FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 28. November 2012. Der Optimismus für DAX-Aktien bleibt trotz einiger Gewinnmitnahmen nun schon die siebte Woche in Folge robust und richtet sich weitgehend immer noch am Strom längerfristig orientierter Anleger aus.
Die jüngste Entwicklung der Marktstimmung, die die Börse Frankfurt allwöchentlich bei mittelfristig orientierten Marktteilnehmern durchführt, hat die in der vergangenen Woche geäußerte Ansicht bestätigt, der Markt werde von einem zweigeteilten DAX-Optimismus beherrscht. Demnach gab es zuletzt eine große Mehrheit von rund 90 Prozent der Bullen, deren Meinung bereits die siebte Woche in Folge robust und ungetrübt positiv gegenüber dem Aktienmarkt eingestellt bleibt. Das übrige Zehntel dieser Gruppe, das sich für den DAX als Käufer interessierte, als er noch vor 12 Tagen kurzzeitig unter die 7.000er Marke gefallen war, hat dagegen sehr sensibel auf Preisveränderungen reagiert. Weil der DAX im Wochenvergleich noch einmal um mehr als 2 Prozent zulegte, hat sich diese Splittergruppe folgerichtig wieder von ihren Beständen mit mancherorts sattem Gewinn getrennt. Denn der Bull/Bear-Index ist beinahe wieder auf das Niveau von vor zwei Wochen zurückgefallen. Diese Gewinnmitnahmen zeigen sich auch in der heutigen Wanderung von 6 Prozent der Bullen, die fast alle ins Lager der Neutralen gezogen sind.
Bereinigter Optimismus
Damit sind die längerfristig orientierten Hardcore-Optimisten praktisch wieder unter sich, machen aber dennoch eine Mehrheit von 58 Prozent aller Befragten Investoren aus. Und die Entwicklung der vergangenen Wochen hat gezeigt, dass sich diese Gruppe nicht von fundamentalen oder kurstechnischen Entwicklungen beeinflussen lässt. Nein, es gibt keinen tief verwurzelten Glauben, die Probleme der Eurozone seien nunmehr gelöst, die globale Ökonomie auf einem guten Weg oder die Bewertungen seien attraktiver geworden. Das einzige, was zählt, ist offenbar ein immer noch nicht versiegen wollender Kapitalstrom in deutsche Aktien. Dabei sollten wir nicht vergessen, dass es sich bei den DAX-Bullen um die gleichen Fondsmanager handelt, die noch im dritten Quartal dieses Jahres ausgeprägt pessimistisch gewesen waren, aber seit Anfang Oktober ihre Meinung scheinbar unmotiviert um 180 Grad gedreht hatten. Dies ist auch der Grund, warum diese Akteure nicht in der Lage sind, Gewinne im herkömmlichen Sinne zu realisieren - sie sind im DAX nicht übergewichtet, sondern allenfalls angemessen ('at benchmark') investiert. Deswegen werden die Optimisten mit dem DAX solange mitschwingen, bis sich der Kapitalstrom markant verringert hat.
Damit stellt der derzeitige Optimismus für den DAX weiterhin keine Bedrohung dar. Vielmehr zeigen die oben genannten erwarteten Gewinnmitnahmen einer kleinen Minderheit (also diejenigen, die von den Kapitalströmen nichts zu sehen bekommen haben), dass sogar von einer stimmungsbereinigten Situation für den Aktienmarkt ausgegangen werden kann. Dies wird sich erst ändern, wenn sich bei den mittelfristig orientierten Investoren aufgrund entsprechend guter Fundamentaldaten oder beim Überschreiten des bisherigen Jahreshochs ein zusätzlicher Kaufgrund zum bereits bestehenden Kapitalstrom in den DAX ergibt, der dann, aber erst dann, zu einer Übergewichtung in deutschen Standardwerten führen kann.
Möchten Sie die Marktstimmung jede Woche an Ihre E-Mail erhalten, dann melden Sie sich an für den Börse Frankfurt Newsletter unter www.boerse-frankfurt.de/newsletter.
