von Robert Zach
Investing.com - Der Goldpreis sank am Montag auf den tiefsten Stand seit Anfang August. Der sich erholende Dollar, die zurückhaltende Federal Reserve (Fed), die nach wie vor festgefahrenen Verhandlungen zwischen den Republikanern und Demokraten über zusätzliche fiskalische Impulse sowie rückläufige Inflationserwartungen bei sich stabilisierenden Realzinsen dürften die Hauptbelastungsfaktoren für das gelbe Metall sein. Händler machten auch die steigende Zahl der Corona-Fälle in Europa für den Absturz des Goldpreises verantwortlich.
"Das Aufflammen des Coronavirus und die Zweifel an weiteren fiskalischen Impulsen sorgt für ein Risk-Off-Umfeld, das den Dollar steigen und den Goldpreis sinken lässt", schrieb Edward Moya, Marktanalyst bei Oanda, in einer Notiz.
Der an der COMEX-Sparte der New Yorker Handelsbörse Nymex gehandelte Gold-Future für die Dezember-Lieferung sinkt um 3,14 Prozent oder 61 Dollar auf 1.902,20 Dollar Dollar je Feinunze. Das Tagestief liegt bislang bei 1.900,05 Dollar. Der Spot-Goldpreis verliert 2,68 Prozent oder 52 Dollar auf 1.898 Dollar je Feinunze.
"Das Tauziehen zwischen Dollar und Gold wird solange andauern, bis sich die globale Risikostimmung grundlegend ändert oder die Anleger die Aussichten der US-Geldpolitik besser einschätzen können", zitierte Reuters den FXTM-Marktanalysten Han Tan.
Der US-Dollar-Index, der die Stärke des Greenbacks gegen sechs andere Währungen misst, legte um 0,77 Prozent auf 93,68 Punkte zu. Das ist der nächste Stand seit über acht Wochen. Optimistisch stimmt, dass der Dollar zudem seine Glättungen der letzten 20 und 50 Tage (akt. bei 92,95 und 93,50) übersprungen hat. Gelingt dem Dollar eine Stabilisierung oberhalb der 50-Tage-Linie, könnte das den Goldpreis noch tiefer nach unten bringen.
Die Experten der ING erwarten jedoch, dass die nach der Fed-Sitzung letzten Mittwoch losgetretene Dollar-Erholung nicht nachhaltig ist. "Negative Realrenditen werden die Dollar-Baisse intakt halten. Wir erwarten, das die DXY-Rallye zwischen 93,65 bis 94,00 ins Stocken kommt".
Ein stärkerer Dollar belastet tendenziell den Goldpreis, da das Edelmetall außerhalb des Dollar-Raums teurer wird.
Im Fokus der Anleger stehen nun die Anhörungen von US-Notenbankchef Jerome Powell am Dienstag und Donnerstag vor dem US-Kongress.
"Sie (die Zentralbanken) befinden sich im Wartemodus und das hat die Erwartungen der Goldbullen gedämpft", sagte Michael Hewson, Chief Market Analyst bei CMC Markets UK.
Es sei unwahrscheinlich, dass wir zumindest bis zum Ende der US-Wahlen Klarheit darüber erhalten werden, wie die Fed ihre Inflationsziele erreichen will , fügte er hinzu.
Die Fed änderte zuletzt ihre geldpolitische Strategie. Sie hat jetzt ein flexibles Inflationsmodell verankert, das mit Durchschnitten arbeitet, die mittel- bis langfristig angelegt sind. Laut aktuellen Projektionen werden die Notenbanker das Inflationsziel nicht vor 2023 erreichen. Sie signalisieren damit ein längeres Festhalten an ihrer Niedrigzinspolitik.
Tiefere Zinsen unterstützen den Goldpreis tendenziell, weil der Kauf von Anleihen im Vergleich zum Edelmetall weniger attraktiv wird.
Der Silber-Future verbilligte sich um 9 Prozent auf 24,60 Dollar je Unze. Für den Future auf Kupfer ging es um 2,49 Prozent nach unten und Palladium büßte um 3,77 Prozent an Wert ein. Platin fiel um 6,84 Prozent.
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