Berlin (Reuters) - Die deutsche Industrie hat ungeachtet der zuletzt schwächelnden Nachfrage ein dickes Auftragspolster angelegt.
Die Reichweite lag im April unverändert bei 5,6 Monaten, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Selbst wenn von heute auf morgen kein Neugeschäft mehr zustände käme, könnten die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes theoretisch knapp ein halbes Jahr weiter produzieren, ohne Umsatzeinbußen hinnehmen zu müssen. Eine größere Reichweite gab es noch nie seit Beginn der Statistik 2015. Besonders gut gefüllt sind die Auftragsbücher bei den Herstellern von Investitionsgütern wie Maschinen und Fahrzeugen: Hier reicht der Auftragsbestand 7,6 Monate.
Die hohe Reichweite gilt als Puffer in unruhigen Zeiten. Die deutsche Industrie steckt in der längsten Auftragsflaute seit der weltweiten Finanzkrise 2008/09. Im April sammelte sie bereits den vierten Monat in Folge weniger Bestellungen ein. Die Unternehmen erhielten 2,5 Prozent weniger Aufträge als im Vormonat, wofür die schwache Nachfrage aus Deutschland und der Euro-Zone sorgte. Export-Europameister Deutschland bekommt dabei den Handelskonflikt mit den USA, die Verunsicherung durch den näher rückenden EU-Austritt Großbritanniens und weltweit zunehmende Handelshürden wie höhere Zölle oder zusätzliche Zertifizierungen zu spüren.