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Bertelsmann-Stiftung - Deutsches Abgabensystem ungerecht

Veröffentlicht am 17.08.2017, 08:47
© Reuters. An illustration picture shows euro coins

Berlin (Reuters) - Das deutsche Steuer- und Abgabensystem ist nach einer Expertenstudie leistungsfeindlich und ungerecht.

"Leistung lohnt sich nicht immer", lautet der Befund einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Für die Bezieher geringerer Einkommen könnten Mehrarbeit und Lohnzuwächse dazu führen, dass sie am Ende des Monates im Extremfall sogar weniger Geld im Portemonnaie hätten als zuvor. Andererseits könnten Spitzenverdiener von einem zusätzlich verdienten Euro deutlich mehr behalten.

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Grund für diese Ungerechtigkeit ist der Studie zufolge das Zusammenwirken von Steuer-, Abgaben- und Transfersystemen. Die Autoren schlugen als Konsequenz daraus vor, mit Reformen sicherstellen, dass sich Mehrarbeit und höhere Löhne speziell auch für untere Einkommensgruppen lohnt. Vor allem eine bessere Abstimmung der unterschiedlichen Transfersysteme könnte helfen. "Mehr Arbeit und Lohn müssen sich für die Krankenschwester genauso auszahlen wie für den Unternehmensberater. Dass sich mehr Erwerbsarbeit lohnt, ist eines der zentralen Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft", formulierte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Aart De Geus.

Die Studie untersuchte anhand von Musterhaushalten, welcher Anteil eines zusätzlich verdienten Euros wieder abgegeben werden müsste, etwa wegen Beiträgen zur Sozialversicherung, Einkommenssteuern oder durch den Entzug von Sozialleistungen wie Wohngeld oder Kinderzuschlag. Das ist die effektive Grenzbelastung. So bleibe von einem hinzuverdienten Euro in einem Singlehaushalt mit einem jährlichen Bruttoeinkommen von 17.000 Euro nichts übrig. Bei einem Bruttoeinkommen von 75.000 Euro verbleiben dagegen 56 Cent in der Haushaltskasse.

Ähnlich sieht es der Studie zufolge bei Ehepaaren mit zwei Kindern und einem Alleinverdiener aus. Bei einem jährlichen Bruttoverdienst von 40.000 Euro bleiben von jedem zusätzlich verdienten Euro nur 56 Cent netto übrig. Hingegen kann ein vergleichbarer Haushaltstyp mit einem mehr als doppelt so hohen Einkommen von 90.000 Euro insgesamt 66 Cent behalten.

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