Vielleicht wunderst du dich, warum sowohl die Aktienmärkte als auch Gold bisher relativ „vorhersehbar“ auf die anstehende Vereidigung von Donald Trump reagiert haben. Ganz einfach: Viele Analysten hatten bereits früh einen „bis oder durch die Wahl 2024“-Szenario-Bullenmarkt im Blick, der durch die Fiskalpolitik der Biden-Administration befeuert wurde. Zusätzlich schlug die Fed zum entscheidenden Zeitpunkt vor der Wahl einen dovishen Kurs ein – das half dem Markt zusätzlich.
Doch nun, da Trumps Amtseinführung kurz bevorsteht, müssen wir schauen, was als Nächstes kommt. Die Idee dahinter: Nachdem mindestens die Hälfte der US-Bevölkerung jetzt denkt, Amerika sei wieder „great“ oder zumindest auf dem Weg dahin, könnten sich Aktien und Gold in unterschiedliche Richtungen entwickeln. Während des Jahres 2024 liefen beide oft im Gleichklang nach oben – Gold hat diesen Bullenmarkt sogar phasenweise angeführt. Doch die nächsten Wochen könnten eine Trendwende für eines (oder beide) dieser Assets bringen.
US-Aktienmarkt
Ein kurzer Blick auf den S&P 500 (SPX)
Beginnen wir mit einem einfachen technischen Überblick. Auf Tagesbasis betrachtet, hat der S&P 500 zuletzt eine kleine bärische Formation kurzzeitig bestätigt, als er darunter fiel – nur um dann wieder über deren „Neckline“ zu springen und das Muster zu deaktivieren. Allerdings behält der Bär so lange die Chance, erneut anzugreifen, solange der S&P 500 unter seinem letzten kurzfristigen Hoch (6021) bleibt.
Warum erwarten viele eine mögliche Korrektur? Ganz einfach: Der Markt erhielt einen massiven Schub durch „America great again (AGG)“-Tag #1 (den Wahltag) und bildet seitdem eine potenziell bärische Struktur aus, die sich in Richtung AGG #2 (die Inauguration) zieht. Kurzfristig befindet sich der Index in einem Abwärtstrend, solange er unter 6021 verharrt.
Und was kommt danach? Zwei Optionen:
- Echter Bärenmarkt – also eine umfassendere Korrektur,
- „Gesunder Test“ der 200-Tage-Linie innerhalb eines größeren Aufwärtstrends.
Im Moment sieht alles eher nach einer milden Korrektur innerhalb eines starken, übergeordneten Bullenmarkts aus. Fällt der Index allerdings klar unter seine 200-Tage-Linie, würde das die Bären erheblich stärken. Ein Rückgang an die 200-Tage-Linie, die dann hält, könnte jedoch im Anschluss eine äußerst bullische Dynamik erzeugen.
All das sollte man allerdings mit Vorsicht betrachten: Die Märkte können sich lange Zeit gegen makroökonomische Indikatoren „taubstellen“, bis es ihnen eben nicht mehr möglich ist.
Gold
Gold befand sich 2024 über weite Strecken in positiver Korrelation mit Aktien und hatte die Rallye sogar oft angeführt – bis im Oktober eine Korrektur begann, die sowohl Gold als auch den S&P 500 erfasste. Aktuell scheint Gold aber einen Schritt nach vorn zu machen und versucht aus seinem Korrekturmuster auszubrechen, während der SPX noch weiter unter Druck stehen könnte.
Auf dem Tageschart zeichnet sich ab, dass Gold erneut den Widerstandsbereich um 2720 (+/-) testet – bereits zum dritten Mal. Oft heißt es, je öfter ein Widerstand angetestet wird, desto schwächer wird er. Das könnte ein Hinweis sein, dass der „dritte Versuch“ zum Durchbruch führen kann. Aber ein echter Breakout muss sich erst bestätigen, indem der frühere Widerstand zur neuen Unterstützung wird.
Langfristig bleibt das große Bild bei Gold ohnehin positiv: Seit 2020 arbeitet sich der Goldpreis an der rechten Seite einer gigantischen „Cup“-Formation nach oben. Das dürfte dem Edelmetall weiterhin Rückenwind geben – sofern sich die technische Lage nachhaltig verbessert.
Aktien und Gold im Vergleich – Gold/SPX Ratio
Ein Blick auf das Verhältnis von Gold zu Aktien (Gold/SPX Ratio) verrät uns, wie schlecht Gold in den letzten 13+ Jahren gegenüber dem Aktienmarkt abgeschnitten hat. Jetzt aber könnte sich, aus fundamentaler und technischer Sicht, eine Bodenbildung anbahnen – eine spannende Entwicklung, wenn man bedenkt, dass US-Aktien sich aktuell an historisch hohen Bewertungen, hohem Anlegeroptimismus und diversen Warnsignalen reiben.
Während viele Trader gerade wissen wollen, welche „KI-Aktie“ (oder „Trump-Trade“, „Musk-Trade“ usw.) als Nächstes „explodiert“, bleibt Gold bei vielen unter dem Radar – oft jahrelang, manchmal sogar jahrzehntelang, gerade wenn die Märkte in einer spekulativen Phase stecken. Unsere Indikatoren deuten jedoch auf einen möglichen großen Turnaround hin, den viele im Mainstream erst wahrnehmen, wenn es längst zu spät ist.
Fazit
Wer meinen Analysen über die Jahre gefolgt ist, weiß, dass ich eine Reihe an Makro-Indikatoren nutze, die auf eine anstehende Risikoaversion am Aktienmarkt hindeuten. Natürlich könnte Gold kurzfristig unter Druck geraten, falls der Markt in eine tiefe Korrektur abtaucht – schließlich hat das Edelmetall ja bis jetzt aktiv am globalen Bullenjahr 2024 teilgenommen.
Allerdings legt das Chartbild (und Golds Charakter als Krisen- und „Safe Haven“-Anlage) nahe, dass Gold den Aktienmarkt wahrscheinlich klar schlagen wird, sobald ein echter Bärenmarkt sich etabliert. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die breitere Anlegerschaft erkennt, dass die Party nicht ewig weitergehen kann. Und wer schon früh auf Gold setzt, könnte dann umso deutlicher profitieren.