Von Ambar Warrick
Investing.com - Der Ölpreis hat am Freitag nach den schwächer als erwarteten US-Inflationsdaten leicht zugelegt. Gleichzeitig hat die rückläufige Inflation die Hoffnungen auf eine niedrigere Zinsanhebung der Fed im Dezember genährt. Grund zur Sorge bereitet allerdings weiter die wirtschaftliche Lage in China angesichts erneuter Corona-Lockdowns.
Die Rohölmärkte verfolgten eine breitere Rallye bei risikogetriebenen Vermögenswerten, nachdem sich die Verbraucherpreisinflation in den USA im Oktober stärker als erwartet verlangsamt hatte. Diese Entwicklung zeigt, dass die vielen scharfen Zinserhöhungen der Fed in diesem Jahr Früchte tragen.
Dank der guten Daten haben sich die Anleger nahezu einstimmig auf eine kleinere Zinsanhebung seitens der Fed geeinigt, um etwas Druck von der Wirtschaft zu nehmen. Allerdings sorgten die positiven Inflationsdaten für Belastung beim Dollar, was wiederum den Ölpreisen zugute kommt.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl stieg im frühen asiatischen Handel um 0,3 % auf 93,96 USD pro Barrel, während das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI um 0,4 % auf 86,78 USD pro Barrel stieg. Beide Kontrakte erzielten am Donnerstag nach den Inflationsdaten starke Zugewinne. Allerdings steht zum Abschluss der Handelswoche unter dem Strich ein Preisminus von 5 % bzw. 6 % zu Buche.
Derweil trugen auch die aktuellen Entwicklungen in Hongkong zu einer optimistischeren Stimmung auf den Märkten bei. Dort wurden einige Corona-Beschränkungen für Einreisende gelockert. Prompt kamen erneut Spekulationen zu einer gelockerten Null-Covid-Politik in ganz China auf.
China hat jedoch derzeit mit dem schlimmsten Corona-Ausbruch und stark steigenden Infektionszahlen seit Mai zu kämpfen. Daher hat sich dieser Enthusiasmus schnell wieder gelegt.
Bedenken hinsichtlich der schleppenden chinesischen Nachfrage waren diese Woche die größten Negativ-Faktoren für die Rohölpreise, da die lokalen Behörden Spekulationen zurückwiesen, dass das Land plant, seine strikte Null-Corona-Politik zurückzufahren.
China ist der weltweit größte Rohölimporteur, und ein Nachfragerückgang im Land in diesem Jahr aufgrund seiner disruptiven Anti-Corona-Politik belastete die Rohölpreise stark.
Sorgen über eine weltweite Konjunkturabschwächung aufgrund steigender Inflation und steigender Zinsen belasteten die Stimmung gegenüber den Ölmärkten ebenfalls.
Die US-Inflation ging im Oktober zwar stärker als erwartet zurück, lag aber immer noch deutlich über dem Jahresziel der Fed von 2 %. Zusammen mit Zinssätzen auf dem höchsten Stand seit 2008, stellt dies ein potenzielles Risiko für das Wirtschaftswachstum dar. Dies könnte sich wiederum negativ auf die weitere Ölpreisentwicklung auswirken.
Andererseits könnten die Rohölpreise mittelfristig von einer Verknappung des Angebots aufgrund von Produktionskürzungen und Sanktionen gegen Russland profitieren.