BASEL (dpa-AFX) - Die Deutsche Bank zählt in der Finanzbranche zu den potenziell größten Bedrohungen für die Stabilität der Weltwirtschaft. Der internationale Finanzstabilitätsrat (Financial Stability Board/FSB) stufte am Donnerstagabend den deutschen Branchenprimus ganz oben in seiner Liste der systemrelevanten Banken ein, deren Zusammenbruch die globale Wirtschaft ins Wanken bringen könnte. Ebenfalls dazu gehören die US-Großbanken JPMorgan und Citigroup sowie die britische HSBC . Die Commerzbank zählt dagegen nicht mehr zu den weltweit systemrelevanten Banken.
Ihre Spitzenstellung bedeutet für die Deutsche Bank eine besondere Verantwortung. Sie muss künftig deutlich mehr Eigenkapital aufbauen als andere Konkurrenten. Eigenkapital aber ist teuer und drückt auf die Gewinne. Die Aufsichtsbehörden wollen so einen Anreiz schaffen, dass die Institute Risiken abbauen und ihre Bilanzen verkleinern. So wollen sie verhindern, dass der Zusammenbruch einer Bank wie nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers 2008 noch einmal die ganze Welt in eine Finanz- und Wirtschaftskrise stürzen kann. Wichtiges Kriterium für die Systemrelevanz ist neben der Größe auch die Vernetzung in der Finanzwelt.
REINE INVESTMENTBANKEN MIT WENIGER AUFSCHLAG
Grundsätzlich müssen alle Banken bis 2019 nach den bisherigen Planungen 7 Prozent hartes Eigenkapital auf ihre Risikopositionen aufbauen. Für die 28 als systemrelevanten Großbanken kommen Aufschläge hinzu. Bei der Deutschen Bank als mit am höchsten eingestuftes Institut sollen es 2,5 Prozent zusätzliches Eigenkapital sein, das sie von 2016 an beschaffen muss. Die systemrelevanten Banken sollen zudem Pläne ausarbeiten, wie sie im Falle einer Schieflage abgewickelt werden können.
Anders als bislang stufte das Gremium die systemrelevanten Banken nicht mehr pauschal ein, sondern bildete verschiedene Risikogruppen. In die höchste derzeit besetzte Kategorie steckte der Finanzstabilitätsrat sogenannte Universalbanken - also Institute mit einem starken Investmentbanking und zugleich einem großen Privatkundengeschäft. Dagegen wurden die praktisch reine Investmentbanken wie Goldman Sachs und Morgan Stanley ebenso wie die Schweizer Großbanken Credit Suisse und UBS in den zweitniedrigsten Topf gesteckt. Sie müssen damit nur 1,5 Prozent mehr Kapital vorhalten.
SCHADET EINE HOHE SYSTEMRELEVANZ?
Die seit der Finanzkrise kräftig geschrumpfte Commerzbank zählt hingegen nicht mehr zur Liste der Banken, die als 'too big to fail' gelten. Damit bleibt sie von zusätzlichen Kapitalanforderungen verschont. Das Institut gab sich gelassen. 'Mit der Fokussierung auf unser kundenorientiertes Kerngeschäft und der Reduzierung von Risiken haben wir bewusst in Kauf genommen, dass wir nicht mehr alle Kriterien für die Auswahl global systemrelevanter Banken erfüllen', sagte ein Sprecher. An der Börse legte die Commerzbank-Aktie leicht zu, während die Deutsche Bank verlor.
Experten sind sich uneinig, ob höhere Kapitalanforderung tatsächlich ein Wettbewerbsnachteil sind. So hatte JP-Morgan-Chef Jamie Dimon zuletzt sogar betont, dass sein Haus zusätzliches Geschäft gewinne, weil es höhere Quoten erfüllen muss und deshalb als besonders vertrauenswürdig gilt. Der frühere Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte im vergangenen Jahr gesagt, dass es ihn stolz mache, wenn sein Haus ganz vorn eingestuft würde.
GRÜNDE FÜR EINSTUFUNG UNKLAR
Über die genauen Gründe für die Einstufung hielt sich der Finanzstabilitätsrat bedeckt und rief damit Kritik von Analysten hervor. So wunderte sich etwa Oppenheimer-Experte Christopher Kotowski, warum die Bank of America zwei Stufen niedriger als die Citigroup geführt wird.
Bei den FSB-Einschätzungen handelt es sich zunächst nur um Vorschläge. Das Gremium war 2009 von der Gruppe der 20 wichtigsten Industrie-und Schwellenländern gegründet worden, um Notenbanker, Aufseher und Regierungsvertreter der Länder zusammenzubringen und das Vorgehen zu koordinieren. Die Umsetzung der Vorschläge in konkrete Regeln ist Sache der nationalen Gesetzgeber. Unklar sind insbesondere die genauen Kapitalregeln.
