BERLIN (dpa-AFX) - Der britische Boykott des geplanten EU-Vertrags zur Haushaltskontrolle hat am Montag die Diskussion über die Zukunft Großbritanniens in der Union weiter befeuert. Die Vize-Präsidentin der EU-Kommission, Viviane Reding, äußerte sich zuversichtlich, dass London beim neuen EU-Vertrag doch noch einlenke. Britische Experten hielten dagegen sogar ein Ausscheiden Großbritanniens aus der Union für möglich.
'Aus der Erfahrung wissen wir, dass die sich immer etwas zieren und dann nach einer Brücke Ausschau halten, um doch noch dabei zu sein', sagte Reding dem Sender MDR Info. Wie lange das dauere, könne sie nicht sagen. 'Die Briten brauchen uns mehr, als wir die Briten brauchen.' Premierminister David Cameron werde für seine Blockadehaltung selbst von den Finanzjongleuren der City kritisiert, sagte Reding. Als Realisten wüssten die Briten, dass Isolation das Schlimmste sei, was ihrem Land passieren könne. Das Land sei zu sehr 'verzahnt mit Europa' und profitiere auch von der Union.
Dagegen hält der britische Politologe Anthony Glees einen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union für möglich. 'Wenn man nach 50 Jahren europäischer Zusammenarbeit immer noch skeptisch ist (...), dann ist man eigentlich nie für die Europäische Union zu gewinnen', sagte der Universitätsprofessor aus Buckingham nordwestlich von London im Deutschlandfunk. In der EU sei es wie in einer Ehe: 'Wenn einer nicht mehr will, dann ist die Ehe aus.' Mit seiner EU-Skeptsis stoße Cameron auf viel Zustimmung in der Bevölkerung. 'Das ist die große Gefahr für Europa, für Cameron, aber auch für Großbritannien.'
Der Fraktionschef der Grünen im Europaparlament, Daniel Cohn-Bendit, sagte, Großbritannien könne nicht immer nur auf die Bremse treten. 'Jetzt müsste er (Cameron) konsequenterweise zulassen, dass es in Großbritannien einen Volksentscheid gibt, ob das Land in der Europäischen Union bleibt oder nicht. Aber das Drinbleiben und die Entwicklung der EU zu blockieren ist falsch und gefährlich. Und er ist zu feige, diese Auseinandersetzung in England zu führen', sagte Cohn-Bendit im rbb-Inforadio.
Der frühere EU-Industriekommissar Günter Verheugen (SPD) nannte Londons Fernbleiben ein ernsthaftes Problem für die EU. 'Wir brauchen die Briten in der Europäischen Union und wir sollten alles tun, um sie drinnen zu halten', sagte er in Bayern2Radio. 'Wenn wir anfangen darüber zu reden, auf wen wir verzichten können, ist das der Anfang vom Ende.' Es entstehe der Eindruck, dass Deutschland und Frankreich in der EU befehlen würden. 'Auf jeden Fall wäre es vielleicht hilfreich gewesen, in einem normalen diplomatischen Verfahren einen so wichtigen Partner wie Großbritannien in diese Politik mit einzubeziehen.'
FDP-Generalsekretär Christian Lindner warf Großbritannien Selbstisolierung in der EU vor. 'Camerons Rücksichtnahme auf die britische Finanzindustrie ist mir zu kurzfristig gedacht', sagte er dem 'Hamburger Abendblatt' (Montag). Reformen im Interesse eines stabilen Finanzsystems seien auch für die Londoner City unerlässlich. 'Wir sollten ihnen (den Briten) eine Tür zur Rückkehr offen halten.'/as/amr/hn/DP/bgf
'Aus der Erfahrung wissen wir, dass die sich immer etwas zieren und dann nach einer Brücke Ausschau halten, um doch noch dabei zu sein', sagte Reding dem Sender MDR Info. Wie lange das dauere, könne sie nicht sagen. 'Die Briten brauchen uns mehr, als wir die Briten brauchen.' Premierminister David Cameron werde für seine Blockadehaltung selbst von den Finanzjongleuren der City kritisiert, sagte Reding. Als Realisten wüssten die Briten, dass Isolation das Schlimmste sei, was ihrem Land passieren könne. Das Land sei zu sehr 'verzahnt mit Europa' und profitiere auch von der Union.
Dagegen hält der britische Politologe Anthony Glees einen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union für möglich. 'Wenn man nach 50 Jahren europäischer Zusammenarbeit immer noch skeptisch ist (...), dann ist man eigentlich nie für die Europäische Union zu gewinnen', sagte der Universitätsprofessor aus Buckingham nordwestlich von London im Deutschlandfunk. In der EU sei es wie in einer Ehe: 'Wenn einer nicht mehr will, dann ist die Ehe aus.' Mit seiner EU-Skeptsis stoße Cameron auf viel Zustimmung in der Bevölkerung. 'Das ist die große Gefahr für Europa, für Cameron, aber auch für Großbritannien.'
Der Fraktionschef der Grünen im Europaparlament, Daniel Cohn-Bendit, sagte, Großbritannien könne nicht immer nur auf die Bremse treten. 'Jetzt müsste er (Cameron) konsequenterweise zulassen, dass es in Großbritannien einen Volksentscheid gibt, ob das Land in der Europäischen Union bleibt oder nicht. Aber das Drinbleiben und die Entwicklung der EU zu blockieren ist falsch und gefährlich. Und er ist zu feige, diese Auseinandersetzung in England zu führen', sagte Cohn-Bendit im rbb-Inforadio.
Der frühere EU-Industriekommissar Günter Verheugen (SPD) nannte Londons Fernbleiben ein ernsthaftes Problem für die EU. 'Wir brauchen die Briten in der Europäischen Union und wir sollten alles tun, um sie drinnen zu halten', sagte er in Bayern2Radio. 'Wenn wir anfangen darüber zu reden, auf wen wir verzichten können, ist das der Anfang vom Ende.' Es entstehe der Eindruck, dass Deutschland und Frankreich in der EU befehlen würden. 'Auf jeden Fall wäre es vielleicht hilfreich gewesen, in einem normalen diplomatischen Verfahren einen so wichtigen Partner wie Großbritannien in diese Politik mit einzubeziehen.'
FDP-Generalsekretär Christian Lindner warf Großbritannien Selbstisolierung in der EU vor. 'Camerons Rücksichtnahme auf die britische Finanzindustrie ist mir zu kurzfristig gedacht', sagte er dem 'Hamburger Abendblatt' (Montag). Reformen im Interesse eines stabilen Finanzsystems seien auch für die Londoner City unerlässlich. 'Wir sollten ihnen (den Briten) eine Tür zur Rückkehr offen halten.'/as/amr/hn/DP/bgf