FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Enttäuschung am Aktienmarkt über die jüngsten EZB-Maßnahmen ist bereits am Freitag etwas verblasst. Nach einem guten US-Arbeitsmarktbericht und dank der klar erholten Wall Street machte der Dax (DAX) seine Verluste teilweise wett.
Zum Handelsende notierte der deutsche Leitindex noch 0,34 Prozent tiefer bei 10 752,10 Punkten. Auf Wochensicht büßte das Börsenbarometer allerdings - vor allem wegen des Kursrutsches am Donnerstag - 4,80 Prozent ein und damit so viel wie zuletzt im August.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte schaffte am Freitag ein Plus von 0,25 Prozent auf 20 903,97 Punkte, während der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) um 0,08 Prozent auf 1835,33 Punkte nachgab. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) schloss 0,38 Prozent schwächer bei 3330,75 Punkten. Die nationalen Indizes in Paris und London verbuchten ebenfalls Verluste. Derweil stand der US-Leitindex Dow Jones Industrial (Dow Jones Industrial Average) zum europäischen Börsenschluss knapp anderthalb Prozent im Plus.
'JAHRESENDRALLY GESTOPPT ABER NICHT FUTSCH'
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte am Vortag vor allem mit den Details zur Ausweitung der gigantischen Anleihenkäufe die hohen Erwartungen vieler Marktakteure verfehlt. Anleger hatten eine deutlichere Aufstockung erwartet. Diese Hoffnungen hatten den Dax seit Oktober kräftig angetrieben. "Draghi hat kalte Füße bekommen. Er wollte nicht dem Markt hinterherlaufen, sondern Herr des Verfahren sein", kommentierte Kapitalmarktexperte Robert Halver von der Baader Bank.
Der Dax sei von dem deutlichen Rückgang aber nicht nachhaltig erschüttert. Denn wenn man bedenke, dass die EZB mindestens noch bis März 2017 Staatsanleihen für insgesamt 360 Milliarden Euro aufkaufen werde, spreche alles für weiter steigende Aktienkurse, sagte Halver. "Die Jahresendrally ist derzeit zwar gestoppt, aber noch nicht futsch."
US-ARBEITSMARKTBERICHT ÜBERRASCHT POSITIV
Zum Wochenschluss waren die Blicke der Anleger auf die US-Wirtschaft gerichtet, die im November mehr Arbeitsplätze geschaffen hatte als erwartet. Zudem wurde der Zuwachs im Vormonat Oktober nachträglich nach oben revidiert. Die Arbeitslosenquote lag wie im Vormonat und damit erwartungsgemäß bei 5,0 Prozent.
"Der Arbeitsmarkt setzt seine Erholung fort und nähert sich weiter dem Vollbeschäftigungszustand an", sagte Helaba-Volkswirt Ralf Umlauf. Positiv sei, dass die Partizipationsrate zugelegt habe und die Arbeitslosenquote dennoch nicht gestiegen sei. Der monatliche US-Arbeitsmarktbericht gilt als besonders wichtiger Faktor für die Entscheidung der amerikanischen Notenbank (Fed).
INVESTITIONSPLÄNE BELASTEN RWE
Im Dax büßten die RWE-Titel (XETRA:RWEG) als größter Verlierer 4,31 Prozent ein. Der Energieversorger will mit dem Konzernumbau auch wieder seine Investitionen in erneuerbare Energien aufstocken. Konzernchef Peter Terium sagte dem "Kölner Stadt Anzeiger", künftig könnten wieder bis zu eine Milliarde Euro pro Jahr in den Ausbau dieses Bereichs gesteckt werden.
Dagegen besetzten die Aktien der Lufthansa (XETRA:LHAG) mit plus 2,48 Prozent einen der vorderen Plätze. Hier stützte die Nachricht, dass die Schlichtung des Dauerstreits zwischen der Airline und der Flugbegleitergewerkschaft Ufo am 19. Januar beginnen soll.
MDAX-ABSTEIGER KABEL DEUTSCHLAND VERLIERT
Am MDax-Ende büßten die Aktien von Kabel Deutschland (XETRA:KD8Gn) 4,98 Prozent ein. Der Kabelnetzbetreiber scheidet zum 21. Dezember aus dem Index der mittelgroßen Werte aus, wie die Deutsche Börse am Donnerstag nach Handelsschluss mitgeteilt hatte.
Dagegen setzten die Papiere des Online-Modehändlers Zalando (XETRA:ZALG) ihren Höhenflug fort: Nach positiven Analystenkommentaren gewannen sie weitere 2,66 Prozent. Die Aktien des Halbleiterherstellers und angehenden TecDax-Mitglieds Siltronic (XETRA:WAFGn) verteuerten sich um 2,80 Prozent.
SAF HOLLAND NACH ABSTUFUNG AM SDAX-ENDE
Schwächster Wert im SDax (SDAX) der geringer kapitalisierten Unternehmen waren die Aktien von SAF Holland (XETRA:SFQn), die nach einer negativen Studie um 6,25 Prozent absackten. Analyst Tim Rokossa von der Deutschen Bank hatte seine Kaufempfehlung für die Aktien des Lkw-Zulieferers gestrichen. Nach einem starken Jahr 2015 dürfte sich 2016 für die globale Lkw-Branche ein schwächeres Bild ergeben, begründete er seine Neubewertung der Aktie.
Hingegen ging es für Scout24 (XETRA:G24n) um 3,23 Prozent bergauf. Der Internetportal-Betreiber profitierte vom anstehenden Aufstieg in den Sdax.
Am deutschen Rentenmarkt rückte die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 0,33 Prozent am Vortag auf 0,48 Prozent vor. Der Rentenindex Rex sackte um 0,88 Prozent auf 139,34 Punkte ab. Der Bund-Future gewann 0,31 Prozent auf 155,79 Punkte. Der Euro notierte bei 1,0886 US-Dollar. Zuvor hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs auf 1,0902 (Donnerstag: 1,0671) US-Dollar festgesetzt; der Dollar kostete damit 0,9173 (0,9371) Euro.