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Lkw-Branche setzt auf autonomes Fahren - Marktsorgen nagen

Veröffentlicht am 21.09.2016, 16:55
© Reuters.  Lkw-Branche setzt auf autonomes Fahren - Marktsorgen nagen
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- von Jan Schwartz und Ilona Wissenbach

Hannover (Reuters) - Mit elektrischen, vernetzten und autonom fahrenden Lastwagen will die Truck-Branche ihre hart kalkulierende Kundschaft locken und sich unabhängiger von den üblichen Schwankungen im Geschäft machen.

Zum Auftakt der Nutzfahrzeugmesse IAA am Mittwoch in Hannover überboten sich die Hersteller mit Ankündigungen zu Innovationen. Assistenzsysteme zur Bremsunterstützung, zum Abbiegen oder zu vorausschauender Wartung sollen das Lkw-Fahren sicherer und günstiger machen. Die große Vision der Branche ist und bleibt aber das autonome Fahren: Der Laster befördert seine Fracht selbsttätig, der Fahrer kümmert sich um anderes - oder wird gar nicht mehr gebraucht.

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg: "Vollautomatisiertes Fahren wird man wohl zuerst in abgegrenzten Gebieten sehen, wie einem Hafengelände", sagte Matthias Wissmann, Chef des Branchenverbands VDA. "In einer hochkomplexen Situation einer Innenstadt wird man erst dann beginnen, wenn man absolut sicher weiß, dass die Systeme hundertprozentig funktionieren."

Exemplare autonom fahrender Lastwagen gibt es auf dem Messegelände in Hannover nur wenige. Dafür zeige die Branche "ganz praktische Schritte vom teilautomatisierten zum hochautomatisierten Fahren", die schon vor 2025 gemacht werden könnten, sagte der Verbandspräsident. Für die Endkunden der Lkw-Hersteller ist das ferne Zukunftsmusik. Einen Laster ohne Fahrer könne er sich nicht vorstellen, sagte Fritz Wallner, Vorsitzender des Berufskraftfahrer-Verbandes zu Reuters. "Von selbst geht die Ladung nicht drauf." Die Branche habe ganz andere Probleme: "Es wäre wichtiger, dass es Klimaanlagen ohne Aufpreis gibt - für die Hersteller sind das Peanuts." Viele Kollegen hätten im Sommer unter der Hitze gelitten, weil die Speditionen hier gespart hätten.

WACHSTUMSMOTOR EUROPA

Für die Lkw-Bauer herrscht gerade nicht nur Sonnenschein. Denn der Markt in Südamerika liegt darnieder, dem US-Geschäft geht die Puste aus. Europa dagegen glänzte zuletzt mit zweistelligem Wachstum. Daimler-Trucks-Chef Wolfgang Bernhard sagte, in Europa habe der Markt für Schwerlaster zwar zwischen Januar und Juli um 17 Prozent auf rund 180.000 Stück zugelegt. "Die Sorge ist, dass sich dieses Wachstum im zweiten Halbjahr nicht in der gleichen Weise fortsetzt." Es gebe mit dem beschlossenen EU-Austritt Großbritanniens und der Flüchtlingskrise viele Themen, die die Kunden vorsichtiger machten.

Spediteure und Fuhrparkbetreiber rechnen angesichts ihrer geringen Gewinnspanne von zwei bis drei Prozent vom Umsatz ohnehin mit spitzem Bleistift und prüfen genau, ob sie sich neue Nutzfahrzeuge kaufen. Droht der Konjunkturmotor zu stottern, wird die Anschaffung vertagt. Läuft die Wirtschaft schlecht, gibt es wenig Güter zu transportieren, und die Lkw-Hersteller leiden unter der Nachfrageflaute.

In Brasilien, neben Europa eine wichtige Absatzregion, ist der Truck-Markt wegen der Rezession fast zum Stillstand gekommen. Südamerika durchlebe "harte Zeiten", sagte VW-Truck-Chef Andreas Renschler. Brasilien sei "noch nicht über den Berg", es gebe aber "ermutigende Anzeichen". Auch deshalb ziehen sich die europäischen Hersteller nicht zurück, sondern wollen mit drastischem Sparkurs und Stellenabbau die Krise überstehen. Daimler-Manager Bernhard sagte, der Personalabbau sei abgeschlossen. Auch MAN-Chef Joachim Drees sagte, es seien keine weiteren Restrukturierungen in Brasilien geplant.

KAMPF UM DIE KRONE

Der VW-Konzern und seine Truck-Töchter MAN und Scania setzen darauf, sich unabhängiger von den beiden Kernregionen Europa und Südamerika zu machen. Dabei soll die frisch angekündigte Partnerschaft mit dem amerikanischen Hersteller Navistar helfen. Daimler (DE:DAIGn) oder auch Volvo profitieren davon, dass sie im - zuletzt lange boomenden und jetzt nachlassenden - US-Markt aktiv sind und so Schwankungen abpuffern können. Die Schwaben sind mit einem Anteil von gut 40 Prozent mit ihrer Marke "Freightliner" in den USA Marktführer. Bernhard verfolgt das Wirken des Rivalen Renschler, bis Anfang 2014 noch sein Vorstandskollege bei Daimler, "mit Interesse". Die Position als Weltmarktführer bei schweren Lkw sei unangefochten, auch wenn nun VW (DE:VOWG) zum "Champion" unter den Truckern werden will. OLDEBUS Reuters Germany Online Report Company News 20160921T145525+0000

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