von Robert Zach
Investing.com - Der Goldpreis kann sich zum Wochenauftakt dank der breit angelegten Dollar-Schwäche nach Rücknahme der Zinserhöhungserwartungen erholen.
Bis 10:52 Uhr MEZ verteuerten sich der Gold-Future zur August-Lieferung um 0,78 Prozent auf 1.716,95 Dollar. In der vergangenen Woche war das Edelmetall trotz der Rekordinflation in den Vereinigten Staaten zeitweise mit 1.695 Dollar auf den tiefsten Stand seit Anfang August 2021 abgestürzt.
Die Verbraucherpreise waren im Juni mit 9,1 Prozent so kräftig gestiegen wie seit mindestens 1981 nicht mehr. Das schürte die Erwartung, dass die Federal Reserve (Fed) auf ihrer Sitzung Ende Juli die Leitzinsen gleich um 100 Basispunkte, also um einen vollen Prozentpunkt anheben könnte. Zuvor hatten die Marktteilnehmer mit einem 75 Basispunkte-Zinsschritt gerechnet.
Eine noch größere Zinserhöhung ließ den US-Dollar zunächst weiter kräftig aufwerten. In der Spitze kletterte die Weltreservewährung bis auf 109,15 Punkte und markierte damit den höchsten Stand seit 2002. Exakt in diesem Bereich befindet sich aber auch ein markanter Widerstand in Form einer internen Trendlinie, die sich aus den Höchstständen von November 2005 und Januar 2017 speist. Diese Hürde in Kombination mit Aussagen einiger Notenbanker, wonach eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte ausreichend sei, hat den Höhenflug des Dollars vorübergehend ausgebremst und in der Konsequenz eine Erholung des Goldpreises angestoßen.
"Im Fokus steht die seit Februar 2020 bestätigte Unterstützungszone bei 1.690 bis 1.670 Dollar", schrieb Michael Neubauer von Global Investa. "Sofern dieses Level nicht (nachhaltig) unterschritten wird, rechne ich mit einem Gegenimpuls und Reaktionspotenzial bis 1.723 Dollar. Ein Close über 1.723 Dollar öffnet weiteren Spielraum in Richtung oberes Begrenzungsniveau 1.755 bis 1.766 Dollar, wo Verkaufsaufträge favorisiert sind."
Zuletzt verlor der US-Dollar-Index, der die Stärke des Greenbacks gegenüber sechs anderen Währungen misst, um 0,50 Prozent auf 107,37 Punkte.
Ein schwächerer Dollar stützt tendenziell den Goldpreis, da das Edelmetall außerhalb des Dollarraums günstiger wird.
Dem von Investing.com entwickelten Fed Rate Monitor Tool zufolge taxieren die Märkte die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung um 75 Basispunkte auf der Fed-Sitzung am 27. Juli nun auf 68,5 Prozent. Mit einer noch größeren Zinserhöhung rechnen immerhin noch 31,5 Prozent.
Am Freitag veröffentlichte die Uni-Michigan außerdem ihre vorläufigen Ergebnisse zu den Inflationserwartungen. Für den fünfjährigen Zeitraum gingen die Erwartungen auf 2,8 Prozent zurück. Das ist der niedrigste Stand seit einem Jahr.
Für das erste Quartal 2023 preisten die Märkte daraufhin eine erste Zinssenkung der Fed ein, die mit ihrem aggressiven Zinserhöhungszyklus Gefahr läuft, die US-Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen.
Im restlichen Metall-Komplex erstrahlte die Kurstabelle am Montag ebenfalls in einem satten Grün: Silber verteuerte sich um 1,58 Prozent und Palladium um 2,96 Prozent. Für Kupfer, das als Indikator für die Verfassung der Weltwirtschaft gilt, ging es nach den schweren Vorwochenverlusten um 2,88 Prozent nach oben. Platin rückte um 2,1 Prozent vor.