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VW-Betriebsrat will Randbereiche fördern, nicht verkaufen

Veröffentlicht am 08.06.2018, 11:01
Aktualisiert 08.06.2018, 11:10
© Reuters. Volkswagen's logos are pictured at the 45th Tokyo Motor Show in Tokyo, Japan
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- von Jan Schwartz und Andreas Cremer

Wolfsburg (Reuters) - Der VW-Betriebsrat lehnt den Verkauf von Randbereichen des Konzerns ab, sperrt sich aber nicht gegen andere Lösungen.

"Bei der Übernahme von MAN haben Ferdinand Piëch und ich der Belegschaft von Renk und Diesel & Turbo versprochen, dass wir diese Sparten nicht verkaufen", sagte Betriebsratschef Bernd Osterloh in einem am Freitag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Renk ist ein Getriebehersteller. Allerdings will die bei VW sehr einflussreiche Arbeitnehmervertretung einem Vorankommen dieser Bereiche nicht im Weg stehen. "Wir werden darüber sprechen, wie wir den Maschinenbau mit intelligenten Lösungen weiter entwickeln. Das Geschäft darf nicht stehenbleiben." Darüber sei er auch mit Konzernchef Herbert Diess einig, sagte Osterloh, der auch im mächtigen Präsidium des Aufsichtsrats sitzt.

Diess hatte auf der Hauptversammlung angekündigt, dass er im Zuge des Konzernumbaus über die Abspaltung von Randbereichen nachdenkt. "Für Nicht-Kerngeschäfte wie Ducati, Renk oder MAN Diesel & Turbo werden wir belastbare Zukunftsperspektiven erarbeiten", hatte er Anfang Mai gesagt. Diese Überlegungen könnten zu einer Perspektive dieser Bereiche im Konzern führen. Aber auch Ausgliederungen seien denkbar. Damit geht Diess nicht so weit wie sein Vorgänger Matthias Müller. Der hatte einer Zeitung im Herbst gesagt, man arbeite aktiv am Verkauf mehrerer Bereiche, die nicht länger zum Kerngeschäft gehörten. Er war damit bei den Eignerfamilien Porsche (DE:PSHG_p) und Piech angeeckt, die über die Holding Porsche SE gut 52 Prozent an Volkswagen (DE:VOWG) halten und einen Verkauf von Konzernteilen kritisch sehen. Hans-Michel Piech etwa lehnt einem Insider zufolge eine Trennung von der Motorradmarke Ducati ab. Er gibt neben Familiensprecher Wolfgang Porsche den Ton in dem verzweigten Clan an. Müller war im April von Diess abgelöst worden, dem ein enger Draht zu den Eignerfamilien nachgesagt wird.

Die Töchter Renk und Diesel & Turbo wurden anders zugeordnet, als Volkswagen aus MAN und Scania vor einigen eine Lkw-Gruppe schmiedete. Daraus wurde später die Lkw-Sparte Truck & Bus, zu der auch das Nutzfahrzeuggeschäft in Brasilien gehört. Die Sparte soll Insidern zufolge Anfang nächsten Jahres an die Börse gebracht werden. Über einen möglichen Verkauf von Renk und MAN Diesel & Turbo wird schon seit längerem spekuliert. Experten halten es für möglich, dass Diesel & Turbo oder Renk mit einem Partner zusammenlegt werden, um die Wachstumsaussichten zu erhöhen.

ZWEI MILLIARDEN EINGESPART

© Reuters. Volkswagen's logos are pictured at the 45th Tokyo Motor Show in Tokyo, Japan

Der Betriebsratschef machte zudem deutlich, dass Volkswagen gewaltige Reserven hat, die Diess mit dem Konzernumbau mobilisieren kann. "Durch die Markenfamilien können noch mehr Synergien gehoben werden." Bei der Umsetzung des Baukastenprinzips würden aufgrund von Doppelarbeiten und Markenegoismen bisher Ressourcen verschwendet. VW komme beim Sparen gut voran, sagte Osterloh. "Wenn ich mir die Zahlen anschaue, zeigt sich, dass wir die geplanten Effizienzsteigerungen aus dem Zukunftspakt für dieses Jahr von knapp über zwei Milliarden Euro erreichen werden."

Volkswagen hatte mit der Arbeitnehmervertretung vor eineinhalb Jahren einen Pakt geschlossen, um die Kosten der damals ertragsschwachen Marke zu senken. Ab 2020 soll sich der Gewinn dadurch um rund 3,7 Milliarden Euro pro Jahr verbessern. Im vergangenen Jahr lagen die Einsparungen bereits bei 2,1 Milliarden Euro.

Synergien könnten teilweise erst mit einem Modellwechsel gehoben werden. "Bei Volkswagen werden darum viele Verbesserungen erst mit dem Golf 8 kommen." Die Neuauflage des Bestsellers ist für 2019 geplant. 2019/2020 werde es durch das Baukastensystem für Elektroautos (MEB) sowie durch die konsequenten Einhaltung des modularen Querbaukastens (MQB) "einen richtigen Schub" geben, sagte Osterloh. Konzernkenner halten es für möglich, dass Volkswagen den operativen Gewinn in einigen Jahren auf 25 (2017: 13,8) Milliarden Euro nahezu verdoppeln wird.

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