Washington/Seattle (Reuters) - Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat beim Boeing (N:BA)-Modell 737 MAX ein neues Sicherheitsproblem entdeckt.
Boeing müsse das Problem lösen, bevor der mit einem weltweiten Flugverbot belegte Jet wieder fliegen dürfe, teilte die Behörde am Mittwoch (Ortszeit) mit. Insidern zufolge wurde das Problem bei Simulatortests entdeckt. Ob es durch ein Software-Update behoben werden könne oder nur durch technische Änderungen am Flugzeug, sei noch nicht klar, erfuhr Reuters von den mit der Sache vertrauten Personen. Die 737 MAX, Boeings meistverkauftes Flugzeug, hatte nach zwei Abstürzen mit 346 Toten Flugverbot erhalten. Derzeit ändert der Konzern ein automatisches Stabilisierungssystem, das die Abstürze verursacht haben soll. Die Aktien des Flugzeug-Bauers fielen am Donnerstag im vorbörslichen US-Geschäft um gut sechs Prozent.
Die Behörde beschrieb das neue Problem nicht näher. Boeing teilte mit, man sei von der FAA aufgefordert worden, eine bestimmte Flugeigenschaft durch Software-Anpassungen zu ändern. Boeing arbeite an einer Lösung des Problems und werde das Flugzeug erst dann zur Zertifizierung einreichen, wenn alle Forderungen der FAA erfüllt seien.
Durch das neue Problem dürfte sich die Startfreigabe für die 737 verzögern: Hatte es zuletzt noch geheißen, das Flugverbot könne eventuell noch diesen Monat aufgehoben werden, sagten die Insider nun, ein erster Testflug werde nicht vor dem 8. Juli stattfinden. Die FAA werde dann mindestens zwei bis drei Wochen benötigen, um die Ergebnisse der Tests zu prüfen. Boeing erklärte, man arbeite eng mit der FAA zusammen, um die MAX wieder sicher in die Luft zu bringen. Der internationale Luftfahrtverband IATA rief Regulierungsbehörden auf, die technischen Anforderungen und Fristen für die sichere Wiedereinführung der 737 MAX zu koordinieren. Der Branchenverband forderte auch eine globale Angleichung an die zusätzlichen Ausbildungsanforderungen für 737 MAX-Piloten.
Wichtige Boeing-Kunden wie American Airlines (O:AAL) und Southwest Airlines (N:LUV) haben die 737 MAX erst wieder Anfang September im Flugplan. Am Mittwoch teilte auch United Airlines (O:UAL) mit, vor dem 3. September seien keine Flüge mit dem Modell geplant. Der Reisekonzern TUI (DE:TUIGn) erwartet nach eigenen Angaben keine zusätzlichen finanziellen Auswirkungen von den jüngsten Problemen der Maschine. TUI muss bereits bis zu 300 Millionen Euro an Kosten verkraften wegen der Notfallmaßnahmen, um das Flugzeug-Modell im Sommerflugplan zu ersetzen.
Ein Sprecher der Lufthansa (DE:LHAG) sagte, der Flugbetrieb sei nicht betroffen. Nur die Lufthansa-Beteiligung SunExpress habe Ersatzmaschinen für die ursprünglich eingeplanten acht 737 MAX-Flugzeuge geleast. Eine Stellungnahme von dem Ferienflieger, ob die neuen Boeing-Probleme die Pläne bei SunExpress zum Einsatz der 737 MAX-Flugzeugen beinflussten, war zunächst nicht zu erhalten.