(neu: Schlusskurse, Analystenkommentare von Kepler Cheuvreux und S&P)
PARIS (dpa-AFX) - Ein stornierter Großauftrag hat die Airbus-Aktien PSE:AIR am Mittwoch kräftig ins Minus gedrückt. Wenige Monate vor der Auslieferung des ersten Flugzeugs vom Typ A350 hat die arabische Fluggesellschaft Emirates ihre komplette Bestellung über 70 Maschinen des neuen Langstreckenfliegers zurückgezogen. Zum Handelsende verloren die Airbus-Papiere 3,05 Prozent auf 52,18 Euro. Der MDax ETR:MDAX rutschte um 0,83 Prozent ab. Von dem Rückschlag betroffen war auch der britische Triebwerkshersteller Rolls-Royce
Der Auftrag sei aus Börsensicht wichtig für den Luftfahrt- und Rüstungskonzern gewesen und entsprechend drücke der Rückzug auf die Stimmung, sagte ein Händler. Emirates sei schließlich einer der bedeutendsten Airbus-Kunden, allerdings vor allem für das Großraumflugzeug A380. Im Vorjahr habe sich die arabische Fluggesellschaft aber schon für den Kauf von Boeing-777X-Flugzeugen entschieden und damit dem A350-Konkurrenzmodell neue Bedeutung in der Emirates-Flotte gegeben.
ANALYST: AUFTRAGSENTWICKLUNG GENAU BEOBACHTEN
DZ-Bank-Analyst Markus Turnwald sprach von einer negativen Überraschung. Airbus habe seit einiger Zeit eine relativ hohe Stornoquote. Daher werde er die weitere Entwicklung der Auftragslage sorgfältig beobachten. Die Stornierung beinhalte aber auch einen positiven Aspekt: Aufgrund des frühen Zeitpunkts der Order dürfte der Rabatt besonders groß gewesen sein. Der Rückzug könnte somit der Profitabilität helfen. Turnwald bleibt zuversichtlich für die Auftragsdynamik von Airbus.
Die Kündigung komme kurz vor der wichtigen Farnborough Airshow und könnte daher neue Aufträge nach sich ziehen. Allerdings scheine der A350 Marktanteile gegenüber dem US-Rivalen Boeing 787 Dreamliner zu verlieren, wie Turnwald betont. Nun steige auch der Druck, den A380 zu überarbeiten, denn Emirates sei hier der mit Abstand größte Kunde.
FLOTTENPLÄNE IM VORDERGRUND
Stephan Böhm von der Commerzbank schrieb, die Emirates-Stornierung deute eher auf ein Überdenken der eigenen Flottenausrichtung als auf Unzufriedenheit mit diesem Flugzeugmuster hin. Der Rückzug von Emirates habe auch nur geringe Auswirkungen auf die Produktion des A350.
Ähnlich argumentierte Christophe Menard vom Analysehaus Kepler Cheuvreux. Emirates treffe Entscheidungen zu seiner Flotte und wolle vermutlich kein neues Flugzeugmuster hinzunehmen, nachdem im Jahr 2013 bereits 150 Boeing-Jets vom Typ 777 bestellt worden seien. Die Abbestellung von Emirates sei kein Hinweis darauf, dass das A350-Programm seitwärts laufe. Dennoch komme die Stornierung unerwartet. Zusammen mit Meldungen über notwendige Reparaturen an den Türen beim A380 drückten sie erst einmal auf den Aktienkurs.
S&P HÄLT MARKTREAKTION FÜR ÜBERZOGEN
William Howlett von S&P Capital IQ findet das Kursminus allerdings übertrieben. Die Flugzeuge wären ohnehin erst ab 2019 ausgeliefert worden, und Airbus dürfte keine Probleme haben, einen Kunden dafür zu finden oder andernfalls die Produktion zu verlagern. Der Experte verwies auf das ausgesprochen prall gefüllte Auftragsbuch des Flugzeugbauers. Seine Schätzungen für den Gewinn je Aktie ließ er unverändert.jx/he