von Peter Nurse und Kim Khan
Investing.com - Der Ölpreis weist am Mittwochmorgen vor der zinspolitischen Entscheidung der Federal Reserve kaum eine Veränderung auf. Ein großer Lageraufbau bei den US-Rohöllagerbeständen überschattete einen Angriff auf eine saudische Ölanlage.
Der Preis für die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) verlor 0,10 Prozent auf 53,48 Dollar je Barrel. Ein Fass der Nordseesorte Brent verbilligte sich um 0,05 Prozent auf 58,84 Dollar je Barrel.
In der Woche bis zum 24. Januar stiegen die Ölbestände in den USA um 3,5 Millionen Barrel, wie die in Washington ansässige Energieagentur EIA mitteilte. Von Investing.com befragte Volkswirte hatten mit 482.000 Barrel gerechnet.
Die Benzinbestände erhöhten sich um 1,2 Millionen Barrel. Erwartet wurden 1,3 Millionen Barrel. Die Bestände der Destillate gingen um 1,3 Millionen Barrel zurück.
"Wieder einmal hat die EIA den Markt überrascht, diesmal mit einem Anstieg der Rohöllagerbestände, der mehr als sieben Mal den Markterwartungen entsprach", sagte Investing.com-Analyst Barani Krishnan. "Der Markt hält sich möglicherweise immer noch wegen der relativ besseren Zahlen für die Kraftstoffvorräte. Außerdem kommt später noch die Fed, obwohl ein Festhalten am aktuellen Zinsniveau als eine ausgemachte Sache gilt."
"Der Kraftstoffbestand ist positiv zu interpretieren, denn der Benzinaufbau lag 500.000 Barrel unter den Prognosen, und die Destillate entwickelten sich entgegen den Erwartungen", so Krishnan. "Der Rohölbestand passt wohl zu der mangelnden Raffinerieaktivität, die gegenüber dem üblichen Durchschnitt in den oberen 90 auf unter 90% gesunken ist."
"Der Export hat um fast 100.000 Barrel zugenommen, und die Lagerbestände in Cushing sind um 70.000 Barrel gestiegen; das ist nichts Ungewöhnliches. Und die Produktion bleibt auf einem Rekordhoch von 13 Millionen Barrel pro Tag."
Zusätzlich berichtete Bloomberg am Mittwoch von jemenitischen Houthi-Rebellen, die nach eigenen Angaben die Jazan-Anlage von Saudi Aramco (SE:2222) im Süden Saudi-Arabiens mit Raketen und Drohnen angegriffen hätten. In Jazan befindet sich eine Raffinerie mit einer Kapazität von 400.000 Barrel pro Tag.
Diese möglichen Auswirkungen auf das weltweite Angebot konnten die Ölpreise jedoch nicht im Plus halten, da die Besorgnis über das Ausmaß der Auswirkungen des tödlichen Coronavirus auf die chinesische Nachfrage nach Rohöl weiterhin besteht.
"Die Preisentwicklung seit letztem Dienstag lässt darauf schließen, dass der Markt als Folge des Wuhan-Virus einen ziemlich großen Einfluss auf die Nachfrage einpreist", sagten die ING-Analysten Warren Patterson und Wenyu Yao in einer Mitteilung.
British Airways war die erste globale Fluggesellschaft, die Flüge nach China stornierte, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Bisher sind von dem Virus über 6.000 Menschen betroffen, während 132 Todesopfer zu beklagen sind.
Die Auswirkungen auf den Ölpreis sind Stand heute ungewiss.