von Robert Zach
Investing.com - Seit August befindet sich der Goldpreis in einer abwärts gerichteten Konsolidierung, die ausgehend von einem neuen Rekordhoch bei 2.081 Dollar unter das ehemalige Allzeithoch bei 1.911 Dollar führte und in der Spitze die zentrale Unterstützung in Form der 100-Tage-Linie bei 1.852 Dollar erreichte. Allerdings setzte dort eine stärkere Aufwärtsbewegung ein, die den Goldpreis wieder über die psychologisch bedeutende Marke von 1.900 Dollar führte.
Die ersten zwei Ausbruchsversuche über den Widerstand aus einer Abwärtstrendlinie und der 50-Tage-Linie bei 1.935 Dollar waren gescheitert. Doch bislang gelang den Gold-Bullen stets die Verteidigung der Glättung der letzten 100 Tage (akt. bei 1.896 Dollar), die seit Ende September als Richtschnur für das Edelmetall dient. Unterhalb dieser Kursmarke würde sich die Korrektur wohl in Richtung 1.877 Dollar und dann 1.852 Dollar fortsetzen. Gefährlich für die Bullen wird es erst bei Kursen unterhalb von 1.835 Dollar.
Wird die o.g. kurzfristige Schlüsselmarke (1.896 Dollar) dagegen verteidigt, wäre zunächst mit einem Wiederanstieg an den Widerstand bei 1.935 Dollar zu rechnen, der im Falle eines Ausbruchs als Katalysator für eine Rallye auf 1.985 Dollar dienen könnte. An dieser Stelle könnte erneut eine Konsolidierung einsetzen, bevor Gold im kommenden Jahr dann nach oben ausbricht, sofern sich die fundamentalen Gegebenheiten nicht grundlegend ändern.
Die nach wie vor vielversprechende übergeordnete technische Ausgangslage des Goldes wird durch eine Analyse der US-Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS) unterfüttert, die den Edelmetallmarkt weiterhin in einem "strukturellen Bullenmarkt" sieht. Der Grund dafür ist nicht neu: die expansive Fiskal- und Geldpolitik in den entwickelten Volkswirtschaften werde die Realzinsen (NYSE:TIP) auch in der Zukunft nach unten treiben und eine Nachfrage für Gold als Absicherung von Extremrisiken - Tail-Risk - in Form einer stark steigenden Inflation.
Fallende Realzinsen, oder in der aktuellen Phase eine negative reale Rendite, unterstützen den Goldpreis in der Regel, weil der Kauf von Anleihen (NASDAQ:TLT) im Vergleich zum Edelmetall unattraktiver wird.
Auch Faktoren wie die sich erholende Einzelhandelsnachfrage nach Gold in den Schwellenländern, eine Stärkung deren Währungen sowie eine Normalisierung der wirtschaftlichen Aktivität lassen das Edelmetall weiterhin als attraktives Asset glänzen, hieß es in der Notiz von Goldman Sachs.
"Unserer Meinung nach dient Gold in dieser Phase des Konjunkturzyklus in erster Linie als Absicherung gegen den Kaufkraftverlust des Dollars und als Absicherung für Pullbacks in einem Aktienportfolio", schrieben die Rohstoffexperten von Goldman Sachs.
Der US-Dollar war in diesem Jahr auf den tiefsten Stand seit Mai 2018 gefallen, stabilisierte sich jedoch in den letzten zweieinhalb Monaten etwas. Belastet hat den Greenback in erster Linie die lockere Geldpolitik der Federal Reserve, die mit der Einführung des Average Inflation Targeting (AIT) die Zinsen voraussichtlich mindestens bis 2023 nahe Null belässt. Zusammen mit der gigantischen Geldmengenausweitung bleibt der Dollar wohl auf absehbare Zeit ein stützender Faktor für den Goldpreis.
Da Gold in Dollar gehandelt wird, vergünstigt ein sinkender Preis des Greenbacks das Edelmetall für Käufer aus anderen Währungsräumen, was für mehr Nachfrage sorgt.
Goldman prognostiziert einen Goldpreis von durchschnittlich 1.836 Dollar pro Feinunze im Jahr 2020 und 2.300 Dollar pro Unze im Jahr 2021. Ausgehend vom aktuellen Goldkurs entspräche dies einem Aufwärtspotenzial von 400 Dollar im kommenden Jahr.
Auch die Aussichten für den Silberpreis schätzen die Experten positiv ein. Das Industriemetall, welches von höheren Investments in die Solarbrache profitieren soll, insbesondere bei einem Biden-Sieg und einer Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele Chinas, soll 2020 bei etwa 22 Dollar pro Feinunze und im nächsten Jahr bei 30 Dollar pro Unze liegen.
Der an der COMEX-Sparte der New Yorker Handelsbörse Nymex gehandelte Gold-Future für die Dezember-Lieferung fiel am Freitag um 0,03 Prozent oder 0,60 Dollar auf 1.904 Dollar je Feinunze. Der Spot-Goldpreis verlor 0,13 Prozent oder 2,54 Dollar auf 1.901,56 Dollar je Feinunze.
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