Handelsschluss in Europa lag der Dow Jones<.DJI> 1,7 Prozent im
Plus und der Nasdaq-Composite<.IXIC> stieg um 0,8 Prozent.
(Reporter: Kerstin Leitel; unter Mitarbeit von Kirsti
Knolle; redigiert von Jörn Poltz)