* Uneinigkeit in der Europäischen Union verunsichert Anleger
* Ifo-Index nicht so schlecht wie vorher befürchtet
* Investoren machen vor allem bei Exportwerten Kasse
(neu: Reaktionen, Ifo-Index, K+S, Dt. Börse, Demag Cranes)
Frankfurt, 21. Mai (Reuters) - Die Krise der europäischen
Währungsunsion hat die Aktienmärkte auch zum Wochenschluss fest
im Griff. Investoren sehen in Euro bewertete Anlagen
zunehmen als riskant an und trennten sich deshalb auch am
Freitag von deutschen Aktien. In der Folge verlor der
Dax<.GDAXI> knapp ein Prozent auf 5815 Zähler. Als Grund für die
anhaltende Nervosität an Märkten nannten Händler auch die
politische Uneinigkeit in der Europäischen Union.
Tendenziell ist die Situation weiter so, dass die Leute
einfach raus wollen aus Euro-Anlagen", sagte ein Händler. Im
Fokus stand weiter die Diskussionen um den europäischen
Rettungsschirm und die Rolle Deutschlands. Der Bundestag stimmte
der 148 Milliarden Euro schweren Beteiligung am
EU-Rettungsschirm am Vormittag zu. "Der deutsche Alleingang bei
dem Verbot bestimmter Leerverkäufe hat noch einmal den Eindruck
verstärkt, dass Europa dasteht als eine Ansammlung von
Einzelinteressen verfolgender Staaten", erklärte ein anderer
Börsianer.
Die Gemeinschaftswährung konnte im Tagesverlauf ihre
Gewinne aus dem fernöstlichen Handel nicht ganz halten und
notierte mit 1,2550 Dollar. Zum Vier-Jahres-Tief am Dienstag hat
der Euro aber schon wieder mehr als drei Cent zugelegt. Der Dax
hat im Wochenverlauf immerhin zwei Prozent dazugewonnen, nachdem
er in der Vorwoche um sieben Prozent abgestürzt war.
Für etwas Rückenwind für den Aktienmarkt sorgte Händlern
zufolge der Ifo-Index. Die Stimmung in den Chefetagen der
deutschen Wirtschaft hat sich zwar im Mai etwas eingetrüb: der
Ifo-Geschäftsklimaindex sank leicht auf 101,5 Punkte von 101,6
Zählern im Vormonat. "Allerdings gab es am Markt vorher eine
Riesenverunsicherung, weil über eine massive Enttäuschung
spekuliert worden war", sagte ein Händler. Der Dax hatte vor
Veröffentlichung der Zahlen zeitweise 1,5 Prozent eingebüßt.
Händler wiesen auch auf den kleinen Verfall an den
Terminmärkten hin, der teilweise zu deutlichen Kursausschlägen
führe.
NUR WENIGE IMPULSE FÜR EINZELWERTE
Schlusslicht im Dax waren K+S mit einem Minus von
2,8 Prozent auf 37,43 Euro. Cheuvreux hatte die Titel des
Düngemittel- und Salzspezialisten wegen der schwachen
Entwicklung der Kali-Preise auf "Underperform" von
"Outperform" heruntergestuft und das Kursziel auf 35 von zuvor
62 Euro drastisch reduziert. Größter Gewinner waren dagegen die
Aktien der Deutschen Börse, die um 2,2 Prozent auf
51,64 Euro stiegen. "Die waren ja gut unter Druck gekommen, da
steigen einige jetzt wieder ein", sagte ein Börsianer.
Adidas gewannen 1,7 Prozent. Börsianern zufolge hat
sich Vorstandschef Herbert Hainer in einem Agenturinterview
nochmals positiv zur Geschäftsentwicklung bei Reebok und im
ersten Quartal insgesamt geäußert.
Im Nebenwerteindex MDax<.MDAXI> kam der Einstieg der Private
Equity Gesellschaft Cevian Capital (([ID:nLDE64K0BU])) bei Demag
Cranes gut an, die Aktien des Kranherstellers stiegen
um 6,7 Prozent. Im Kleinwertesegment SDax<.SDAXI> profitierten
Air Berlin von positiven Analystenkommentaren und
stiegen um 3,2 Prozent. Mit massiven Verkäufen reagierten
Anleger unterdessen auf den Insolvenzantrag[ID:nLDE64K02I] von
Böwe Systec. Die Titel stürzten um 85 Prozent ab und
wurden noch zu 98 Cent gehandelt. "Seit das heut morgen bekannt
wurde, will jeder nur raus, und die Aktie fällt von einer
Volatilitätsunterbrechung in die nächste", sagte ein Händler.
(Reporter: Kirsti Knolle; redigiert von Andreas Kröner)