Von Ambar Warrick
Investing.com - Der Ölpreis konnte am Donnerstag sein 3-Wochen-Hoch nicht behaupten. Schwache Konjunkturdaten aus China deuten auf weitere Probleme für den weltgrößten Rohölimporteur hin. Die Nachfrageaussichten für das schwarze Gold trübten sich außerdem durch weiter steigende US-Leitzinsen ein.
Chinas Dienstleistungssektor ist einer privaten Umfrage zufolge im Oktober den zweiten Monat hintereinander geschrumpft. Vor dem Hintergrund der erneuten Corona-Ausbrüche deutet der neue Datensatz auf eine fortgesetzte wirtschaftliche Schwäche des Landes hin.
Spekulationen über eine mögliche Lockerung der strikten Null-Covid-Politik hatten diese Woche die Stimmung gegenüber China etwas aufgehellt. Eine ausbleibende offizielle Bestätigung zu diesen Gerüchten kehrte die positive Stimmung jedoch schnell ins Gegenteil um.
Die nachlassende Ölnachfrage in China infolge mehrerer Corona-Lockdowns, die sich negativ auf die chinesische Wirtschaftstätigkeit niedergeschlagen haben, hat die Ölpreise in diesem Jahr belastet. Die Rohölimporte Chinas sind im Jahr 2022 stetig zurückgegangen. In Reaktion auf die schwächelnde lokale Nachfrage hat das Land außerdem seine Ölexportquoten erhöht.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl verbilligte sich um 0,4 % auf 95,79 USD pro Barrel, während das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI bis 3:35 Uhr MEZ um 0,6 % auf 89,44 USD pro Barrel nachgab. Beide Kontrakte konnten sich am Vortag noch erholen, nachdem die US-Rohöllagerbestände stärker als erwartet zurückgegangen waren.
Unterdessen hat die Fed gestern wie erwartet die Zinssätze deutlich erhöht. Vor dem Hintergrund der hartnäckig hohen Inflation warnte Fed-Chef Jerome Powell vor weiter steigenden Zinsen.
Die Stärke der US-Wirtschaft, die die Ölnachfrage bisher stabil gehalten hat, gibt der Fed auch mehr wirtschaftlichen Spielraum für weitere Zinsanhebungen.
An anderer Stelle wird die Bank of England heute im Verlauf des Tages ihren Leitzins ebenfalls kräftig um mindestens 75 Basispunkte anheben.
Steigende Zinssätze waren in diesem Jahr der größte Belastungsfaktor für die Ölpreise. An den Märkten herrscht die Befürchtung, dass eine globale Rezession die Nachfrage nach Rohöl erheblich beeinträchtigen würde. Höhere US-Zinsen ließen zudem den Dollar in unerwartete Höhen steigen und verteuerten die in Dollar gehandelten Rohstoffe.
Für Unterstützung sorgte in den letzten Monaten jedoch die Aussicht auf eine weitere Verknappung des Ölangebots.
Weitere Stützungsfaktoren für den Rohölpreis sind zunehmende geopolitische Spannungen im Nahen Osten. Laut einem Bericht plant der Iran den großen Ölproduzenten Saudi-Arabien anzugreifen. Ein solches Szenario dürfte für erhebliche Unterbrechungen bei der Ölversorgung sorgen.
Die OPEC, die kürzlich die Produktion gedrosselt hat, hat ebenfalls versprochen, die Rohölpreise bei Bedarf durch weitere Angebotskürzungen zu stützen. Die Organisation hat kürzlich ihre mittel- bis langfristigen Nachfrageprognosen angehoben und erklärt, dass eine globale Umstellung weg von fossilen Brennstoffen viel länger dauern wird als erwartet.