Von Barani Krishnan
Investing.com - Die Ölpreise setzten am Dienstag ihren unaufhörlichen Anstieg fort und so näherte sich die US-Leitsorte WTI bis auf wenige Cents der Marke von 80 US-Dollar pro Barrel an. So hoch stand US-Öl zuletzt im Jahr 2014. Für Fantasie unter den Bullen sorgt weiterhin die Aussicht auf eine Unterversorgung des Ölmarktes auf dem Weg in die kalten Wintermonate.
Mit der jüngsten Tagesrallye um 1,7 % erzielten die Ölpreise das vierte Tagesplus hintereinander. Zu Wochenbeginn hatten die wichtigsten Förderländer beschlossen, trotz des weltweiten Versorgungsengpasses und der sich von Tag zu Tag zuspitzenden Inflation, ihre Fördermengen weiterhin nur schrittweise zu erhöhen.
Seit dem in der Geschichte einmaligen Absturz ins Negative im April 2020 schloss die US-Referenzsorte West Texas Intermediate am Dienstag mit einem Tagesplus von 1,31 Dollar oder 1,7 % auf 78,93 Dollar pro Barrel. Zuvor hatte WTI mit 79,47 Dollar ein Siebenjahreshoch erreicht. Die amerikanische Ölsorte hat in diesem Jahr bereits 63 % und allein in den letzten vier Sitzungen etwa 5 % zugelegt.
Die in London gehandelte Rohölsorte Brent beendete die heutige Sitzung mit einem Preis von 82,56 Dollar pro Barrel und verteuerte sich damit um 1,30 Dollar oder 1,6 %. Brent hatte im Laufe der Sitzung mit 83,11 Dollar seinen Höchststand erreicht. Im Jahresverlauf ist der Preis um 60 % gestiegen.
Seitdem die OPEC+ - die sich aus der 13 Mitglieder zählenden Organisation erdölexportierender Länder unter saudischer Führung und einer von Russland geleiteten Gruppe von 10 weiteren Produzenten zusammensetzt - eine konstante Erhöhung der Produktion um 400.000 Barrel pro Tag bis April 2022 beschlossen hat, befinden sich die Ölpreise in einem Höhenflug.
Scott Shelton, Energie-Broker bei ICAP (LON:NXGN) in Durham, North Carolina, bezeichnete das Ergebnis als "perfekten Sturm" für die Ölbären. "Die OPEC signalisierte keinerlei Interesse, mehr als 400.000 Barrel täglich auf den Markt zu bringen."
Die Ölpreis-Rallye am Dienstag erfolgte kurz vor der Bekanntgabe der wöchentlichen US-Lagerbestandsdaten durch das American Petroleum Institute.
Das API gibt seine Schätzung zu den US-amerikanischen Rohöl-, Benzin- und Destillatbeständen für die Woche bis zum 1. Oktober um 22.30 Uhr bekannt. Die Zahlen gelten als Indikator für die offiziellen wöchentlichen Bestandsdaten, die am Mittwoch von der EIA (U.S. Energy Information Administration) veröffentlicht werden.
Die von Investing.com befragten Ölmarktbeobachter prognostizieren einen Rückgang der Rohölvorräte um 418.000 Barrel in der vergangenen Woche, gegenüber einem Aufbau von 4,58 Millionen in der Vorwoche.
Die Benzinbestände dürften um 279.000 Barrel gestiegen sein. In der Vorwoche waren sie um 193.000 Barrel gestiegen.
Die Vorräte an Destillaten, zu denen Diesel und Heizöl gehören, dürften sich um 1,0 Millionen Barrel erhöhen, nach einem Zuwachs von 385.000 in der Vorwoche.