NATIONALE REGELN
In vielen Ländern gelten eigene, noch härtere Regeln. So hat die Schweiz ihren Großbanken etwa eine viel höhere Eigenkapitalquote verordnet. Auch in Deutschland wird zum Beispiel die Commerzbank ebenso wie die Landesbanken weiter als systemrelevant gewertet. Von ihnen verlangt die Bankenaufsicht Bafin demnächst eigene Pläne, wie sie im Notfall saniert oder abgewickelt werden können./enl/zb/kja
Ihre Spitzenstellung bedeutet für die Deutsche Bank eine besondere Verantwortung. Sie muss künftig deutlich mehr Eigenkapital aufbauen als andere Konkurrenten. Eigenkapital aber ist teuer und drückt auf die Gewinne. Die Aufsichtsbehörden wollen so einen Anreiz schaffen, dass die Institute Risiken abbauen und ihre Bilanzen verkleinern. So wollen sie verhindern, dass der Zusammenbruch einer Bank wie nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers 2008 noch einmal die ganze Welt in eine Finanz- und Wirtschaftskrise stürzen kann. Wichtiges Kriterium für die Systemrelevanz ist neben der Größe auch die Vernetzung in der Finanzwelt.
REINE INVESTMENTBANKEN MIT WENIGER AUFSCHLAG
Grundsätzlich müssen alle Banken bis 2019 nach den bisherigen Planungen 7 Prozent hartes Eigenkapital auf ihre Risikopositionen aufbauen. Für die 28 als systemrelevanten Großbanken kommen Aufschläge hinzu. Bei der Deutschen Bank als mit am höchsten eingestuftes Institut sollen es 2,5 Prozent zusätzliches Eigenkapital sein, das sie von 2016 an beschaffen muss. Die systemrelevanten Banken sollen zudem Pläne ausarbeiten, wie sie im Falle einer Schieflage abgewickelt werden können.
Anders als bislang stufte das Gremium die systemrelevanten Banken nicht mehr pauschal ein, sondern bildete verschiedene Risikogruppen. In die höchste derzeit besetzte Kategorie steckte der Finanzstabilitätsrat sogenannte Universalbanken - also Institute mit einem starken Investmentbanking und zugleich einem großen Privatkundengeschäft. Dagegen wurden die praktisch reine Investmentbanken wie Goldman Sachs
SCHADET EINE HOHE SYSTEMRELEVANZ?
Die seit der Finanzkrise kräftig geschrumpfte Commerzbank zählt hingegen nicht mehr zur Liste der Banken, die als 'too big to fail' gelten. Damit bleibt sie von zusätzlichen Kapitalanforderungen verschont. Das Institut gab sich gelassen. 'Mit der Fokussierung auf unser kundenorientiertes Kerngeschäft und der Reduzierung von Risiken haben wir bewusst in Kauf genommen, dass wir nicht mehr alle Kriterien für die Auswahl global systemrelevanter Banken erfüllen', sagte ein Sprecher. An der Börse legte die Commerzbank-Aktie leicht zu, während die Deutsche Bank verlor.
Experten sind sich uneinig, ob höhere Kapitalanforderung tatsächlich ein Wettbewerbsnachteil sind. So hatte JP-Morgan-Chef Jamie Dimon zuletzt sogar betont, dass sein Haus zusätzliches Geschäft gewinne, weil es höhere Quoten erfüllen muss und deshalb als besonders vertrauenswürdig gilt. Der frühere Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte im vergangenen Jahr gesagt, dass es ihn stolz mache, wenn sein Haus ganz vorn eingestuft würde.
GRÜNDE FÜR EINSTUFUNG UNKLAR
Über die genauen Gründe für die Einstufung hielt sich der Finanzstabilitätsrat bedeckt und rief damit Kritik von Analysten hervor. So wunderte sich etwa Oppenheimer-Experte Christopher Kotowski, warum die Bank of America
Bei den FSB-Einschätzungen handelt es sich zunächst nur um Vorschläge. Das Gremium war 2009 von der Gruppe der 20 wichtigsten Industrie-und Schwellenländern gegründet worden, um Notenbanker, Aufseher und Regierungsvertreter der Länder zusammenzubringen und das Vorgehen zu koordinieren. Die Umsetzung der Vorschläge in konkrete Regeln ist Sache der nationalen Gesetzgeber. Unklar sind insbesondere die genauen Kapitalregeln.
NATIONALE REGELN
In vielen Ländern gelten eigene, noch härtere Regeln. So hat die Schweiz ihren Großbanken etwa eine viel höhere Eigenkapitalquote verordnet. Auch in Deutschland wird zum Beispiel die Commerzbank ebenso wie die Landesbanken weiter als systemrelevant gewertet. Von ihnen verlangt die Bankenaufsicht Bafin demnächst eigene Pläne, wie sie im Notfall saniert oder abgewickelt werden können./enl/zb/kja