© 28. November 2012/Joachim Goldberg, cognitrend
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Die jüngste Entwicklung der Marktstimmung, die die Börse Frankfurt allwöchentlich bei mittelfristig orientierten Marktteilnehmern durchführt, hat die in der vergangenen Woche geäußerte Ansicht bestätigt, der Markt werde von einem zweigeteilten DAX-Optimismus beherrscht. Demnach gab es zuletzt eine große Mehrheit von rund 90 Prozent der Bullen, deren Meinung bereits die siebte Woche in Folge robust und ungetrübt positiv gegenüber dem Aktienmarkt eingestellt bleibt. Das übrige Zehntel dieser Gruppe, das sich für den DAX als Käufer interessierte, als er noch vor 12 Tagen kurzzeitig unter die 7.000er Marke gefallen war, hat dagegen sehr sensibel auf Preisveränderungen reagiert. Weil der DAX im Wochenvergleich noch einmal um mehr als 2 Prozent zulegte, hat sich diese Splittergruppe folgerichtig wieder von ihren Beständen mit mancherorts sattem Gewinn getrennt. Denn der Bull/Bear-Index ist beinahe wieder auf das Niveau von vor zwei Wochen zurückgefallen. Diese Gewinnmitnahmen zeigen sich auch in der heutigen Wanderung von 6 Prozent der Bullen, die fast alle ins Lager der Neutralen gezogen sind.
Bereinigter Optimismus
Damit sind die längerfristig orientierten Hardcore-Optimisten praktisch wieder unter sich, machen aber dennoch eine Mehrheit von 58 Prozent aller Befragten Investoren aus. Und die Entwicklung der vergangenen Wochen hat gezeigt, dass sich diese Gruppe nicht von fundamentalen oder kurstechnischen Entwicklungen beeinflussen lässt. Nein, es gibt keinen tief verwurzelten Glauben, die Probleme der Eurozone seien nunmehr gelöst, die globale Ökonomie auf einem guten Weg oder die Bewertungen seien attraktiver geworden. Das einzige, was zählt, ist offenbar ein immer noch nicht versiegen wollender Kapitalstrom in deutsche Aktien. Dabei sollten wir nicht vergessen, dass es sich bei den DAX-Bullen um die gleichen Fondsmanager handelt, die noch im dritten Quartal dieses Jahres ausgeprägt pessimistisch gewesen waren, aber seit Anfang Oktober ihre Meinung scheinbar unmotiviert um 180 Grad gedreht hatten. Dies ist auch der Grund, warum diese Akteure nicht in der Lage sind, Gewinne im herkömmlichen Sinne zu realisieren - sie sind im DAX nicht übergewichtet, sondern allenfalls angemessen ('at benchmark') investiert. Deswegen werden die Optimisten mit dem DAX solange mitschwingen, bis sich der Kapitalstrom markant verringert hat.
Damit stellt der derzeitige Optimismus für den DAX weiterhin keine Bedrohung dar. Vielmehr zeigen die oben genannten erwarteten Gewinnmitnahmen einer kleinen Minderheit (also diejenigen, die von den Kapitalströmen nichts zu sehen bekommen haben), dass sogar von einer stimmungsbereinigten Situation für den Aktienmarkt ausgegangen werden kann. Dies wird sich erst ändern, wenn sich bei den mittelfristig orientierten Investoren aufgrund entsprechend guter Fundamentaldaten oder beim Überschreiten des bisherigen Jahreshochs ein zusätzlicher Kaufgrund zum bereits bestehenden Kapitalstrom in den DAX ergibt, der dann, aber erst dann, zu einer Übergewichtung in deutschen Standardwerten führen kann.
Möchten Sie die Marktstimmung jede Woche an Ihre E-Mail erhalten, dann melden Sie sich an für den Börse Frankfurt Newsletter unter www.boerse-frankfurt.de/newsletter.
© 28. November 2012/Joachim Goldberg, cognitrend
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)