* Finanzinstitut kündigt Rückzahlung von Staatshilfen an
* Auftragseingänge der deutschen Industrie schieben Dax an
* Bankaktien aus Portugal und Griechenland gefragt
(neu: Metro, US-Börsen, Euro-Stoxx, EDF, europäische Banken)
Frankfurt, 06. Apr (Reuters) - Mit der geplanten Rückzahlung
eines Großteils ihrer Staatshilfen hat die Commerzbank
am Mittwoch für Wirbel am deutschen Aktienmarkt gesorgt. Die
Papiere schlossen mit einem Plus von 1,9 Prozent auf 5,70 Euro
als einer der größten Dax<.GDAXI>-Gewinner, nachdem sie zunächst
im Minus gestartet waren. "Wenn die Commerzbank sich aus
Staatshilfen herauskaufen kann, wird das durchaus als
Befreiungsschlag gesehen", sagte ein Händler. Der Dax selbst
beendete den Handel 0,6 Prozent höher bei 7215 Punkten und wurde
dabei gestützt von guten Auftragsdaten der deutschen Industrie.
Im Februar sammelten die Unternehmen viermal so viele Aufträge
ein wie erwartet. "Die Auftragsdaten untermauern unsere
Einschätzung, dass das deutsche BIP-Wachstum in diesem Jahr mit
2,8 Prozent erneut überdurchschnittlich stark ausfallen wird",
schrieb Postbank-Analyst Thilo Heidrich. Die
US-Börsen<.DJI><.SPX><.IXIC> notierten zum Handelsschluss in
Europa ebenfalls fester. Der Euro-Stoxx50<.STOXX50E> beendete
den Tag 0,7 Prozent im Plus.
Größter Dax-Gewinner war die Metro mit einem
Aufschlag von 3,2 Prozent.
Fast die Hälfte des gesamten Geschäfts der ersten deutschen
Börsenliga konzentrierte sich bis Handelsschluss auf die
Commerzbank. Mit rund 68 Millionen Stück wurden so viele Aktien
des Geldhauses gehandelt wie nie zuvor. Das von der Finanzkrise
gebeutelte Institut will innerhalb von drei Monaten rund 14,3
Milliarden der 16,2 Milliarden Euro an Stillen Einlagen tilgen
und dafür auch mehrere Milliarden Euro an frischem Kapital
aufnehmen. Der Rest der Staatshilfen soll bis spätestens 2014
abgelöst werden. Der Anteil der Investoren, die auf fallende
Kurse bei der Commerzbank gesetzt und die Aktie leer verkauft
hätten, sei relativ groß, sagte ein Börsianer. Sie müssten sich
nun wieder mit den Papieren eindecken, bevor die Titel abzüglich
der Bezugsrechte für die Kapitalerhöhung gehandelt würden. Bei
"Leerverkäufen" leihen sich Anleger eine bestimmte Aktie und
verkaufen sie dann, weil sie hoffen, dass sie das Papier später
wieder billiger kaufen und an den Verleiher zurückgeben können.
Letztere haben bei der Commerzbank allerdings ein Interesse
daran, die verliehenen Aktien bald zurückzuerhalten, um das
Bezugsrecht auch ausüben zu können.
Der europäische Stoxx-Bankenindex<.SX7P> gewann rund zwei
Prozent. Zu den größten Gewinnern zählten die Aktien
portugiesischer und griechischer Banken. So stiegen die Titel
der griechischen Alpha Bank um 5,5 Prozent, die der
National Bank legten 3,5 Prozent zu. Der Chef der
National Bank, Vassilis Rapanos sagte Reuters, die meisten
griechischen Banken hätten genug Kapital, um die anstehenden
Stresstests zu bestehen. Allerdings hielten sich trotz aller
Dementis die Gerüchte über eine baldige Umstrukturierung der
Staatsschulden des Landes. Von den portugiesischen Banken
gewannen Millennium bcp mit 4,2 Prozent am deutlichsten,
gefolgt von der Banco Espirito Santo, die sich 3,5 um
Prozent verteuerten. Portugal musste zwar bei der jüngsten
Anleihenauktion höhere Zinsen zahlen, Händler verwiesen aber
darauf, dass dies am Markt schon eingepreist worden sei und
Anleger unterstellten, dass im Falle von Problemen der
Rettungsfonds der Euro-Zone der Regierung in Lissabon zur Hilfe
eilen würde.
CITI-KOMMENTAR VERLEIHT THOMAS COOK UND TUI TRAVEL FLÜGEL
Eine Hochstufung sorgte an der Londoner Börse für Bewegung.
Die Aktien der beiden britischen Touristik-Konzerne Thomas
Cook und TUI Travel markierten mit 178,7
beziehungsweise 237,2 Pence jeweils ein Vier-Wochen-Hoch. Die
Citigroup setzte Thomas Cook auf "Buy" von "Hold" und TUI Travel
auf "Hold" von "Sell". "Beide Aktien haben in den vergangenen
beiden Monaten wegen der Unruhen in Tunesien und Ägypten, der
Furcht vor einer nachlassenden Konsumlaune und wegen des hohen
Ölpreises deutlich verloren", schrieben die Analysten in einer
Studie. Auf dem aktuellen Niveau seien die Papiere wieder
attraktiv. Thomas Cook schlossen mit einem Plus von 3,2 Prozent,
die Anteilsscheine von TUI Travel kletterten um 2,6 Prozent. Die
Papiere des TUI-Travel-Großaktionärs TUI schlossen
nach den kräftigen Vortagesgewinnen 0,2 Prozent im Minus.
(Reporter: Tom Körkemeier, Daniela Pegna, Hakan Ersen,
Kirsti Knolle, Philipp Halstrick; redigiert von Jörn Poltz)