von Robert Zach
Investing.com - Kurz vor dem Ernteauftakt in Brasilien im Mai haben sich die Preise am internationalen Kaffeemarkt nach dem jüngsten Ausverkauf etwas erholt.
Der Preis für US-Kaffee (Coffee C) zur Lieferung im Mai 2019 stieg auf 88,50 US-Cents je Pfund und kostete damit 1,50 Prozent mehr als am Vortag. Gestern war Kaffee so günstig wie zuletzt im September 2005.
Wegen der sehr hohen Abschläge in den vergangenen Tagen steuert der Kaffeepreis dennoch auf einen Wochenverlust von minus 2,05 Prozent zu. Morgen bleibt die ICE aufgrund des Karfreitags geschlossen. Erst am Montag geht der Handel am Kaffeemarkt weiter. Dann ist auch der Rollover abgeschlossen. Seit Jahresanfang steht ein Verlust von knapp 13 Prozent zu Buche.
Der Kaffeepreis für die Sorte Arabica zur Lieferung im Mai gewann um 1,00 Prozent und notierte zuletzt auf 102 US-Cents je Pfund.
Unter die Arme griff dem Kaffeepreis am Donnerstag ein etwas stärkerer brasilianischer Real zum US-Dollar. Grund dafür waren die Aussagen von Unterhaussprecher Rodrigo Maia am Donnerstag, wonach Brasiliens Rentenreformprozess nach den Osterferien an Fahrt gewinnen wird und im Mai oder Juni auf Kurs bleiben, um im Unterhaus genehmigt zu werden. Das berichtete Reuters.
Der US-Dollar wertete in den letzten Wochen wieder stark zum brasilianischen Real auf und erreichte im März mit 4,0163 den höchsten Stand seit Oktober 2018. Im Anschluss setzte der Wechselkurs wieder etwas zurück, bleibt aber in Schlagdistanz zu den Mehrmonatshochs. Zuletzt handelte der USD/BRL auf 3,9321 und damit 0,13 Prozent im Minus.
Ein stärkerer brasilianischer Real belastet in der Regel das Exportwachstum. Sobald weniger Angebot auf den Markt gelangt, steigen die Preise für Kaffee an und umgekehrt.
Nach wie vor belastet die internationalen Kaffeepreise die Sorge vor einem anhaltenden Überangebot an Kaffee auf dem Weltmarkt. Die ICO (International Coffee Organisation) erhöhte am 4. April ihre Schätzung für ein globales Überangebot an Kaffee 2018/2019 von 2,29 Millionen Sack auf 3,1 Millionen Sack.
Diese Furcht spiegelt sich auch in den Kaffeevorräten wieder. Laut Daten der ICE vom Mittwoch liegen die börsennotierten Kaffeevorräte mit 2,479 Millionen Sack nur knapp unter dem Viereinhalbjahreshoch von 2,503 Millionen Sack Ende März.
Positiv war dagegen die Meldung der Green Coffee Association (GCA) am Dienstag, wonach die Bestände für US-Rohkaffee auf Jahressicht um 7,0 Prozent auf 6,11 Millionen Sack gefallen sind.
Zwar rechnen Kaffeemarktbeobachter in diesem Jahr mit einem kleinen Defizit aufgrund des zweijährigen Erntezykluses der Arabica-Pflanze. Dieses dürfte aber nicht ausreichen, um die Aussicht auf eine weitere Rekordernte in Brasilien im Erntejahr 2020/2021 zu negieren.
"Mit dem derzeitigen Überschuss und den erwarteten Überschüssen für das Erntejahr 2020/2021 in Brasilien würde ein kleines Defizit die Preise nicht nachhaltig stabilisieren", sagte Rodrigo Costa vom Kaffeehändler Comexim in einem Interview mit CoffeeNetwork.
Charttechnisch relevante Kursmarken für den KCN9 liegen bei 87,85 in Form einer Unterstützung und 0,9260 US-Cents in Form eines Widerstands.