* Bausektor nach Goldman-Kommentar unter Druck
* Smyrise und Rational stemmen sich gegen Markttrend
(neu: Lufthansa, US-Börsen)
Frankfurt, 10. Aug (Reuters) - Ungewissheit über den
weiteren Kurs der US-Notenbank (Fed) hat den deutschen
Aktienmarkt am Dienstag belastet. Vor der mit Spannung
erwarteten Zinssitzung der Fed am Abend (MESZ) schloss der
Dax<.GDAXI> mit 1,03 Prozent im Minus auf 6286 Zählern. "Die
Anleger sind extrem vorsichtig und nehmen Gewinne mit, wo sie
können", sagte ein Händler. "Es ist aber gar nichts
Entscheidendes passiert, wir halten uns einigermaßen stabil auf
einem hohen Niveau", ergänzte ein anderer Börsianer. Die
wichtigsten Indizes in New York<.DJI><.SPX><.IXIC> lagen zum
Handelsschluss in Europa ebenfalls im Minus.
Eine Änderung des derzeitigen Nullzinsniveaus in den USA
wurde nicht erwartet. Das Augenmerk der Anleger richtete sich
vielmehr auf die Äußerungen der Währungshüter zu den
Konjunkturaussichten. Für den Fall einer eher pessimistischen
Einschätzung wurden am Markt Stützungsmaßnahmen nicht
ausgeschlossen. "Es wäre schön, wenn sich die Fed dazu
durchringen würde, den Markt zum Beispiel mit dem weiteren
Ankauf von Anleihen zu entlasten", sagte ein Händler.
Zu den Verlierern im Dax zählten HeidelbergCement,
die nach einem kritischen Analystenkommentar von Goldman Sachs
zum europäischen Bausektor in der Spitze um 2,5 Prozent
nachgaben. Eine nachhaltige Erholung der Branche lasse trotz
einiger positiver Signale noch auf sich warten, stellten die
Analysten fest. Hochtief und Bilfinger Berger
gaben im MDax<.MDAXI> 2,2 beziehungsweise 1,1 Prozent nach. An
der österreichischen Börse rutschten Wienerberger um
2,8 Prozent ab, in Paris verloren Lafarge 0,8 Prozent.
Der europäische Index für die Baubranche<.SXOP> fiel um 1,9
Prozent.
Daneben gehörten die Anteilsscheine von Lufthansa
mit einem Rückgang von rund zwei Prozent zu den größten
Verlierern. Viele Anleger machten Händlern zufolge Kasse,
nachdem die Fluggesellschaft ein Passagierplus im Juli
bekanntgegeben hatte und Lufthansa-Titel zuletzt deutlich
zugelegt hatten.
TUI UND HANNOVER RÜCK UNTER VERKAUFSDRUCK
Nach einer Reihe von Quartalsergebnissen standen am
deutschen Markt vornehmlich Werte aus der zweiten Reihe im
Blickpunkt. So ging es für Gagfah mit einem Kursrutsch
von 11,7 Prozent im MDax<.MDAX> besonders steil nach unten: Vor
allem die deutlich unter den Erwartungen liegende
Quartalsdividende des Wohnungsbaukonzerns sei vielen Anlegern
übel aufgestoßen, sagte ein Händler.
Auch die TUI-Papiere mussten mit einem Minus von
bis zu 5,2 Prozent auf 7,85 Euro Federn lassen. Die britische
TUI Travel, an der TUI mit mehr als 50 Prozent beteiligt
ist, rechnet nur noch mit einem Gesamtjahresgewinn am unteren
Ende der Markterwartungen. TUI-Travel-Aktien verbuchten an der
Londoner Börse<.FTSE> mit einem Kursrutsch von bis zu zehn
Prozent auf 203,1 Pence das viertgrößte Minus der
Unternehmensgeschichte. In die lange Verliererliste des MDax
reihten sich auch Hannover Rück<.HNRGn.DE> mit einem Abschlag
von 6,1 Prozent ein. Der Untergang der Öl-Plattform "Deepwater
Horizon" und das Hochwasser in Osteuropa drückten den Gewinn des
Rückversicherers im zweiten Quartal um fast ein Viertel.
Gegen den schwachen Markttrend legten im MDax
Symrise um 1,8 Prozent zu, nachdem der Duft- und
Aromenhersteller einen überraschend starken Ergebniszuwachs
bekanntgegeben hatte. Die Titel des Küchenausrüsters
Rational verteuerten sich nach Vorlage des
Zwischenberichts um 3,2 Prozent. "Umsatz, operativer und
Netto-Gewinn lagen über den Erwartungen", konstatierte
DZ-Bank-Analyst Markus Turnwald.
(Reporter: Tom Körkemeier; redigiert von Georg Merziger)