BRÜSSEL (dpa-AFX) - Wie können Autos ressourcenschonender gebaut und am Lebensende genutzt werden? Darüber diskutieren die Umweltministerinnen und -minister der EU in Brüssel. Grundlage für die Debatte ist ein Vorschlag der EU-Kommission für neue Vorgaben bei der Konstruktion von Fahrzeugen, um die Kreislauffähigkeit zu erhöhen. So werden etwa Anforderungen für die Wiederverwendbarkeit, Recyclingfähigkeit und Verwertbarkeit von Rohstoffen vorgeschlagen. Auch sollen nach Willen der Kommission Autos künftig so konzipiert werden, dass Teile leicht entfernt und ersetzt werden können.
Diskussion noch am Anfang
Die Diskussion zu möglichen neuen Vorgaben dürfte sich noch eine Weile ziehen. Es wird erwartet, dass sich die EU-Länder in den kommenden Monaten auf eine gemeinsame Position einigen. Dann muss auf dieser Grundlage in Verhandlungen mit dem Europaparlament ein Kompromiss gefunden werden, bevor neue Regeln in Kraft treten können.
"Kreislaufwirtschaft ist auch für die Automobilbranche ein entscheidender Faktor, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und krisenfester zu werden", sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke. Wenn bei der Fahrzeugherstellung Bauteile häufiger wiederverwendet und mehr Recyclingmaterialien in Neuwagen verbaut würden, spare dies Neumaterial, schone Ressourcen und senke die Kosten, so die Grünen-Politikerin. In der Diskussion mit ihren EU-Amtskollegen setze sie sich für einen Mindestanteil von recycelten Kunststoffen ein. Kunststoffe spielten in der Autoproduktion eine zentrale Rolle.
Deutsche Umwelthilfe: Vorschlag geht nicht weit genug
Von der Deutschen Umwelthilfe hieß es, die Automobilindustrie habe im Bereich der Kreislaufwirtschaft akuten Nachholbedarf. Es brauche ambitionierte und verbindliche Vorgaben, damit in Zukunft deutlich weniger Ressourcen verbraucht und mehr im Kreislauf geführt werden, sagte Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. "Im Entwurf fehlen jedoch Maßnahmen gegen den Trend zu immer größeren Fahrzeugen, zur Begrenzung des CO2-Ausstoßes in der Produktion, Vorgaben für eine gute Reparierbarkeit sowie Anreize zur Nutzung gebrauchter Ersatzteile", kritisierte sie.
Autos bauen verbraucht viele Ressourcen
Die Fahrzeugherstellung gehört zu den ressourcenintensivsten Wirtschaftszweigen. Nach Angaben der EU-Kommission entfallen auf die europäische Automobilindustrie zum Beispiel 19 Prozent der Nachfrage in der EU-Stahlindustrie (mehr als 7 Millionen Tonnen pro Jahr), 10 Prozent des Gesamtverbrauchs von Kunststoffen (6 Millionen Tonnen pro Jahr) sowie ein großer Anteil der Nachfrage nach Aluminium (42 Prozent für sämtliche Fahrzeuge, etwa 2 Millionen Tonnen pro Jahr).
Mit der Umstellung der zunehmenden Integration von Elektronik in Fahrzeuge werde zudem die Nachfrage nach Kupfer und kritischen Rohstoffen steigen, heißt es von der Kommission. Bei vielen Rohstoffen ist die EU derzeit abhängig von Importen aus Drittländern.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) begrüßt den Kommissionsvorschlag - sieht aber auch einiges kritisch. So müsste etwa die Zielvorgabe für den Anteil an recyceltem Kunststoff an das technisch Machbare angepasst werden. "Gleichermaßen müssen Vorgaben zur verpflichtenden Entfernung von Bauteilen technisch durchführbar, angemessen und verhältnismäßig ausgestaltet sein", sagte ein Sprecher.